Der weiblichen Seite der Geschichte einen Platz gegeben

Letzten Samstag wurde eine Stele mit Kurzbiografien von Glarner Pionierinnen enthüllt. Dies sind sowohl ein Beitrag zu den Feierlichkeiten zum 50-Jahr-Jubiläum vom Frauenstimmrecht sowie auch dem nationalen Projekt Hommage 2021.



Projektleiterin Elisabeth Bruger (Bilder: j.huber)
Projektleiterin Elisabeth Bruger (Bilder: j.huber)

Geschichte wird nicht nur von Siegern geschrieben, sondern vor allem auch von Männern. Deshalb seien bedeutende und einflussreiche Frauen fast gar nie in Geschichtsbüchern vertreten, betonte die Historikerin Franziska Rogger bei der Einweihung der Frauenstele am letzten Samstag im Volksgarten. Ein weiterer Grund sei bestimmt auch, dass die Frauen auf der ganzen Welt über Jahrhunderte keinen Einfluss und politische Macht innehatten. «Erst vor gut 200 Jahren haben die Frauen gespürt, dass sie etwas unternehmen müssen, um aus der Abhängigkeit der Männer ausbrechen zu können.» Denn bis noch weit ins 20. Jahrhundert war die einzige Möglichkeit der Frauen auf Probleme und Missstände hinzuweisen, eine Bittschrift an die «gütigen Herren» zu stellen. Auf dem mühsamen Weg bis zum Etappensieg auf dem Schritt zur Gleichstellung – dem Frauenstimmrecht 1971 – benötigte es deshalb zahlreiche Pionierinnen. «Dies überall in der Schweiz, also auch im Glarnerland.» Ihre Namen und ihre Geschichten sind jedoch nur den wenigsten bekannt. Aus diesem Grund hat sich die Frauenzentrale Glarus entschlossen, sich nicht nur am Projekt Hommage 2021 zu beteiligen, sondern neun aussergewöhnlichen Glarner Frauen einen Platz in der Öffentlichkeit zu geben, erklärte Elisabeth Brugger. Zwei davon sind auch Teil der Tausend Schweizerinnen, die «Hommage 2021» ehrt, die sich während über hundert Jahre für die Selbständigkeit und Chancengleichheit eingesetzt haben. Um welche Frauen es sich dabei handelt und welches Leben sie geführt haben, findet man am besten bei einem Besuch der Stele im Volksgarten persönlich heraus. Mit Text und Bild werden da die Pionierinnen gleich vorgestellt. «Eines haben aber alle Frauen gemeinsam», schilderte Historiker und Berufsschullehrer Rolf Kamm. «Sie haben ihre Chance gepackt und etwas unternommen.» Sprich, nicht darauf gewartet, bis jemand anderes für sie einspringt. Kamms Berufsmaturitätsklasse hat sich eingehend mit den verschiedenen Frauen beschäftigt, da diese jungen Leute die Auswahl für «Hommage» 2021» getroffen haben. Brugger führte kurz vor der Enthüllung noch aus, dass der Wunschplatz der Stele eigentlich auf dem Landsgemeindeplatz gewesen wäre. «Im Herzen des politischen Lebens. Hier sind wir aber mitten unter allen Glarnerinnen und Glarnern.» Einen noch privateren Einblick in das Leben der ersten Studentin aus dem Kanton Glarus gab zudem Susanne Schwegler, eine Nachfahrin von Frieda Gallati. Mit Fotografien aus dem «Familien-Album» zeigte sie anschaulich Ausschnitte aus einer lebensfreudigen und wissbegierigen Frau.