«Die eigene Währung gibt uns mehr Spielraum»

Wirtschaftsjournalist Beat Kappeler sieht kein baldiges Ansteigen der Leitzinsen. Dazu verriet er am Forum von Service 7000, dass die Schweiz dank des Frankens und der geringeren Staatsverschuldung besser für die Zukunft gewappnet ist.



Die Teilnehmer am Podiumsgespräch (von links): Andreas Ingold
Die Teilnehmer am Podiumsgespräch (von links): Andreas Ingold

Zum Auftakt des diesjährigen Forums von Service 7000 in der lintharena blickte der renommierte Wirtschaftsjournalist Beat Kappeler auf die Aktivitäten der Zentralbanken. Diese hätten durch das starke in den Markt bringen von Währung zwar die drohenden Wirtschaftskrise zumindest abgemildert, Folge davon waren aber auch Null- bis Minuszinsen. Dies dürfte auch noch eine Weile so anhalten, meinte Kappeler weiter. «Vor allem auch, weil die Staaten nicht ihre Verschuldung abgebaut haben, im Gegenteil, wegen der niedrigen Zinsen noch weitere angehäuft haben.» Sollten die Zinsen plötzlich steigen, stünden einige Staaten vor dem möglichen Bankrott. Bis diese Gefahr gebannt ist, dürften aber die Zinsen weiter tief bleiben. «Ein einmaliges politisches Ereignis kann dieses System plötzlich zum Einsturz bringen.» Aktuell blickte er dabei auf die kommenden Präsidentschaftswahlen in den USA, aber auch auf den immer noch möglichen Ausstieg von Griechenland aus dem Euro-Raum. Vor allem die südlichen Euro-Länder inklusive Frankreich könnten hier stark betroffen sein. «Der Norden und auch die Schweiz stehen hier sehr viel besser da.» Neben der geringeren Staatsverschuldung, sieht Kappeler auch in der eigenen Währung einen grossen Vorteil. «Mit der eigenen Notenbank kann die Schweiz selber reagieren.» Das ganze «Zinsabenteuer» habe dabei natürlich einen starken Einfluss auf den Immobilienmarkt. «An den Leitzins sind viele Wirtschaftsaspekte gekoppelt.» Aktuell gelten Immobilien als eine gute Anlagemöglichkeit, steigt der Zins, hat das aber auch hier seinen Einfluss. Nicht nur der Hypothekarzins steigt, auch der Wert der Immobilie allgemein sinkt, so auch die Mieternachfrage.

Im anschliessenden Podium, unter der sehr guten Moderation von Regula Späni, sah Hanspeter Rhyner, CEO der Glarner Kantonalbank, die Situation bei Weitem nicht so schwarz. «Die Banken haben auch vom Bund Auflagen zum Beispiel bei den Hypotheken, die solche Zinsentwicklungen berücksichtigen.» Neben der geopolitischen Wetterlage, welche auf den Immobilienmarkt einwirkt, legten Robert E. Gubler, Geschäftsführer Vereinigung Zürcher Immobilienunternehmen, sowie Andreas Ingold, CEO Livit AG, ihren Schwerpunkt auf die nationale und regionale Politik. Mit Vorgaben, Gesetzen und Abgaben werde hier immer und zum Teil sehr negativ auf den Immobilienmarkt und allgemein auf die Wirtschaft eingewirkt. Aus dem Plenum kam hier der Hinweis, dass sich halt Vertreter aus der Wirtschaft vermehrt auch politisch – zum Beispiel in Parlamenten – engagieren und für die Wirtschaftbelange einsetzen sollten.

Den Abschluss, des mit rund 450 Gästen rekordmässig gut besuchten Forums von Service 7000, bildeten ein traditonelles Glarner Nachtessen aus der Küche der lintharena und ein überraschender Besuch von «Klibi und Caroline».

*Jürg Huber ist Pressebeauftragter der Glarner Handelskammer