Die Alpen als Ursprung von Pionierleistungen

Berge sind nicht nur ein Hindernis. Berge sind und waren auch dazu da, um Pionierleistungen zu erbringen. Berge sind nicht nur Fels, Stein und Eis. Sie sind auch eine Lebensgrundlage.



Clemens Fässler vom Verein für wirtschaftshistorische Studien (Bilder: martin carl mächler)
Clemens Fässler vom Verein für wirtschaftshistorische Studien (Bilder: martin carl mächler)

Der Historische Verein Glarus hat in Zusammenarbeit mit dem Verein für wirtschaftshistorische Studien zu einem Vortrag in den Hänggiturm in Schwanden eingeladen. Im Rahmen der Reihe «Tour desPionniers de Suisse» wird die bedeutende Rolle der Alpen für wirtschaftliche Innovationen der Schweiz untersucht. Clemens Fässler vom Verein für wirtschaftshistorische Studien zeigte in seinem Vortrag, welche Leistungen im 18. und 19. Jahrhundert vollbracht wurden. Nicht nur um die Berge zu besteigen, aber auch wie man die Alpen nutzbar machen konnte. Guillaume Henry Dufour spielte dabei eine wesentliche Rolle. Dufour hat sich nicht nur in der Armee einen Namen gemacht, sondern auch als Vermessungstechniker. Dufour wurde 1832 Oberstquartiermeister der Militäraufsichtsbehörde (bis 1847) und «Directeur de la Carte» (bis 1865). Zu seinen Aufgaben gehörte nun die Leitung der eidgenössischen Triangulation und Landesvermessung. Unter Dufours Leitung begannen bereits im selben Jahr die Vorarbeiten für die Erstellung einer verbesserten topographischen Karte der Schweiz.

Die genaue Vermessung der Alpen war für den Fortschritt enorm wichtig. Man denke dabei an die Überquerung der Pässe, der Bau von Eisenbahnen über und durch die Alpen und nicht zuletzt auch die Nutzung von Wasserkraft. Doch auch der Tourismus spielte eine immer wichtigere Rolle. Vor allem Engländer und Deutsche begaben sich in die Schweizer Bergwelt, um die Flora und Fauna zu erkunden. Mit dem heutigen Tourismus hatte dies wenig zu tun. Diese Exkursionen waren sehr anstrengend und zum Teil auch gefährlich. Clemens Fässler schilderte eindrücklich, wie sich viele Schweizer Pioniere, deren Namen in Vergessenheit geraten sind, jedoch sehr viel zum wirtschaftlichen Aufschwung dieser Zeit beigetragen haben.

Lokalhistoriker August Berlinger widmete sich der Wasserkraft im Glarnerland. Die Wasserkraft ist eine der wenigen natürlichen Ressourcen des Industriekantons Glarus. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts – also seit über 250 Jahren – wird die Kraft der Linth und der Sernf zum Weben von Stoffen genutzt. Zwischen 1815 und 1870 erlebte zum Beispiel die Glarner Baumwollindustrie einen enormen Aufschwung in den Bereichen Stoffdruck, mechanische Spinnerei und Weberei. Zwischen Linthal und Ziegelbrücke entstand eine Fabrik nach der anderen. Die Wasserkraft war ein entscheidendes Kriterium für die Ansiedlung der Textilindustrie und damit für die wirtschaftliche Entwicklung des Tals. Doch das Wasser trieb nicht nur Maschinen an: Es erzeugte auch Strom. Auch heute noch ist die Wasserkraft für viele Betriebe ein existenzsicherndes Standbein. Standen in der Vergangenheit vor allem einzelne Grosskraftwerksprojekte im Blickpunkt der Öffentlichkeit, so waren es im Kanton Glarus seit der Pionierzeit der Industrialisierung die Kleinkraftwerke, welche die Wasserkraft zur Erzeugung von mechanischer und elektrischer Energie nutzten. Während damals die Energie des Wassers über Räder, Rollen und Bänder direkt genutzt wurde, wird sie heute in elektrischen Strom umgewandelt.