Der Himmel über der Schweiz ist weit genug

Um Fachkräfte mit dem neuen Schulfach und dessen Inhalte besser bekannt zu machen, luden die Landeskirchen unseres Kantons kürzlich zu einer breit abgestützten Information ins Schulhaus Ennenda ein. Pfarrer Peter Hofmann begrüsste die teilnehmenden Katechetinnen und Katecheten, Inhaber verschiedener Pfarrämter, Kirchenratsmitglieder, Schulleiter und Fachlehrpersonen Religion. Als versierte Referentinnen wurden Ruth Marxer, Leiterin Sektor Unterrichtsfragen in der Abteilung Pädagogisches beim Volksschulamt der Bildungsdirektion des Kantons Zürich, und Brigitte Gebs, Lehrerin und Mitautorin des Lehrmittels «blickpunkt – Religion und Kultur», vorgestellt.



Der Himmel über der Schweiz ist weit genug

Bekanntlich wurde der neue Lehrplan 21 in achtjähriger Arbeit von rund 200 Fachleuten ausgearbeitet; dies während beinahe acht Jahren. Eine erste Fassung stiess auf Ablehnung. Es wurde einiges gestrafft. Nun sind die verschiedenen Fächer mit insgesamt 363 Kompetenzen und 2304 Unterkompetenzen auf 470 Seiten zusammengefasst. Damit wäre gewährleistet, dass sich gegen 70 000 Lehrkräfte und die Lehrmittelverlage nach diesen Kompetenzen richten würden. Das grosse Bildungsprojekt hat Gegner. In verschiedenen Kantonen werden Unterschriften für die jeweilige Volksabstimmung gesammelt. Die Vereinheitlichung des Schulunterrichts in den deutschschweizerischen Kantonen wird wieder einmal infrage gestellt. Der Lehrplan 21 wurde freigegeben. Nun kann jeder Kanton Anpassungen vornehmen. Stundentafeln, Zeitpunkt der Einführung, die Einführung neuer Lehrmittel und die erforderlichen Weiterbildungen für Lehrkräfte und Fachpersonen mit Kleinpensen festlegen. Das wird auch in unserem Kanton, der sich in vielem nach den zürcherischen Bestimmungen ausrichtet, einige Zeit beanspruchen. Mit den Referaten, der Beantwortung zahlreicher Fragen und vor allem der umfassenden Lehrmittelpräsentation erfolgte ein massvoller Einstieg in teilweise Neues.

Ruth Marxer führte ins Konzept ein. Mit der Umsetzung des Lehrplans 21 wird das Fach «Religion und Kultur» ein obligatorisches Schulfach für alle Kinder der Volksschule. Eine Abmeldemöglichkeit ist ausgeschlossen. Die Inhalte sind derart, dass alle gleichermassen angesprochen sind. Einblicke in die Vielfalt unserer Gesellschaft werden anschaulich vermittelt. Ziel des Unterrichts ist, der Aufbau einer Kompetenz im Umgang mit religiösen Fragen und Traditionen. Alle Religionen mit ihren Festen und Brauchtümern werden altersgerecht vermittelt. Kinder sollen in die Vielfalt unserer Gesellschaft hineinwachsen. Mit Geschichtlichem samt Eckdaten, Grundsätzlichem zu diesem Fach und Kontaktstellen im Kanton Zürich wurde eingeführt. Der Bildungsauftrag ist wie folgt umschrieben: «Es gehört zu den wesentlichen Aufgaben der staatlichen Schulen, die Kinder und Jugendlichen für ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft zu befähigen …» Mit Menschen verschiedener Religionen und Kulturen soll möglichst einvernehmlich zusammengelebt werden, indem die Gleichwertigkeit der grossen Religionen (Buddhismus, Islam, Christentum, Judentum, Hinduismus) aufgezeigt wird. Aufbau von Grundwissen, Verständnis für die eigene Lebenswelt und Kenntnis statt Bekenntnis sind zentrale Anliegen. In der Stundentafel ist für Primar- und Sekundarschulstufe eine Lektion eingesetzt. Ab der vierten Klasse wird das Fach benotet. Unterrichtende müssen über eine anerkannte Fachausbildung verfügen. Junglehrer bringen diese Zusatzqualifikation nach Absolvierung ihrer Ausbildung mit. Katecheten können an den staatlichen Schulen nur unterrichten, wenn sie die Zusatzqualifikation besitzen.

Brigitte Gebsstellte das Lehrmittel prägnant und mit viel Herzblut vor. Den Jugendlichen wird aufgezeigt, dass verschiedenste Religionen gleich hohe Bedeutungen haben. Mit den erworbenen Kompetenzen soll darauf hingearbeitet werden, dass ein Zusammenleben der verschiedenen Gesellschaften mit gegenseitigem Respekt, der erforderlichen Toleranz und Offenheit möglich ist. Das Lehrmittel enthält eine Vielzahl geeigneter Materialien, damit Grundlegendes (Kirchliche Feste, Brauchtum, Gebet, Geschichtliches) verdeutlicht werden kann. Ein bewusstes Auseinandersetzen mit Religionen und Weltanschauungen wird geweckt. Mit repräsentativen Lektionsvorschlägen aus unserer Multi-Kulti-Religiosität erfolgte eine willkommene Verdeutlichung.

Die Vielzahl der Fragen zeigte auf, dass einiges recht früh an die Lehrkräfte gelangte. Der rein kirchliche Unterricht bleibt in der Verantwortung unserer Landeskirchen. Die dafür aufgewendete Lektion ist fester Bestandteil der Stundentafel. Unsere Landsgemeinde hat zu HarmoS Ja gesagt. Für die Einführung des Lehrplans ist der Regierungsrat zuständig. Dessen Umsetzung, so Marco Hodel, Schulleiter Glarus, beginne 2015. Die Stundentafel werde durch den Landrat erlassen. Kleinpensen sind in unserem Kanton akzeptiert.

Nun wird sich zeigen, wie der Lehrplan 21 an unseren Schulen und der Bevölkerung ankommt.