Unsere gesamte Umgebung ist auf den Sehsinn ausgerichtet. Weit über 80 Prozent der Sinnes-Wahrnehmungen nimmt der sehende Mensch mit den Augen auf. Das heisst für blinde oder sehbehinderte Menschen, sich diese Lebensbereiche anders erschliessen zu müssen.
Am Tag des Weissen Stockes nutzen weltweit Blindenverbände den 15. Oktober, um auf ein essentielles Schutzzeichen für blinde und sehbehinderte Menschen aufmerksam zu machen: den «Weißen Langstock».
Perspektivenwechsel
Mit den vielen Baustellen im Kanton war es für die umtriebige Helene Zimmermann, Netstal, schwierig, für diesjährige Aktion einen geeigneten Platz zu finden. Aber mit dem Bahnhof in Näfels und der Zufahrtsstrasse zum Lichtsignal Bahnübergang/Netstal Maschinen konnte letztendlich doch ein guter Standort gefunden werden.
Durch den Perspektivenwechsel in diesem Jahr (sehende Leute hätten erfahren können, was es heisst, eine Strasse blind zu überqueren) konnten zum einen Pendler am Bahnhof direkt abgefangen werden und sie in ein Gespräch über die Aktion zu verwickeln oder sie wurden sogar ermuntert, die Strasse unter Dunkelbrille zu überqueren. Bei den meisten, durch Manuela Willi, Sozialarbeiterin, Angesprochenen aber überwiegte die Skepsis.
Fahrlehrer Thomas Landolt, Näfels, stellte sich zusammen mit Ulrike Kröger, Orientierungs- und Mobilitätstrainerin, diesem Experiment und war erstaunt, wie hilflos er sich eigentlich in diesem Moment fühlte.
Aufruf zu mehr Achtsamkeit
Angehende Lenker werden bereits früh in der Verkehrskunde auf die Problematik Weisser Stock sensibilisiert und ist auch im Strassenverkehrsgesetz verankert. Polizist Andreas Widmer – bei seinem ersten Auftritt an dieser Aktion – hatte deshalb nicht nur ein Auge bei der Strassenüberquerung, sondern verwies die Autofahrer, je nach Rücksichtnahme oder nicht, freundlich oder bestimmt auf ihr Verhalten, auf die Aktion aber auch auf das Strassenverkehrsgesetz (SVG) hin, wonach der Weisse Stock im Verkehr immer Vortritt hat.