Der Güterschuppen wird zur Film- und Theaterbühne

Zum zweiten Mal wird der Güterschuppen in Glarus für eine Woche zum «Filmschuppen» mit bewegenden internationalen Spiel- und Dokumentarfilmen sowie ausgesuchten Glarner Filmproduktionen. Für die ganze Familie führen darüber hinaus Clownina Milu und Sängerin Lanik ein Kindertheater live auf. Am 3. August startet die Filmbühne im Güterschuppen Glarus.



«Verrückt im Apfelglück» heisst es am Mittwoch, 4. August, beim Theater für die ganze Familie (Bilder: zvg)
«Verrückt im Apfelglück» heisst es am Mittwoch, 4. August, beim Theater für die ganze Familie (Bilder: zvg)

Auftakt mit «Weit»

Gestartet wird am Dienstag, 3. August, mit einem Dokumentarfilm, der Fernweh macht. Ohne zu fliegen und mit kleinem Budget reist ein junges Paar 50 000 Kilometer um die Welt – per Anhalter, über die Ozeane mit dem Schiff und mit Nachwuchs in Mexiko. «Weit» ist ein bunter, authentischer Film von Gwendolin Weisser und Patrick Allgaier, die im Osten loszogen, um dreieinhalb Jahre später zu dritt aus dem Westen wieder nach Hause nach Freiburg im Breisgau zurückzukehren.

Kindertheater «Verrückt im Apfelglück»

«Verrückt im Apfelglück» heisst es am Mittwoch, 4. August, beim Theater für die ganze Familie, das vom Duo Doublette um 16.30 Uhr aufgeführt wird. Das Kinderstück ist Theater, Konzert und Zirkusaufführung in einem. So sorgt die magere Ernte eines Apfelbaums für viel Unruhe zwischen Sängerin Lanik (Annick Langlotz) und Clownina Milu (Barbara Muggli). Vor lauter Gier vergessen die beiden sogar ihre Freundschaft. Die Geschichte wird mit Witz und artistischen Intermezzos erzählt und mit eigenen Songs untermalt. Die Zuschauer werden immer wieder eingeladen, mitzumachen. Das Stück dauert knapp eine Stunde und richtet sich vor allem an Kinder von 5 bis 12 Jahren.

«Die schwarze Spinne» und «Glaris»

Für die Grossen gibt es einen ersten «langen» Abend. Er beginnt mit «2402», dem preisgekrönten Corona-Thriller des jungen Glarner Filmemachers Tobias Zürrer. Nach diesem Kurzfilm geht es mit dem Theaterfilm «Die schwarze Spinne» nach Jeremias Gotthelf weiter, der vom Theaterfreifach der Kantonsschule Glarus auf der Bühne umgesetzt wurde. Das Stück dreht sich um eine Dorfgemeinschaft, die vor einer unmöglich erscheinenden Aufgabe steht: Nur das Böse kann helfen und so lassen sich die Menschen auf etwas ein, das sie nicht mehr kontrollieren können. Jeremias Gotthelf schrieb die zeitlose Parabel über Schuld und Unglück 1842. Weil Aufführungen im Frühling wegen Corona nicht möglich waren, entstand aus dem Theaterstück eine Filmfassung, die Elemente von Theater und Film vermischt. Was unter der Regie von Christoph Zürrer auf der Bühne einstudiert und von Tobias Zürrer filmisch verarbeitet wurde, darf sich sehen lassen.

Gleiches gilt für den Doku-Film «Glaris», ein Kantonsporträt, das 1980 vom welschen Fernsehen realisiert wurde und als Nocturne gezeigt wird. Die aus dem Archiv des Schweizer Fernsehens stammende Sendung zeigt gestandene Glarnerinnen und Glarner, die dem Télévision Suisse Romande vor 40 Jahren erklären, warum sie trotz ökonomischer Krise im Kanton Glarus wohnen bleiben wollen.

Von der Kraft der Liebe und der Musik

Film ab für den Schweizer Spielfilm «Beyto» heisst es am Donnerstag, 5. August. Das Liebesdrama dreht sich um einen jungen Schweizer mit türkischen Wurzeln, der ein fantastischer Schwimmer und cooler Kumpel ist. Doch als er sich in seinen attraktiven Trainer Mike verliebt, gerät die heile Welt durcheinander. Um Tradition und Ehre zu wahren, sehen Beytos Eltern nur einen Ausweg: Ihr Sohn muss so schnell wie möglich eine Frau heiraten. 

Um Liebe zwischen verschiedenen Kulturen und Essen, das sogar heilen kann, handelt die finnische Komödie «Master Cheng in Pohjanjoki» von Mika Kaurismäki, die am Freitag, 6. August, gezeigt wird. Der chinesische Koch Cheng ist mit seinem Sohn auf der Suche nach einem alten finnischen Freund in einem abgelegenen Dorf in Lappland. Niemand scheint diesen Freund zu kennen. Chengs Kochkünste begeistern dafür bald alle, angefangen bei der Restaurantbesitzerin bis zum Altersheimbewohner. Doch dann soll Cheng wegen Ablauf der Aufenthaltsbewilligung das Dorf verlassen …

Ein weiterer Film von Mika Kaurismäki und Uwe Dresch rundet am Freitag als Nocturne diese Filmnacht dann glarnerisch ab. Die Filmbühne zeigt nochmals den Dokumentarfilm «Sound of Glarus», der rund um den Sound of Glarus 2005 gedreht wurde. Der Film entstand im Rahmen von Kaurismäkis Filmarbeit mit Billy Cobham, in welcher der berühmte Perkussionist sein Credo von der identitäts- und kommunikationsstiftenden Kraft der Musik umsetzt. Mitwirkende in «Sound of Glarus» sind unter anderem Martin Lehmann (Harp, Gitarre), Hans Peter Brüggemann (Keyboards, Akkordeon), Per Gade (E-Gitarre), Peter Keiser (Bass), Walter Keiser (Perkussion), Marwish Band, Jodelclub Glärnisch oder die Tambouren von Näfels.

«Eine fantastische Frau» zum Abschluss

Mit dem Drama um eine fantastische Frau endet die Filmbühne am Sonntag, 8. August. Regisseur Sebastián Lelio erzählt die berührende Geschichte der transsexuellen Kellnerin und Sängerin Marina (Daniela Vega), die sich nach dem plötzlichen Tod ihres 20 Jahre älteren Geliebten den unangenehmen Fragen einer Kommissarin öffnen muss. Die Familie des Verstorbenen begegnet ihr ebenfalls mit Argwohn und Hass. 

Der Film «Una mujer fantastica» ist auch Teil der Ausstellung «Puppies Puppies (Jade Kuriki Olivo) im Kunsthaus Glarus. Ein Besuch der Ausstellung im eigens von 19 bis 20 Uhr vor dem Film geöffneten Kunsthaus Glarus empfiehlt sich. (eing)

Filmbühne Güterschuppen, ab Dienstag, 3. August, Filme ab 20.15 Uhr, Türöffnung 19.30 Uhr, Kollekte.