«Der Gang Meli gegen Hunsperger 1968 in Glarus bleibt mir unvergessen»

Am 25. Juni kommt das Nordostschweizerische Schwingfest nach einem Unterbruch von 13 Jahren wieder ins Glarnerland, nach Mollis. Der 71-jährige, pensionierte Landwirt Fritz Beglinger hatte seit dem NOS 1968 in Glarus bei jedem Teilverbandsfest, welches im Glarnerland stattfand, eine Funktion inne. Als 16-jähriger Jungschwinger amtete er vor 55 Jahren als Täfelibueb, an einem Fest, das in die Annalen des Schwingsports einging.



NOS 2023 Geschichte zu OK-Mitglied Fritz Beglinger (Bild: j.heer)
NOS 2023 Geschichte zu OK-Mitglied Fritz Beglinger (Bild: j.heer)

Insgesamt fanden im Lande Fridolin schon sechs Nordostschweizerische statt. Während die Anlässe 1905, 1921 (beide in Glarus) und 1948 (Niederurnen) sehr weiter zurückliegen, gibt es drei Nordostschweizerische, an die sich jene des älteren Semesters noch erinnern können. Zu denen gehört Fritz Beglinger (Jahrgang 1952), ehemaliger Kranzschwinger, Klubpräsident des Schwingklub Niederurnen und Umgebung und Glarner Vertreter im NOS-Vorstand. Als das Nordostschweizerische nach einem Unterbruch von 20 Jahren 1968 wieder nach Glarus kam, lancierte der damals 16-Jährige seine Laufbahn beim Schwingklub Glarus. «Mit dem Zug fuhren Heinrich Laager und ich gemeinsam nach Glarus, um dort im Schwingkeller zu trainieren. Am Nordostschweizerischen 1968 war ich in der Platzmitte, auf Platz sieben, als Täfelibueb eingeteilt», weiss der Molliser zu berichten. Dieses Fest am Fusse des Glärnisch hatte denkwürdigen Charakter. «Es gibt noch einige Gänge, die mir noch präsent sind, allen voran jener zwischen Karl Meli und Ruedi Hunsperger.»

Hunspergers schwarze Stunde

Der damalige Rekrut aus dem Kanton Bern entthronte am Eidgenössischen 1966 in Frauenfeld völlig überraschend den haushohen Favoriten Karl Meli. In Glarus aber revanchierte sich Meli am Gast aus dem Kanton Bern. Während Meli in der Folge auch alle anderen fünf Gegner ins Sägemehl bettete, erlebte der Berner Mittelländer am Fusse des Glärnisch eine seiner bittersten Stunden. Mit zwei weiteren Niederlagen verpasste er als amtierender Schwingerkönig den Ausstich. Hunsperger war aber nicht der einzige Geschlagene, auch andere namhafte Namen wie der Berner Hans Stucki, oder der Nidwaldner Remigi Niederberger gingen leer aus. Doch noch etwas bleibt Beglinger von damals in Erinnerung. «Trotz der stattlichen Teilnehmerzahl von 250 Aktiven blieben aus dem Gabentempel kleiner Gaben beispielsweise Sackmesser zurück. Bei unserem nächsten Training machten wir einen internen Wettkampf, und schwangen diese vorigen Gaben unter uns Glarnern aus. Für das Teilverbandsfest 1968 hatten sowohl die Glarner Unterländer als auch der Schwingklub Glarus Interesse bekundet. Die Niederurner standen aber zurück und erhielten als Dank vom Reingewinn 500 Franken überwiesen.

NOS und WM-Final

Nur sechs Jahre später war es der Schwingklub Niederurnen, der in Näfels, südlich der Netstal AG, das Teilverbandsfest organisierte. Heute undenkbar wurde das Fest in erster Instanz verschoben. Doch mit diesem Entscheid hatten die Veranstalter kein glückliches Händchen. Denn auch am Ersatzdatum war das Wetter nicht besser. An diesem Fest, Beglinger war mittlerweile zum Schwingklub Niederurnen übergetreten, stand der Landwirt als Aktiver im Einsatz. Auch das Notenblatt von 1974 ist ihm noch präsent. «Ich gewann, stellte und verlor je zwei Gänge. Um eine gute Platzierung unterlag ich zuletzt dem Rapperswiler Fritz Bucher.» Beglinger als Mitglied des organisierenden Klubs durfte damals als Nichtkranzer mittun, Kranzschwinger in den Reihen des Glarner Verbandes jedoch nicht. Der Zuschaueraufmarsch war an jenem Fest unter den Erwartungen. Nebst dem schlechten Wetter hatte auch der Fussball-WM-Final zwischen Deutschland und Holland am gleichen Tag Anteil daran. Trotzdem erzielten die Verantwortlichen einen kleinen Gewinn. Gemeinsame Festsieger wurden die beiden St. Galler Beni Gmür und Max Kobelt. Sie profitierten vom gestellten Schlussgang zwischen Ruedi Kobelt (Bruder von Max) und Hüne Max Wolfensberger. Damals durften in einem Eidgenössischen Jahr (ESAF 1974 in Schwyz) noch keine Gästeschwinger an den anderen Teilverbandsfesten teilnehmen.

