Die Blumen im Kunsthaus Glarus

Es müsste schon ungewohnt lange dauern, bis der Frühling in der freien Natur wieder Einzug hält. Deutliche Fingerzeige bieten nämlich bereits jetzt jene Gemälde, die gegenwärtig im Kunsthaus Glarus unter dem Titel «Blumen in Vasen» präsentiert sind. Dank sorgsamem Auswählen unter Verantwortung der neuen Kuratorin Melanie Ohnemus ist eine Fülle zusammengekommen, die ohne «Wenn und Aber» zu einem mit viel Genuss und Anteilnahme verbundenen Besuch geradezu einlädt.



Madeleine Ohnemus, Kuratorin Kunsthaus Glarus
Madeleine Ohnemus, Kuratorin Kunsthaus Glarus

Diese Blumenpracht muss man gesehen haben. Der Reichtum an Farben, Sorten, an Arrangements aller Art, am Auskomponieren der jeweiligen Gesamtheit ist erfüllend, macht bewusst, wie inhaltsstark und schön ein Blumenstrauss sein kann. Blumen und die nähere Umgebung gehören in verschiedensten Objekten zusammen. Gezeigt werden rund 70 Gemälde ab 1880 bis heute. Es ist eine faszinierende Vielfalt zusammengetragen worden, ein Reichtum, der keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder kunsthistorische Vorgaben in sich birgt. Es stehen die Persönlichkeit der Kunstschaffenden und ihre jeweiligen Intentionen im Zentrum. Es handelt sich um Gemälde aus der Sammlung, Leihgaben verschiedener Kunsthäuser, Museen, von Privatpersonen und neue Werke von Wolfgang Breuer, Ernst Yohji Jaeger und Dario Wokurka. Einiges kann im Schaudepot auf Anfrage während den öffentlichen Führungen oder zu den regulären Öffnungszeiten mit Voranmeldung besichtigt werden. Zur Ausstellung, die bis zum 15. Mai dauert, ist ein Interview mit der Kuratorin erschienen.

Diese «Blumen in Vasen» entstammen dem Schaffen von August Giacometti, Helen Dahm, Hans Emmenegger, Anna Iduna Zehnder, Felix Vallotton, Adolf Dietrich, Cuno Amiet, Jean Morax, Odilo Redon, Giacomo Zanolari, Johann von Tscharner, Salvo, Max Brgmeier, Louis Breslau, Trudy Schlatter, Niklaus Stoecklin, Theodor Barth, Caroline Bachmann und weiteren Kunstschaffenden. Es ist eine wundersam reichhaltige Vielfalt, geprägt von einer faszinierenden, farbenreichen und bewegenden Intensität. Diese Vielfalt trägt Titel wie Orchideen, Astern, Rosen, Fleurs blanches dans un vase décoré, Stilleben mit Gladiolen im Glaskrug, Nelkenstrauss, Bouquet de violettes, Kornblumenstrauss, verwelkt, Nature morte, Jachintes. Eigentlich ist man auf diese Inhaltsangabe gar nicht angewiesen. Wenn schon, geht es eher um die Namen der jeweiligen Kunstschaffenden. Man lässt sich vom überquellenden Reichtum an Farben, Hindekoriertem, Zusammenfinden von Blumen, Vasen und nächster Umgebung bereitwillig mittragen. Man verharrt, vergleicht, mustert aufmerksam verschiedenste Details. Im Verlauf der Ausstellung sind mehrere Dialogführungen eingeplant.

Sammlung: Gustav Schneeli

Vorgesehen sind im UG des Kunsthauses eine Reihe von Einzelausstellungen. Gewechselt wird im Rhythmus von einem halben Jahr. Eröffnet wird dieser Zyklus mit der Sammlung Gustav Schneeli. Es folgen weitere Begegnungen mit Werken verschiedenster Kunstschaffenden aus unterschiedlichen Generationen. Derart Ausgewähltes kann damit genauer betrachtet werden. Das Erbe von Gustav Schneeli, 1872 in Zürich geboren, 1944 verstorben, ist für die Geschichte des Kunsthauses von hoher Bedeutung. Schneeli studierte Kunstgeschichte, er studierte Jura, um sich auf seine diplomatische Karriere vorzubereiten. Ab 1905 widmete er sich in intensiver Weise der Malerei. Aufenthaltsorte waren München, Paris und Rom. Nach Kriegsbeginn lebte er im Freiburgischen. Im Kunsthaus Glarus befinden sich ungefähr 140 Arbeiten, die zwischen 1900 und 1940 entstanden sind. Dank Schneelis Unterstützung konnte das Kunsthaus Glarus gebaut werden. Seine zwölf Blumenstrauss-Gemälde wurden bis heute eher selten gezeigt. Man findet sie im Untergeschoss des Kunsthauses.

Romane Chabrol

Romane Chabrol erstellte für das Kunsthaus Glarus eine neue Komposition. In diesem dritten Teil der Ausstellung handelt es sich um eine Sound-Installation, dies im Zusammenführen von musikalischen Strukturen dank Klangfragmenten von Klavier, Harmonium, Geige, Gitarre, Synthesizer, Computer und Aufnahmegerät. Zur Ausstellung erschien ein Interview mit der Künstlerin. Die junge Hochschulabsolventin wird ihre Komposition im eigens eingerichteten Raum mehrmals live anbieten. Ihr Werk entstand in enger Zusammenarbeit mit der Universität für Kunst und Design in Genf.

Das Kunsthaus Glarus, im Volksgarten unweit des Bahnhofs gelegen, ist von Dienstag bis Freitag von 12.00 bis 18.00 Uhr, an Samstag und Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.