Die Badi in Netstal feiert ihr 50-Jahr-Jubiläum

Am 27. Juni 1964 mittags um 12.00 Uhr wurde das Schwimmbad Netstal erstmals zur Benützung freigegeben. Die Badi entwickelte sich rasch zum ultimativen Treffpunkt aller Freunde des Schwimmsports. Das hat sich bis heute nicht geändert. Die fantastischen Schwimmanlagen in atemberaubender Umgebung erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Und als unverbesserlicher Lokalpatriot wage ich zu behaupten: Es ist die schönste Badi im Glarnerland!



Die Badi in Netstal feiert ihr 50-Jahr-Jubiläum

Um in den Geschichtsanalen des Schwimmbades Netstal zu forschen, braucht man das Rad der Zeit nicht allzu lange zurückzudrehen. Fünfzig Jahre, genauer gesagt, am 27. Juni 1964 mittags um 12.00 Uhr wurde die mit zwei Schwimmbassins und einem Planschbecken versehene Anlage, dies inmitten eines fantastischen Panoramas, der Netstaler Bevölkerung ihrer Zweckbestimmung übergeben. Als erster Bademeister amtete Eugen Kubli-Mass. Und so nebenbei erwähnt darf ich heute zugeben, dass wir – damit meine ich einen guten Freund und mich – obwohl schwer verboten, gemeinsam nach der Probefüllung der Bassins die Ersten waren, die vor der offiziellen Eröffnung ins grosse Schwimmbecken eingetaucht und eine erste Länge geschwommen sind.

Spiritus rector Nationalrat Christian Meier


Aus den Geschichtsbüchern der Gemeinde Netstal ist zu entnehmen, dass bereits in den 20er-Jahren der einheimische Nationalrat und Arbeitersekretär Christian Meier-Hemmi einen Vorschlag machte, zum Zweck der Arbeitsbeschaffung für die rund 50 Arbeitslosen in der Gemeinde und zur Verbesserung der Volksgesundheit am Fusse des Wiggis ein Schwimmbad zu errichten. Anlässlich einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung, die durch eine Unterschriftensammlung zustande kam, fand der Antrag von Christian Meier beim Souverän aber kein Gehör. Grund dafür war einerseits die damals prekäre finanzielle Lage der Gemeinde Netstal mit 300 000 Franken Schulden, andererseits erachteten die Gegner die Errichtung eines Schwimmbades als ein leichtsinniges Unterfangen, das abzulehnen die Pflicht jedes vernünftig denkenden Einwohners sei.

Badi auf dem «Schlatt»


In den Krisenjahren und während dem Zweiten Weltkrieg hatte die Netstaler Bevölkerung bestimmt an anderes zu denken als an die Realisation eines Schwimmbades. Zu Beginn der 50iger-Jahre thematisierte der Gemeinderat erneut den Bau eines Schwimmbades, wenn immer möglich auf eigenen Huben. Verschiedene Varianten standen auf dem Prüfstein. Einerseits wollten sich die Netstaler an einer Erweiterung des Schwimmbades in Glarus beteiligen, andererseits aber die Errichtung einer gemeindeeigenen Badi auf dem Naherholungsgebiet auf dem «Schlatt» oberhalb des Dorfes in Betracht ziehen. Weil mit der Nachbargemeinde Glarus keine Einigung erzielt wurde, beschloss der Gemeinderat im November 1954 die Verhandlung mit Glarus abzubrechen. Infolge blieb das Projekt «Schlatt» weiterhin eine mögliche Option und als Standort über längere Zeit im Gespräch. Obwohl die Gemeinde den Boden unentgeltlich zur Verfügung gestellt hätte, erwies sich ein vom Freiburger Architekt Beda Hefti ausgearbeitetes Projekt als zu teuer. Geprüft wurde auch, ob sich allenfalls die Abwärme aus dem Löntschwerk in ein Schwimmbad leiten liess. Diese Luxusvariante liess man damals als «unlösbar» ebenfalls fallen. Das ewige Hin und Her und die Suche nach einem geeigneten Standort blieb auch unseren nördlichen Nachbarn aus der Fasnachts-Hochburg Näfels, den «Chröpflern», nicht verborgen und so war es nicht verwunderlich, dass die «Geissrippi» mit ihrem Schwimmbad in einer der Näfelser Fasnachtszeitungen in Prosa auf die Schippe genommen wurden. Die Netstaler liessen sich aber ob dem Gespött aus «Chropflikon» nicht beeindrucken.

