Der Kreuzmarkt in Netstal – ein Relikt aus alter Zeit

Nur noch wenige Tage dauert es, bis die Netstaler einer ihrer ältesten Bräuche feiern. Der Kreuzmarkt oder «Chrüüzmärt» ist bei der Bevölkerung nach wie vor sehr beliebt und entsprechend weiss das muntere Volk am Fusse des Wiggis, wie man Feste feiert.



Der Kreuzmarkt in Netstal – ein Relikt aus alter Zeit

Es tut dies zwar in einer etwas anderen Form als unserer Vorfahren. Was einst auf dem Grosshausplatz – exakt an jener Stelle, wo heute der gelbe Riese noch eine seiner wenigen Poststellen im Kanton betreut – als Kleinviehmarkt begann, wird heute mit viel Tingeltangel für die Jugend und einem Volksfest in der Mehrzweckhalle weitergeführt.

Woher der Name Kreuzmarkt?


Der Kreuzmarkt findet immer am Donnerstag nach dem Kirchenfest der heiligen Kreuzerhöhung statt. Das Fest der Kreuzerhöhung ist immer am 14. September! Dieses Fest der Kreuzerhöhung hat seinen Ursprung in der Zeit von Kaiser Konstantin. Konstantin liess an der vermutlichen Stelle von Kreuzigung und der Grablegung Christi die Grabeskirche bauen, welche gemäss Überlieferung am 13. September im Jahre 335 eingeweiht wurde. In dieser Kirche sollen auch grosse Teile des Kreuzes Christi aufbewahrt worden sein. Im Jahre 614 erbeutete Chosran II., Parvis von Persien das Kreuz. Nach dem Sieg des byzantinischen Kaisers Herakleios über die Perser im Jahre 628 wurde das Kreuz im Jahre 630 wieder nach Jerusalem zurückgebracht. Schon bald nach Auffindung wurden die Kreuz-Reliquien in alle Welt verteilt. Die Bedeutendsten kamen nach Konstantinopel, Rom, Poitiers, Paris und Trier. Im 7. Jahrhundert wurde in Rom die Kreuzverehrung in die Karfreitags-Liturgie eingeführt. Ebenfalls seit dem 7. Jahrhundert wird in der Lateinischen Kirche am 14. September das Fest der Kreuzerhöhung gefeiert, in dem in den Kirchen, die über eine Kreuz-Reliquie verfügen, diese den Gläubigen in einer feierlichen Zeremonie zeigen.

Vom Kleinviehmarkt zur Hüpfburg


Bis in die Fünfzigerjahre fand auf dem Grosshausplatz, dort wo heute das Postgebäude steht, jedes Jahr ein Kleinviehmarkt statt. Von diesem ist aber nicht mehr viel übriggeblieben. Damals traf sich die Bauernsame aus dem ganzen Kanton und der Nachbarschaft mitten im Dorf zu einem Stelldichein, bei dem eifrig und lautstark gehandelt wurde. Das Angebot reichte von Rindern über Ziegen bis zu Hühnern, derweilen die zahlreich anwesenden Marktfahrer an ihren Ständen ihren Krimskrams anboten. Noch vor Jahren wurde im Beisein der Gemeindebehörde in einem der Netstaler Restaurants jeweils eine der Netstaler Alpen verpachtet. Abends traf sich die Bevölkerung zum obligaten «Chrüüzmärt-Tanz» in einem der Restaurants. Der heutigen Zeit angepasst feiern die Netstaler ihren traditionellen Brauch heutzutage halt ein bisschen anders. Statt auf einer «Helleri» vergnügen sich die Kinder auf einer Hüpfburg oder auf einem Mini-Autoskooter. Geblieben sind die Marktfahrer mit ihren Ständen. Und in der Mehrzweckhalle organisiert der örtliche Gemeinnützige Frauenverein die allseits beliebte «Kaffistubä». Der Reinerlös ist jeweils für einen guten Zweck gedacht. Sogar der Gemeinderat der Einheitsgemeinde Glarus hält dem traditionellen Gemspfefferessen die Treue und trifft sich jeweils am Kreuzmarktabend in einem der Restaurants mit ihren ehemaligen Netstaler Amtskollegen.