Der lokale Blick auf eine globalisierte Welt

Fridolin Walcher wirft durch sein fotografisches Auge einen Blick auf die lokalen Auswirkungen der globalen Umwälzungen: es ist ein manchmal nostalgischer aber auch wieder ein hoffnungsvoller Blick. Bilder sagen manchmal mehr als Worte – und Fridolin Walcher ist ein Meister im Einfangen atmosphärischer Eindrücke.



Meister der Fotographie: Fridolin Walcher präsentiert einige seiner Bilder (Bild: ehuber)
Meister der Fotographie: Fridolin Walcher präsentiert einige seiner Bilder (Bild: ehuber)

Da sind leere Fabrikhallen, ihres bisherigen Zweckes beraubt, bereit zur Umnutzung als Büro- oder Wohnraum. Aber auch Hallen, tausende von Kilometern entfernt, wo hier aus dem Dienst entlassene Maschinen montiert werden und zu neuem Leben erwachen. Und wo einst die Spinnmaschinen summten und sich Arbeiter in Schichten ablösten, wohnen jetzt Menschen und erholen sich vielleicht vom Stress ihrer Arbeit weitab in der Stadt. Aber es gibt nicht nur Auszug und Umzug, es gibt auch industrielle Erneuerung vor Ort, neue Investitionen und Innovationen.

Auslagerung und Umlagerung

Manch ein Betrieb in Westeuropa, und dies gilt auch für das Glarnerland, kann nur überleben, indem er einen Teil seiner Produktion ins Ausland verlagert. Das Zentrum, gewissermassen das Gehirn eines Industriebetriebs, bleibt lokal zu Hause; aber seine Aktivitäten spielen sich zum Teil global in einer neuen, oft unbekannten Welt ab. Heimisches Qualitätsdenken wird mit Menschen in teils fernen Ländern kostengünstiger umgesetzt. Walcher ist diesem Prozess vor Ort nachgegangen. Seine Bilder zeigen das neue Umfeld glarnerischen Unternehmergeistes – in Bulgarien, Rumänien, Tschechien, China und anderswo. Die Bilder werten nicht, ob dies gut oder schlecht ist - sie zeigen einfach eine Realität und den Realitätssinn der lokalen Industrie, die sich an die globalen Zwänge anzupassen weiss.

Beobachter und Regisseur

Walcher ist ein kritischer Beobachter mit einem speziellen Sinn für die Wirkung eines Bildes. Dabei neigt er auch zu gelegentlichen Inszenierungen und schreckt bisweilen nicht vor Provokationen zurück. Er ist ein durch viele Ausstellungen und Publikationen bekannter Glarner Fotograf – prägnant mit Künstlerauge, perfektionistisch und eher eigensinnig. Seine Bilder können doppelbödig sein, aber nie lieblos. Er liebt das Glarnerland, er liebt auch die hiesigen Originale und ist selbst ein solches. Walchers Bilder leerer Fabrikhallen mögen nüchtern wirken, haben aber auch Anflüge von Poesie.