Vor 50 Jahren Eröffnung


Am 29. Juni 1962 beschloss die Tagwensversammlung, der Ortsgemeinde im Goldigen 16 000 Quadratmeter Land für ein Schwimmbad zur Verfügung zu stellen. Nur drei Monate später gab die Ortsgemeinde ihre Zustimmung zum Schwimmbadprojekt von Architekt Beda Hefti. Die Baukosten wurden auf rund 600 000 Franken veranschlagt. Im Herbst desselben Jahres wurden die Bauarbeiten aufgenommen und am 27. Juni 1964 mittags um 12.00 Uhr wurde die Badi Netstal erstmals zu Benützung freigegeben. Eine feierliche Einweihung am 29. Mai 1965 fiel buchstäblich ins Wasser. Erst vier Monate später, am 22. September durfte die Bevölkerung von Netstal in der alten Turnhalle die neue Badi mit einem fröhlichen Volksfest feiern.

Fulminanter Start

In der «Geschichte der Gemeinde Netstal» heisst es, dass die Badi bereits in ihrem ersten Betriebsjahr mit stattlichen Besucherzahlen aufwarten konnte. Insgesamt wurden bei den Erwachsenen 8511 Eintritte (4324 Einheimische und 4187 Auswärtige), bei den Kindern 11 701 Eintritte (4873 einheimische und 6828 Auswärtige) gezählt. Die Netstaler Badi konnte in den folgenden Jahren auf einer Erfolgswelle reiten. Mittlerweilen hatte es sich bis weit über die Kantonsgrenzen hinaus herumgesprochen, dass ein Besuch in der Badi in Netstal dank deren tollen Infrastruktur, eingebettet in eine fantastische Landschaft, zu einem einmaligen Badeerlebnis wird. So ist es nicht verwunderlich, dass auf den Parkplätzen rund um das Schwimmbad bis auf den heutige Tag immer wieder Fahrzeuge aus anderen Kantonen, ja sogar aus anderen Ländern, registriert werden.

Badi Netstal mit Rutschbahn ein Hit!


Die Netschteler Badi entwickelte sich in den kommenden Jahren zum ultimativen Treffpunkt vieler Schwimmsportler und Sonnenanbeter und das ist bis heute so geblieben. Rund 20 Jahre später musste sie einer dringlichen Gesamtsanierung unterzogen werden. Im Rahmen dieser Sanierung kam auch der Wunsch nach einer Wasser-Rutschbahn auf. Baukosten in der Höhe von 1,7 Millionen Franken liessen vorerst solches Wunschdenken im Hintergrund. Im Oktober 1987 wurde ein Komitee Pro Rutschbahn gegründet. Ich selbst hatte das Vergnügen, in diesem legendären Komitee unter dem späteren Gemeindepräsidenten Jürg Schlotterbeck mitzuwirken und meinen aktiven Teil als Ressortchef Medien/Propaganda an die neue Rutschbahn beizutragen. Mit verschiedenen Veranstaltungen und Sammelaktionen und dank der Grosszügigkeit vieler Spender und Sponsoren, vor allem aus Kreisen einzelner Industriellen und Gewerbetreibenden aus Netstal und Umgebung, konnte eine 60g Meter lange Rutschbahn realisiert werden. Am 23. Juni 1989 weihte die Bevölkerung am Fusse des Wiggis die gelungene Renovation der Badi mit ihren neu gestalteten Anlagen samt 60-Meter-Wasserrutschbahn festlich ein. In diesem Jahr feiert das rührige Rutschbahn-Komitee samt der Rutschbahn ebenfalls ein Jubiläum, nämlich das 25-jährige Bestehen. Alleweil Grund genug, auch dieses Ereignis gebührend zu feiern.

Badi Netstal gehört jetzt zur Gemeinde Glarus


Gleichzeitig mit der Fusionierung der Gemeinden Ennenda, Glarus, Riedern und Netstal zur Einheitsgemeinde Glarus haben sich auch die Besitzverhältnisse geändert. Unser tolles und gepflegtes Schwimmbad wurde in die neue Gemeinde Glarus integriert. Heute ist die Fachstelle Freizeit/Sport/Sicherheit der Gemeinde Glarus unter Fachstellenleiter Roman Käslin für die Verwaltung, Betrieb und den Unterhalt zuständig. Seit der Saison 2001 sorgt unser Bademeister Markus Fischli umsichtig und mit viel Engagement für einen reibungslosen Betrieb und Unterhalt. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren ist, soll die Badi Netstal an ihrem Jubiläumstag am 27. Juni 2014 gebührend gefeiert werden. So stehen die Türen des Schwimmbades für alle Besucher aus nah und fern weit offen. Der Eintritt ist gratis und eine Ausstellung über die Entstehung des Netstaler Schwimmbades soll das Interesse der Bevölkerung wecken.