Der «Corona-Fridolin» mahnt zur Vorsicht, Geduld und Disziplin

Der 82-jährige Künstler und Maler Alois Michel wohnt seit vielen Jahren gemeinsam mit seiner Frau «Luisli» in einem heimeligen Häuschen mit Umschwung an der Mattstrasse ganz in der Nähe des Schwimmbades in Netstal. Seine Eltern Georges und Tamara Michel-Sergutschov haben eine äusserst bewegte Geschichte hinter sich.



Der «Corona-Fridolin» mahnt zur Vorsicht, Geduld und Disziplin

Der Ursprung führt uns in die damalige Sowjetunion, genauer gesagt in die Stadt Narva in der Nähe von St. Petersburg. Kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges im Jahr 1937 ging von der Zentralregierung in Moskau aus an alle in Russland lebenden Ausländer ultimativ die Aufforderung, entweder das russische Bürgerrecht anzunehmen oder das Land zu verlassen. So kehrten die Michels wieder in die Schweiz zurück, wo sie nach langer Abwesenheit sich in der angestammten Heimat wieder assimilierten.

Farben sind seine Passion

Doch zurück zu «Wisi». So nämlich wird Alois Michel in seinen Freundeskreisen liebevoll genannt. Als Vater einer Tochter und eines Sohnes, gelernter Maler mit Meisterprüfung und langjähriger Besitzer eines eigenen Malergeschäfts weiss unser Protagonist seit jeher mit Farben perfekt umzugehen. Von Berufes wegen weiss «Don Aloisius, so nannten ihn seine Freunde in seinem Feriendomizil in Calpe in Spanien, wie man Farben mischt. Und genau hier liegt einer seiner Stärken. Er liebt seit jeher den vielseitigen Mischprozess, das spannende Zusammenspiel der verschiedenen Farben und er freut sich jeweils tierisch an den erzielten Resultaten. Seine Bilder malt er hauptsächlich auf Acrylbasis, scheut sich aber nicht, ab und zu auch mit Öl- oder Wasserfarben zu experimentieren. Mit Fug und Recht darf man behaupten, dass «Wisi» ein Maler und Künstler nach altem Schrot und Korn ist. Er hat das Malen von der Pike auf gelernt, ist vielseitig und extrem experimentierfreudig. Immer wieder wartet er mit neuen Ideen auf. Ein Beispiel dafür sind seine Wahl- und Abstimmungskampagnen jeweils vor kommunalen, kantonalen und eidgenössischen Abstimmungen, wo er dezidiert und fadengerade seine Meinungen schwungvoll und mit viel Farbe auf ein Holzbrett malt und schreibt. «Der Wisi Michel, absolute Weltklasse», sagte mir kürzlich ein prominenter Netstaler.«Schreib doch einmal mal etwas über unseren Maler an der Mattstrasse»! Ich mache das nur allzu gerne, erlebte ich doch mit meinem Freund unzählige unvergessliche Stunden, sei es im Fussballklub Netstal, wo er viele Jahre als Präsident amtierte oder in seinem Feriendomizil in Spanien. Gäbe es den «Wisi» nicht, müsste man ihn erfinden», äusserte sich kürzlich lächelnd eine Nachbarin.

Friedreich Hundertwasser ist sein Vorbild

Als grosser Fan des österreichischen Künstlers Friedreich Hundertwasser finden wir in seinen Bildern Elemente, die jenen von Hundertwasser zumindest ähneln. Er lässt sich zwar von dessen Malstil inspirieren, verfolgt aber eisern seine eigene «Wisi-Michel-Linie». Seine Bilder sind pittoresk, teils sogar abstrakt, aber sie führen immer wieder zu einem Thema, sei das ein politisches, wirtschaftliches, religiöses oder wie im Moment das alles beherrschende Thema der Corona-Krise. Er widmet sein neuestes Bild in Sorge mit unseren Mitlandleuten unserem Landespatron St. Fridolin. So hat er kurzerhand den Kopf von St. Fridolin mit dem Kopf des «Seidenschwanzes», auch Pestvogel genannt, ausgewechselt.

Pestvogel, Pechvogel und Sterbevogel

Die sporadisch in Mitteleuropa erscheinenden, geheimnisvollen Seidenschwanzschwärme wurden von der damaligen Bevölkerung, insbesondere von denen des Mittelalters, für ein böses Vorzeichen gehalten. Aus dieser Vorstellungswelt rührt auch der im Niederländischen noch immer gebräuchliche Artname «Pestvogel» her; in der deutschsprachigen Schweiz wird er oft als «Pechvogel» oder «Sterbevögeli»benannt. Nur bei Nahrungsknappheit liess sich dieser Singvogel, der eigentlich in Nordskandinavien und Kanada lebt, in Mitteleuropa blicken. In Schwärmen «wie ein Näbel» erlebten ihn die Menschen der damaligen Zeit. Dann bekamen es die damaligen Zeitgenossen mit der Angst zu tun, folgten doch häufig Kälte, Dürre oder Hunger. In der Zeit, wo die Pest – auch «Schwarzer Tod» genannt – vom 15. bis in die Mitte des 17. Jahrhundert in unserem Kanton wütete, und dabei auch viele Netstaler ihr Leben lassen mussten, wurde der Pestvogel immer wieder «ins Spiel» gebracht. Als vielbelesener Mann kennt «Wisi» die Geschichte von der Pest. Damit begründet er, warum er unserem Landespatron den Kopf eines «Seidenschwanzes» aufsetzte. Er sieht sein Bild mit dem Titel «Corona Fridolin» Gestalt des heiligen Fridolin mit dem Kopf des «Pestvogels» mit dem riesigen Schnabel als Mahnmal für die schwere Zeit, die wir im Moment rund um den Globus wegen der «Pest des 21. Jahrhunderts», dem Corona-Virus erleben. Er will damit der Bevölkerung sagen: «Seid vorsichtig und gehorcht den Verordnungen des Bundesrates. Seid geduldig, denn es könnte noch lange dauern! Da kann man nur sagen: «Sein Wort in Gottes Ohr»!