Die Dreigroschenoper – absolut leidenschaftliches Theater in Glarus

Auf Einladung der Kulturgesellschaft Glarus – sie feiert ihr 100-jähriges Bestehen in sympathisch kreativer Art – gastierte das Theater des Kantons Zürich in der Aula der Kanti Glarus. Die wechselvollen Inhalte der Dreigroschenoper wurden mit riesiger Intensität ausgespielt. Man sah sich dem Agieren der gierigen, mitleidlosen und schauspielerisch wechselvollen, sich auf vielen gesellschaftlichen Schauplätzen bewegenden Macheath, genannt Mackie Messer und Jonathan Jeremiah Peachum, von Celia Peachum und deren Tochter Polly Brown, Polizeichef von London und dessen Tochter Lucy und weiteren erfüllend wechselvoll aufspielenden Helfern gegenüber. Sie wussten sich in Musikalischem von Till Löffler und Olav Lervik bestens begleitet.



wechselvollen Inhalte der Dreigroschenoper wurden mit riesiger Intensität ausgespielt. (Bilder: p.meier)
wechselvollen Inhalte der Dreigroschenoper wurden mit riesiger Intensität ausgespielt. (Bilder: p.meier)

Den Text der Dreigroschenoper verfasste Bertolt Brecht, die Musik stammt von Kurt Weill.
Einige Lieder haben Kultstatus («Und der Haifisch, der hat Zähne ...») Das Stück wurde 1928 in Berlin uraufgeführt. Schauplatz ist Soho, ein Stadtteil Londons. Zentral ist der Machtkampf zwischen zwei Personen, die – salopp ausgedrückt – mit «vielen Wassern gewaschen sind». Ihnen ist fast jedes Mittel recht, wenn es zu ihrem eigenen Vorteil und dem Festigen ihrer Macht dient. Sie spielen einschlägige Erfahrungen erbarmungslos aus. Peachum führt eine Firma, deren Mitarbeitende als arme Bettler, körperlich Behinderte und anderswie auftreten und Geld reinholen. Peachum ist an diesen Einnahmenmit spürbarer Gier und Raffinesse mitbeteiligt.

Seine Tochter Polly heiratet den Verbrecher Macheath, also Mackie Messer, auch Mac genannt. Die Heirat wird in einem runtergekommenen Pferdestall vollzogen. Notwendiges wird von Mackies Helfern irgendwo in Windeseile gestohlen und herbeigeschafft. Diese Form einer Vermählung ist laut, farbenstark, von Hinterhältigkeiten, Fresserei und zuweilen übler Stimmungsmache geprägt. Jackie Brown, Polizeichef von London, ist unter den Gästen. Er ist einer der engsten Freunde von Mackie und deckt ihn, so gut als immer möglich. Pollys Eltern sind schlichtweg entsetzt, sie wollen die sofortige Scheidung, was Polly ablehnt. Es kommt zur Anzeige von Peachum. Es wird Mackie empfohlen, raschmöglichst zu fliehen. Polly setzt sich nun fürs Geschäftliche ein. Mit Mackies unverhohlen gezeigter Liebe zu verschiedensten Frauen hat niemand so richtig gerechnet. Eine der Huren, Lucy, verpfeift ihn. Er wird gefasst, eingesperrt und zum Tod durch den Strang verurteilt. Keine der beiden Frauen weiss, wo sich Mac aufhält, ob er vom beinahe sicheren Tod noch bewahrt werden kann. Und alles fällt in die Zeit der Krönung von Königin Viktoria im Jahre 1837 – so ist in den Unterlagen nachzulesen.

Hohe Leidenschaften sind im Spiel, eine Vielzahl von Gefühlen und Empfindungen werden in wirbligem Wechsel ausgespielt und gesungen. Es kommt – dem Happyend sei Dank – zur unerwarteten Begnadigung.

Waren das Zeiten in Londons damaliger, zwielichtiger Welt! Irgendwo ist nachzulesen, dass zuerst das Fressen, dann die Moral komme. Damit hatten sich die vielen Zuschauerinnen und Zuschauer je nach persönlicher Befindlichkeit auseinanderzusetzen, Vergleiche zu Heutigem zu schaffen.

Gespielt wurde inmitten einer clever konzipierten Kulisse, die viel Bewegungsfreiheit erlaubte. Präsenz und gegenseitige Abgestimmtheit der Darstellenden waren hervorragend. Man war in das enorm lebhafte, farbige, zuweilen derb – heftige Geschehen einbezogen.
Die Vielfalt der ausgespielten Gefühle war packend, von willkommener Direktheit.

Mehr als verdient war der riesige, lange Beifall ans gesamte Ensemble, an alle, die zum erfüllenden Gelingen beigetragen hatten.