Der Smartphone-Knigge

Handys überall: Schweizerinnen und Schweizer stören sich am lauten Telefonieren. In der Fernsehsendung «10 vor 10» hat ein Benimm-Experte die wichtigsten Regeln erläutert.



Die Sendung «10 vor 10» befasste sich mit den wichtigsten Regeln beim Handygebrauch. (Bild: mb.)
Die Sendung «10 vor 10» befasste sich mit den wichtigsten Regeln beim Handygebrauch. (Bild: mb.)

«Was stört Sie im öffentlichen Verkehr am meisten bei Mitreisenden?», lautet die Umfrage in der jüngsten «Coopzeitung». 24 Prozent geben lautes Telefonieren an, gefolgt von Betrunkenen (17%) und Mitreisenden, die stark riechen (16%). Lautes Telefonieren missfällt vor allem der älteren Generation: 35 Prozent der über 50-Jährigen stören sich am Handy in Zug, Bus und Tram. Bei den unter 30-Jährigen sind es nur elf Prozent. Und Frauen fühlen sich weniger gestört als Männer.

Das Überhandnehmen des Telefonierens in der Öffentlichkeit hat die Sendung «10 vor 10» des Schweizer Fernsehens bewogen, einen Benimm-Experten beizuziehen. Denn wie sagte es Moderatorin Daniela Lager in der Sendung vom 12. September: «Die heutigen Smartphones sind wahre Alleskönner. Eines aber können sie nicht: Ihren Benützerinnen und Benützern Anstand beibringen.»

Wie lautet also die wichtigste Regel beim Handygebrauch? «Das persönliche Gegenüber hat immer den Vorrang vor jeglichen technischen Neuerungen», sagt Nico Zickgraf, Vorstandsmitglied der Deutschen Knigge-Gesellschaft. Nicht jeder wolle mithören. So sei in der Öffentlichkeit beim Telefonieren ein Mindestabstand von zwei bis drei Metern zum Gegenüber einzuhalten.

«In einem harmonischen Beziehungsleben» gelte vor allem die Regel: Handy auch mal abschalten. Der Benimm-Experte dazu: «Man kann nicht rund um die Uhr erreichbar sein. Das ist einfach nicht mehr machbar und auch unfreundlich seinem Umfeld gegenüber.» Gute Idee? Ein Mann kommentiert lakonisch: «Ich schaffe es im Moment definitiv nicht.» Eine Frau hingegen meint: «Das muss jeder selber wissen.» Sie selber habe das Handy ab und zu ganz bewusst einen Nachmittag nicht mit dabei.

Und schliesslich die letzte Regel des Benimm-Experten: Der Klingelton muss zum Halter des Handys passen. Analog zum Slogan «Kleider machen Leute» gelte heute: «Der Klingelton kleidet eine Person.» Wer diese Regeln beachte, lebe auch mit seinem Handy und der Umwelt im Einklang, so der Nachsatz im Fernsehbeitrag.

Eigentlich wären diese Regeln doch selbstverständlich, oder nicht? Brauchen wir tatsächlich einen Benimm-Experten, der uns sagt, wie man korrekt und anständig ein Mobiltelefon benutzt? Rücksichtnahme lautet das Zauberwort – wie generell beim Zusammenleben. Die Umfrage der «Coopzeitung» ergab auf den weiteren Rängen Füsse auf den Sitzen, Musik und stark riechendes Essen. Auch diese Störfaktoren liessen sich mit Rücksichtnahme und Respekt vor dem persönlichen Gegenüber vermeiden. Oder brauchen wir auch da einen Benimm-Experten, der uns die wichtigsten Regeln erklärt?