Der Hunger und die Hoffnung

Am 14. Juni ist Prof. Dr. Jean Ziegler zum ersten Mal im Glarnerland zu Gast. Er wird als UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung über "Das tägliche Massaker des Hungers - wo ist Hoffnung?" sprechen.



(Bild: zvg)
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Der rebellische Kämpfer für eine bessere Welt und ehemalige Nationalrat ist sich ein grosses Publikum gewöhnt: Er füllt mit seiner engagierten, oft auch polarisierenden Art ohne weiteres Säle mit 2000 Zuhörern. Und fesselt sie. Weshalb also sollte er ins Glarnerland kommen, wo er in der Novalishalle in der linth-arena SGU nicht mehr als 500 Menschen erreichen wird?

Der Grund liegt im Franzsikanerkloster Mariaburg in Näfels. Es war schon lange der Wunsch des Guardians Fidelis Schorer, den UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung für einen Anlass zu gewinnen. Und Jean Ziegler leistet dem Wunsch nun Folge. Denn die Franziskaner praktizieren und leben die Armut. Das ist dem Soziologieprofessor und Autor mehrerer Publikationen sympathisch. Das letzte seiner Bücher kam letztes Jahr heraus. Es trägt den Titel "Das Imperium der Schande - Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung".

Teufelskreis durchbrechen

Ziegler nutzt seit fünf Jahren sein Mandat, um hartnäckig auf die Hungersnot in aller Welt aufmerksam zu machen. Seine Publikationen haben weite Kreise ziehende Skandale ausgelöst und ihm internationales Ansehen, in seinem eigenen Land jedoch den Ruf des Nestbeschmutzers eingetragen.
Er ist ein Mann klarer Worte. Sein Buch "Wie kommt der Hunger in die Welt?" ist in Frankreich an gymnasialen Oberstufen bereits als Schulbuch im Einsatz. In seinem neuesten Buch spricht er davon, dass die Menschheit nie reicher war. Nie aber waren Elend und Hunger grösser. Jean Ziegler benennt die Verantwortlichen und zeigt, wie der Teufelskreis von Verschuldung und Hunger zu durchbrechen ist.

Nahrung würde für alle reichen

Alle sieben Sekunden sterbe ein Kind unter zehn Jahren an Hunger und alle vier Minuten verliere ein Mensch das Augenlicht wegen Mangels an Vitamin A, sagte Ziegler anlässlich des Welternährungstags.

Die Zahl der Menschen, die Hunger litten, nehme ständig zu. Und das, obwohl die Produktivität zunehme: Nach Angaben der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft könnte unser Planet heute zwölf Millarden Menschen ernähren. Momentan bevölkern 6,2 Milliarden Menschen die Erde.

Nach den weissen Flaggen

Der Anlass in Näfels wird vom Verein der Freunde des Klosters Mariaburg Näfels organisiert. Er wird mitgetragen von der Franziskanergemeinschaft Näfels, der evangelischen Landeskirche des Kantons Glarus, vom katholischen Dekanat des Kantons Glarus und vom Dialog Nord-Süd.

Claire Meier von der Kommission für Oekumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit der evangelischen Landeskirche sagt: „Mit den weissbeflaggten Kirchtürmen am 10. Dezember im letzten Jahr ging es uns darum, Flagge zu zeigen im Kampf gegen Armut und Hunger. Nun soll die Frage nach dem Wie aufgenommen und danach gefragt werden, was zu tun ist, um Hunger und Armut wirksam bekämpfen zu können. Die Meinungen gehen da ja weit auseinander. Wir hoffen, dass durch Jean Ziegler bei uns eine Diskussion entfacht wird, und dass eine Auseinandersetzung stattfindet."

Nach dem Vortrag besteht die Möglichkeit, dem Referenten Fragen zu stellen.