Die Experimentierlust einer Künstlerin

Die dritte Ausstellung dieses Jahres ist Lilly Keller gewidmet. Zu sehen ist eine Auswahl aus dem farblich und formal üppigen Werk der letzten 20 Jahre der Künst-lerin: Plastiken, Objekte, Malereien und Tapisserien.



Museumbickel Walenstadt: Lilly Keller stellt aus (bild: eing.)
Museumbickel Walenstadt: Lilly Keller stellt aus (bild: eing.)

Lilly Keller wohnt heute in Cudrefin am Neuenburgersee. Sie ist seit Jahrzehnten nicht aus der Kunstszene wegzudenken. Sie wirkte im Umkreis von Meret Oppenheim, Jean Tinguely und Daniel Spoerri, die dem „Neuen Realismus“ zugeordnet wurden. Lilly Keller gehört zu jener Generation, die die Aufbruchstimmung der 1950er Jahre in Bern prägte. Bis heute ist ihre Vitalität ansteckend und ihre Schaffenskraft ungebrochen.

Mehrteiligkeit

Zweiundzwanzig Arbeiten beleben die Ausstellungshalle und bezeugen die fast zügellose Experimentierlust der Künstlerin. Die meisten Werke sind grossformatig, in den Raum gebildet. Das umfangreichste Beispiel, eine Faltwand, misst 2.3 m x 10 m und besteht aus zusammengesetzten Elementen. Mehrteiligkeit ist ein Prinzip der Gestaltungen Lilly Kellers. Ein weiteres ästhetisches Merkmal ihrer Materialkunst ist die Akkumulation, die zu Mustern gefügte Ansammlung von Bechern, Kaffeekapseln und andern Dingen.

Lustgarten

In Cudrefin schuf die Künstlerin mit ihrem Lebensgefährten aus einem alten Bauerngut einen aussergewöhnlichen Wohn- und Arbeitsort – samt verwunschenem Lustgarten. Was Wunder, dass zu ihrem künstlerischen Repertoire überdimensionierte Pflanzenblätter zählen. Lilly Keller versteht das Blatt als eine „Konstruktion der Natur“. Es kann innert Tagen welken. Mit dem „Grossen Fächer“ etwa will sie etwas Bleibendes schaffen.

Erneuerung der Dada-Bewegung

Eine kleinere Arbeit trägt den Titel „Objekt mit Patisserie“ und erinnert an ein „Fallenbild“, an eine senkrecht gestellte Tischplatte mit eingefrorenen Restbeständen einer Mahlzeit. Vertikal angeordnet ist ebenso das „Gebirge“: ein neunteiliges Relief, das die Schweiz gleichsam auf den Kopf stellt. Es verweist exemplarisch auf den „Neuen Realismus“, der auch mit dem Anspruch antrat, die Dada-Bewegung, die 1916 in Zürich ihren Ausgangspunkt hatte, zu erneuern. Zwei Werke Lilly Kellers erfuhren eine musikalisch Erweiterung: die eine Klanginstallation schuf Andres Bosshard, die andere Franziska Baumann.

Kunst-Matinee

Eine Begegnung mit der temperamentvollen Künstlerin ist an der Kunst-Matinee vom Sonntag, 19. August 2007, um 10.30 Uhr möglich. An diesem Anlass tritt auch das Free-Jazz-Quintett „Evan Parker & September Winds“ auf und unternimmt eine „spontane Expedition in unerhörte Klanglandschaften“.

Die Vernissage findet am Freitag, 29. Juni 2007, um 18 Uhr statt. Die Ausstellung dauert bis zum 26. August 2007. Die Öffnungszeiten sind Freitag 17-20 Uhr und Samstag / Sonntag 14-17 Uhr. Gruppenbesuche sind auf Voranmeldung jederzeit möglich.