Die Akte Anna Göldi vorerst geschlossen

Am Dienstag präsentierte Walter Hauser in der Buchhandlung «Wortreich» die Neuausgabe seines Buches über Anna Göldi: «Hinrichtung und Rehabilitierung». Neben einem Referat des Zürcher Hexenforschers Dr. Otto Sigg stellten sich beide Autoren den Fragen des interessierten Publikums.



Das Thema «Anna Göldi» interessiert noch immer. (Bilder: s.thiele-reuther) Otto Sigg und Walter Hauser stellen sich den Fragen des Publikums. Christa Pellicciotta diskutiert mit Otto Sigg (links) und Walter Hauser. Walter Hauser signiert sein neustes Buch.
Das Thema «Anna Göldi» interessiert noch immer. (Bilder: s.thiele-reuther) Otto Sigg und Walter Hauser stellen sich den Fragen des Publikums. Christa Pellicciotta diskutiert mit Otto Sigg (links) und Walter Hauser. Walter Hauser signiert sein neustes Buch.

Im Wissen, nicht alle Details klären zu können und auch die Tatsache, dass bei tieferem Eintauchen in die Materie noch mehr Fragen auftauchen, hat die Akte Anna Göldi doch zunächst eine Zäsur: die Rehabilitierung der unschuldig hingerichteten letzten Hexe in Europa. Ihre Rehabilitierung ist nach längerem Ringen auf demokratischer Basis durch das Glarner Parlament im August 2008 entschieden worden, ein Prozess mit Vorbildcharakter. Diesem weltweit einzigartigen Gemeinschaftswerk durch den Glarner Landrat, den Regierungsräten, den beiden Landeskirchen und nicht zuletzt den Initianten, widmet nun Hauser ein eigenes Kapitel.

Diskussionen um den Sinn der Rehabilitierung


«Ich wollte natürlich nicht ein veraltetes Buch herausgeben», begründet Hauser seine Neuauflage. «Ich habe die Rehabilitierung von Anna Göldi ja bereits im ersten Buch gefordert und die Leser wollen wissen, wie es weiterging», so der Autor. Kleine Überarbeitungen habe es natürlich auch gegeben, wobei Hauser nicht auf Details eingeht. Entscheidend bei allen Diskussionen sei, dass bereits die Zeitgenossen an dem Urteil zweifelten, für ihn als Juristen also ein spannender Fall. Als Glarner mit der Geschichte Anna Göldis aufgewachsen, habe ihn diese Figur schon immer gleichermassen interessiert wie fasziniert. Aber auch die Tatsache, dass es kein Sachbuch zum Thema gab, habe ihn als Autor und Journalist herausgefordert. Und nicht zuletzt interessierten ihn das Rechtsverfahren und die damaligen Zuständigkeiten. Auch wenn man damaliges Denken und den Zeitgeist berücksichtigt, komme man zu dem Urteil, dass es sich bei diesem Fall um einen Justizmord handelt und nicht bloss um einen Justizirrtum, betont Hauser.

Justizwillkür bis in die Gegenwart


Mittlerweile diskutieren auch andere Kantone über Rehabilitierungen, aber auch über deren Sinn und die Bedeutung für die Gesellschaft wird nachgedacht. Denn natürlich gebe es häufig die Frage, ob es diese Rehabilitierungen überhaupt brauche.

Weltweit würden Menschenrechte verletzt und häufig könnten sich Verurteilte nicht zur Wehr setzen und würden als Sündenböcke verurteilt, oft aufgrund des öffentlichen Drucks, stellt Hauser fest. Alles Parallelen, die den Fall Göldi bis in die Gegenwart hinein aktualisieren. Der Akt der Wiedergutmachung für staatliche Willkür rechtfertige das Vorgehen, bei dem auch im Glarnerland viel «öffentlich gestritten wurde», meint Hauser. Und wieder einmal beweise sich der Fortschrittsgedanken und Pioniergeist der Glarner, sie werden auch diesbezüglich als Beispiele herangezogen.