Der Rotmilan – ein Neuankömmling im Kanton Glarus

Der Rotmilan ist nach dem Bartgeier und dem Steinadler der drittgrösste einheimische Greifvogel. Er ist leicht an seinem langen rostfarbenen Gabelschwanz zu erkennen. In den letzten Jahren hat er in der Schweiz deutlich zugenommen und sich nach Osten ausgebreitet. Auch im Kanton Glarus ist er seit über 15 Jahren regelmässiger Brutvogel. Die Schweiz hat für diese Vogelart eine besondere Verantwortung, weil über 5 Prozent des europäischen Bestandes in der Schweiz lebt und der Bestand ausserhalb der Schweiz deutlich abnimmt.



Der Rotmilan im Flug.
Der Rotmilan im Flug.

Der Rotmilan ist ein grosser Greifvogel, der stundenlang in eher geringer Höhe über Felder kreist und Mäuse, Aas, Vögel und andere Kleintiere sucht. Seinen Horst errichtet er auf Bäumen, oft am Waldrand. Mit dieser Lebensweise ist er ein direkter Konkurrent des kleineren Mäusebussards. Der Horst wird meist über mehrere Jahre immer wieder benutzt. Ab dem April werden zwei bis drei Eier gelegt. Die Jungen werden nach dem Schlüpfen knapp zwei Monate im Horst gefüttert und fliegen Anfang Juli aus. In Gefangenschaft wurde ein Rotmilan 38 Jahre alt, in der Freiheit wurde ein beringter Rotmilan nach 26 Jahren wieder gefangen.

Bis in die 1950er-Jahre war der Mäusebussard in der Schweiz beschränkt auf den nördlichen Jura und die Nordschweiz. Seither hat er sich in der ganzen Westschweiz und im Mittelland ausgebreitet. Ab 1980 begann er, sich auch nach Osten auszubreiten. Er besiedelte den Kanton Glarus regelmässig ab den 1990er-Jahren und vor wenigen Jahren wurde die erste Brut im Kanton Graubünden festgestellt. Diese deutliche Ausbreitung in der Schweiz steht im Gegensatz zum Rückgang in den wichtigsten Verbreitungsgebieten Europas, in Spanien, Frankreich, Deutschland und Polen.

Im Kanton Glarus ist der Rotmilan regelmässig zwischen Netstal und Glarus zu beobachten, aber auch bei Bilten und bei Luchsingen brütet je ein Paar. Dieses Jahr konnte ein Paar sogar regelmässig in der Gegend des Oberblegisees auf 1500 m ü.M. beobachtet werden. Dem Rotmilan ähnlich ist der Schwarzmilan, der etwas kleiner ist und dessen Schwanz nicht so stark gegabelt ist wie beim Rotmilan. Die Unterseite des Schwarzmilans ist dunkler als beim Rotmilan. Der Schwarzmilan brütet meist in der Nähe von Gewässern, am Walensee, am Klöntalersee und im Mettlen bei Netstal. Er kommt selten auch abseits von Gewässern vor wie in der Matt bei Schwanden. Der Schwarzmilan ist ein Zugvogel, der im Winter weit ins südliche Afrika wandert. Der Rotmilan hingegen bleibt im Winter meist in der Schweiz und versammelt sich an Schlafplätzen im Mittelland zu grossen Trupps von einigen Hundert Stück. Im Kanton Glarus ist der Rotmilan im Winter eher selten und am ehesten im Raum Bilten/Niederurnen zu beobachten.

Der Rotmilan ist ein gutes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit einer Vogelart. Dieser Vogel hat sich früher häufig auf Kehrichtdeponien aufgehalten und sich dort von Nahrungsresten, Mäusen und Ratten ernährt. Mit dem Verschwinden dieser Entsorgungsart hat er sich wieder mehr auf Kleinsäugetiere auf Feldern konzentriert und sich mehr und mehr ausgebreitet. In letzter Zeit hat er ständig früher begonnen zu brüten, sodass er heute zwei bis drei Wochen früher brütet als vor 25 Jahren. Dadurch haben die Jungtiere mehr Zeit, sich auf den nächsten Winter vorzubereiten.

Rotmilan
Bestand in Europa zirka 20 000 Paare
Bestand in der Schweiz zirka 1000 Paare
Bestand im Kanton Glarus zirka 10 Paare