«Der Mix und die Gewichtung ist entscheidend»

Neues Leben im südlichsten Glarnerland. Aus der alten Spinnerei Linthal wird der LINTHPARK Glarus Süd; und damit ein neues Zuhause für Gewerbe, Industrie und Kultur. Welche Idee dahintersteckt, verrät Geschäftsführer und Mitbesitzer Hans-Peter Keller in einem Gespräch.



Hans-Peter Keller arbeitet schon fleissig an neuen Ideen für den LINTHPARK Glarus Süd. (Bild: jhuber)
Hans-Peter Keller arbeitet schon fleissig an neuen Ideen für den LINTHPARK Glarus Süd. (Bild: jhuber)

Jürg Huber: In den letzten Jahren ist aus der alten Spinnerei Linthal der LINTHPARK Glarus Süd entstanden. Was sind hier die Eckpfeiler?

Hans-Peter Keller: Seit der Schliessung der Spinnereiproduktion im Jahre 2007 haben mein Partner Jan Niggeler und ich konsequent an einer Neu- und Umnutzung der Industrieanlagen im südlichen Teil des Glarnerland gearbeitet. Die gute Gebäudesubstanz, die Lage direkt am öV-Anschluss, die Nähe zum Tourismus-Ort Braunwald und die Möglichkeit, die vorhandene Wasserkraft stärker zu nutzen, gaben uns die Richtung vor. Eine gehörige Portion Unternehmertum, Risikobereitschaft und Umsetzungswillen ist eine weitere Bedingung, um den «roten Faden» weiterzuverfolgen.

Jürg Huber: Wer steckt eigentlich hinter dem Namen LINTHPARK? Und wie sieht die bisherige Geschichte dahinter aus? Wieso kam man gerade auf das südlichste Glarnerland?

Hans-Peter Keller: Der LINTHPARK Glarus Süd ist ein Neuanfang nach dem Ende der «Textilzeit» in Linthal. Die damalige Spinnerei Kunz AG wurde von uns Mitte der Neuzigerjahre aus dem Oerlikon Bührle Industriekonglomerat herausgekauft und in Spinnerei Linthal umbenannt. Rund 10 Jahre noch konnten wir die Spinnerei weiter betreiben und über 80 Arbeitsstellen so für eine längere Zeit erhalten. Die rasanten strukturellen Veränderungen in der Textilindustrie zu Beginn des letzten Jahrzehnts machten eine Fortführung unmöglich. Die Maschinen wurden mit mithilfe von unserem Personal in Brasilien wieder aufgebaut. Die Anlage läuft dort und gibt über 200 Personen Arbeit und Existenz.

Jürg Huber: Unter einem Dach befinden sich nun Kultur, Dienstleitung und Industrie. War diese Vielseitigkeit von Anfang an geplant?

Hans-Peter Keller: Wie bereits erwähnt haben wir einen «roten Faden» – Dienstleistung, Gewerbe, Industrie und Kultur können gut unter einem Dach vereint werden – der Mix und die Gewichtung ist entscheidend.

Jürg Huber: Es hat ja noch weitere freie Flächen. Gibt es hier schon konkrete Ideen oder Interessenten?

Hans-Peter Keller: Wir arbeiten an weiteren Um- und Neunutzungsprojekten. Unter dem Namen «Vitao-Residenz Linthpark» Glarus Süd studieren wir mit bedeutenden Immobilienunternehmungen an einem Grossprojekt. Rund 2000 m2 widmen wir der Kultur und Kunst unter dem Namen L’art Linthal – Kunst in der Fabrik.

Jürg Huber: Wie sieht der LINTHPARK in zehn Jahren aus?

Hans-Peter Keller: Ein Mittelpunkt – peripher im Glarnerland.

Jürg Huber: Ende September öffnet der LINTHPARK seine Türen für die Bevölkerung. Auf was können sich die Gäste besonders freuen?

Hans-Peter Keller: Auf eine unerwartete Vielfalt in den Bereichen Medizin, Kunst/Kultur und High-End-Technik und einen geselligen Tag.

Jürg Huber: Der LINTHPARK beherbergt auch seit gut drei Monaten mit dem Linthwerk ein komplett erneuertes Wasserkraftwerk. Können Sie auch darüber etwas erzählen?

Hans-Peter Keller: Die beiden sehr modernen Kleinwasserkraftwerke mit insgesamt drei Turbinen und Generatoren produzieren für über 6500 Normalhaushalte sauberen Strom. Die Investitionen können langfristig abgeschrieben werden und ermöglichen uns auch die nachhaltige Entwicklung des LINTHPARK Glarus Süd, was ohne die Erträge aus der Wasserkraft nicht möglich wäre.

So schliesst sich der Kreis. War es vor bald 200 Jahren die Wasserkraft, die eine Entwicklung in Linthal auslöste, ist es auch jetzt wieder so.