«Der Sturm ist noch nicht vorüber»

Thomas Liebi, Chef-Ökonom der Swisscanto, blickte am Marktausblick der Glarner Kantonalbank (GLKB) optimistisch in die Zukunft, wies aber auch auf Probleme hin, welche sich der Euro-Raum stellen muss. Die dortige Entwicklung ist auch für die stark exportorientierte Industrie im Glarnerland von existentieller Bedeutung, wie das anschliessende Podium herausstellte.



Armin Landerer
Armin Landerer

«Ich schaue nicht euphorisch, aber optimistisch in die Zukunft», fasste Thomas Liebi, Chef-Ökonom der Swisscanto, seinen Ausblick auf das Jahr 2012 zusammen. Am Marktausblick der Glarner Kantonalbank am letzten Montag in der Aula der Kantonsschule Glarus erklärte er den zahlreichen Gästen die Hintergründe und Probleme im Euro-Raum. «Zu lange wurdeArtikel versucht, alle Länder gleich zu behandeln.» So, dass zum Beispiel Griechenland zu den gleichen Konditionen Geld oder Kredite erhielt wie etwa Deutschland, ohne aber die gleichen Sicherheiten bieten zu können. Für einen funktionierenden Währungsverbund sei dies aber unmöglich. «Gerade in so einem grossen Gebilde gibt es auch bezüglich Wirtschaftskraft und Wachstum grosse Unterschiede.» Dies sei in der Schweiz ja auch nicht anders, meinte Liebi, dafür haben wir aber den Finanzausgleich zwischen den Kantonen. «Der Rettungsschirm der EU ist im Grunde nicht viel anders.» Weitere Möglichkeiten seien das Angleichen der Wettbewerbsfähigkeiten durch Reformen oder die Reallohnanpassung. «Mit Lohnkürzungen macht man sich immer unbeliebt, deshalb wird wohl eher versucht über die Inflation einzugreifen. Aber das birgt auch immer gewisse Risiken.» Als letzte Möglichkeit sah Liebi sogar den Ausschluss Griechenlands aus dem Euro-Raum. Bei diesem Schritt sei es aber sehr wichtig, dass gezeigt wird, dass nicht noch weitere Länder folgen.

Starker Einfluss aufs Glarnerland


Über eine Reallohnanpassung über die Inflation dürfte auch die Schweiz nicht herumkommen, meinte in der anschliessenden Podiumsrunde Liebi. Ähnlich sah es auch Hansjörg Marti, Unternehmer und Vorstandsmitglied der Glarner Handelskammer. «Innert Tagen sind unsere Margen aufgrund des starken Frankens massiv zusammengeschmolzen», blickte er auf das vergangene Jahr zurück. Die stark exportorientierte Wirtschaft im Kanton Glarus sei hier noch deutlich stärker betroffen, denn rund 70 Prozent der Produkte finden ihren Absatz im Euro-Raum. Vor allem kurzfristig sei es schwierig Lösungen zu finden. Gerade die Regierung habe hier eigentlich keinen Spielraum, meinte Regierungsrätin Marianne Dürst. «In der Schweiz hat nur der Bund Instrumente, um die Wirtschaft in der Krise zu stützen.» Der Kanton könne nur bei den Rahmenbedingungen mittel- und langfristig eingreifen. «Gerade bei den Steuern haben wir in den letzten Jahren viel getan.» Armin Landerer, Bereichsleiter Privatkunden, betonte, dass auch die Bank ihre Verantwortung in der Krise übernehmen wird.

Viel Unvorhergesehenes


Dass in einem Jahr sehr viel passieren kann, das kaum jemand voraussehen kann, zeigte ganz am Anfang Moderator Patrick Rohr auf. Mit dem Arabischen Frühling, der Naturkatastrophe in Japan und vielem mehr hat sich im vergangenen Jahr Unvorhergesehenes ereignet. Dennoch konnte Landerer im Namen der GLKB auf ein eigentlich gutes Jahr zurückblicken. Und auch für das kommende Jahr habe er ein gutes Gefühl. «Wir müssen dafür weiterhin nahe am Kunden sein und Opportunitäten erkennen.»