Einsitz im NOS-Vorstand

Von 1974 dauerte es ganze 22 Jahre, ehe das Teilverbandsfest 1996 wieder den Weg ins Lande Fridolins, nach Schwanden, fand. Damals war Beglinger (wie heute sein gleichnamiger Sohn) im NOS-Vorstand und hatte als Vertreter des Glarner Verbandes automatisch Einsitz im OK. Sportlich dominierte der amtierende Schwingerkönig Thomas Sutter das Fest. Er gewann alle sechs Gänge, im Schlussgang bezwang er den Limmattaler Christian Vogel. Auch sieben der acht Gästeschwinger gewannen den Kranz. Den gastgebenden Glarnern blieb kein einziges Eichenlaub. Doch das war nicht die einzige Enttäuschung. Denn, dieses Fest schloss mit einem Defizit ab. «Der zweifache Schwingerkönig Karl Meli versuchte an der darauffolgenden NOS-Delegiertenversammlung noch Geld zu sammeln für das Schwander OK – jedoch ohne Erfolg», berichtet der damalige NOS-Vizepräsident.

Abderhalden bezwang Wenger

Beim bislang letzten NOS im Zigerschlitz amtete Fritz Beglinger im Jahre 2010 als OK-Präsident. Erstmals gab es nur noch fünf Plätze. «Während meiner Vorstandstätigkeit wurde dreimal mit der Teilnehmerzahl am NOS heruntergefahren, weil die Kantone immer weniger Schwinger stellten.» Von einem Schwinger-Boom kann bei diesem Worten nicht gesprochen werden, viele Klubs haben Mühe, junge Aktivschwinger zu rekrutieren. «Zu meiner Aktivzeit kam es vor, dass Kranzschwinger daheimbleiben mussten. Heutzutage können einzelne Kantone kaum nicht ihr Kontingent an Startplätzen ausfüllen.» Heute sind es am NOS noch 150 Schwinger (plus acht Gästeschwinger), die startberechtigt sind. Festsieger auf dem Gelände der lintharena wurde Schwingerkönig Jörg Abderhalden. Zahlreiche prominente Namen, darunter Kilian Wenger oder der Luzerner Benno Studer blieben ohne Kranz, auch deswegen, weil 56,50 Punkte (was in der Regel reicht) diesmal nicht zu Kranzehren genügten. Der Berner Oberländer Kilian Wenger wurde dann knapp drei Monate später in Frauenfeld neuer Schwingerkönig (unter anderem mit einem Sieg im fünften Gang über Jörg Abderhalden). 2010 ist dem damaligen OK-Präsidenten aber noch aus einem anderen Grund in guter Erinnerung, denn Sohn Fridolin gewann in Näfels den Kranz. Im letzten Gang bezwang er den Schaffhauser Christian Heiss. Fridolin Beglinger jun. (Jahrgang 1975) schwang übrigens auch bereits 1996 in Schwanden für die Glarner Farben, jedoch fernab der Kränze. 

Fähnrich und Vize-Gabenchef

Beglinger, der nun in Mollis zum fünften Mal ein Nordostschweizerisches in einer Form begleitet, hat in seiner Zeit viel erlebt. Er bemängelt, dass heutzutage der gesunde Menschenverstand kaum noch zählt. «Die Vorschriften bei der Durchführung eines Schwingfestes werden für den Veranstalter immer grösser und ist mit viel Bürokratie verbunden.» Im OK Mollis bekleidet der 71-Jährige das Amt des Fähnrichs zudem hilft er als Vizegabenchef dem Gabenvorsitzenden Alex Landolt. Es ist dies zugleich seine letzte Amtshandlung einer überaus langen Funktionärstätigkeit. «Der Schwing-Veteranen-Vereinigung bleibe ich als Obmann noch bis 2025 erhalten, anschliessend will ich aber endgültig kürzertreten.»