Das Glarnerland ist im Fasnachtsrausch! Das ist das eindeutige Fazit vom letzten Wochenende. Egal ob weit vorn im Kanton oder zu hinters, überall feierten die Masker und Guggen die Fünfte Jahreszeit. Und das so zahlreich und bunt, wie schon lange nicht. Ein eindrücklicher Beleg, das die Tradition und das Brauchtum der Fasnacht im Glarnerland stark verankert ist und auf eine breite Generations übergreifende Beliebtheit stösst. Und auch die Wirtschaftskrise beeinträchtig die Fasnächtler nicht im geringsten. So viele bunte und ausgefallene Kostüme wie in diesem Jahr gab es nur selten zu sehen. Dieses Jahr hat auch gezeigt das die Jugend wieder auf den Geschmack gekommen ist. Waren es in den letzten Jahren vor allem die „älteren Semester“, die verkleidet die Farbtupfer an den Maskenbällen sorgten, sind in diesem Jahr auch zahlreiche junge Gesichter unter den Masken versteckt.
Arabisches Märchen
In den exotischen Orient versetzten die Burggeister in Oberurnen die Besucher. Haremsdamen, Scheichs aber auch Kameltreiber – samt Kamel – tanzten zur Musik der Band Wolkenbruch. Aber auch andere phantasievolle Gestalten wie Feen, Piraten und Schlümpfe tummelten sich in der dicht gedrängten Mehrzeckhalle in Oberurnen. Rekordverdächtige 1300 Gäste konnte der SchmuDo mit dem Motto „1000 & 1 (SchmuDo) Nacht“ anlocken. Und die ausgelassene aber immer friedliche Party dauerte bei vielen Gäste auch schon in den Morgen hinein.
Tümpis im Moor-Rausch
Ihren ersten Auftritt, am SchmuDo in Linthal, im neuen Kostüm vor heimischem Publikum gelang der Tümpelgumper Gugge zu einem fulminanten Start. Das Suhlen im Moor ist ihnen gut bekommen, ihr Wohlfühl-Rausch schwappte gnadenlos auf das Publikum über.
Wie Piraten heimtückisch sein können, erlebten alle beim freudigen Betreten der Reling, stand doch da verlockend „Kreuzfahrt zu Schnäppchenpreisen vom Seebecken Linthal zum Klöntaler-See“. Doch kaum im Bauch des vermeintlichen Kreuzfahrt-Schiffes verschwunden, gab es kein Entrinnen mehr. Da packten die Heugümper aus Ennenda klangreich die Gäste unter ihre Flügel, gefolgt von den Tümpis, die erst recht dafür sorgten, dass alle eng zusammen gedrängt wurden im Klang- und Rhythmusrausch. Die Piratinnen und Piraten lockten erfolgreich mit leckeren Häppchen und Süffigem, auch wenn das Schiff schon bedrohlich wankte unter dem Ansturm der Schnäppchen-Jäger. Ob die Gefangenen vom Piratenschiff befreit wurden, ist nicht bekannt, vielleicht müssen sie bis zum nächsten Freitag ausharren und weiterhin im Schiffsbauch schmoren. Alle Mutigen sind zur Befreiungsaktion aufgerufen, am nächsten Freitag den Versuch zu wagen – als Belohnung gibt es Verpflegung im Café Spörri und sichere Fahrt nach Hause.
Guggengottesdienst in Linthal
Die Tümpelgumper-Gugge und Pfr. Richard J. Bloomfield haben miteinander im traditionellen Guggengottesdienst in der reformierten Kirche in Linthal am vergangenen Sonntag Jung und Alt zum bewegten Loben und Beten animiert. Nach anfänglicher Zurückhaltung liessen sich die ca. 120 Anwesenden immer mehr von der Begeisterung der Musiker und des Pfarrers anstecken. Auch die Kinder trugen Ihres zum begeisterten Gotteslob bei.
Alles neu am Fädäli-Friitig
Dass Tradition und Mut zu Neuem durchaus gut nebeneinander her gehen können, dürfte im Glarnerland kaum jemand überraschen. Und so hat sich in diesem Jahr auch der Fädäli-Friitig einer Frischzellen-Kur unterworfen. Herausgekommen ist eine waschechte „Beizen“-Fasnacht. In rund sechs Restaurants und der Rondellbar auf dem Rathausplatz zeigten sich die einzelnen Masken oder Gruppen dem Publikum und sorgten so für mächtig Stimmung. Dazu erklangen die passenden Töne auf dem Rathausplatz, wenn die zahlreichen Guggen zu einem spontanen Konzert aufspielten. Am Schluss versammelten sich die meisten Masker im Stadthof, wo die Gewinner des Preismaskenballs bekannt gegeben wurden.
Das volle Programm in Netstal und Näfels
Ebenfalls ordentlich gefeiert wurde die Fasnacht in Netstal, und dies am Samstag mit Kinderumzug, Maskenball und Beizlifasnacht. Viel los war auch in Näfels: nach der Schlagerparty am Samstag, ging es am Sonntag weiter mit dem grossen Umzug und der Fasnachtsparty.
Dank Sonnenschein war es trotz klirrender Kälte für die zahlreichen Zuschauer einigermassen erträglich, am Sonntagnachmittag den grossen Näfelser Fasnachtsumzug mitzuverfolgen. Über 40 Sujetwagen, Guggenmusiken, Gruppen und Einzelpersonen defilierten an den Zuschauern vorbei. Auch dieses Jahr gaben zahlreiche Ereignisse der vergangenen Monate den Fasnächtlern Gelegenheit diese zu kolportieren. So war natürlich die Schweinegruppe ein dankbares Thema, aber auch der Klimagipfel, die Schweizer Geiseln in Tripolis und als lokale Begebenheiten der «Fuchsbau» beim Kreisel in Näfels oder die Linth-Sanierung gaben Anlass, diese fasnächtlich aufs Korn zu nehmen. Im Anschluss an Umzug fand auf dem Turnhallenplatz ein Monsterkonzert mit all den Guggen des Umzugs statt.
Es ist noch lange nicht Schluss
Trotz der vielen Anlässe im ganzen Kanton ist die Fünfte Jahreszeit noch lange nicht zu Ende. Bis zum krönenden Abschluss, dem grossen Umzug am nächsten Sonntag im Kantonshauptort, stehen noch viele weitere Veranstaltungen auf dem Programm. Bereits am Dienstag feiert das fasnachtsverückte Näfels seine Beizlifasnacht. Danacht geht es in Ennenda, Linthal und Niederurnen mit dem wilden Maskentreiben weiter. Die Kinder können am Samstag entweder in Mollis oder in Schwanden am Kindermaskenball teilnehmen. Und in Glarus versammeln sich traditionell alle Guggen zum beliebten Sternmarsch und Monsterkonzert.
Tradition und Moderne. Im Glarnerland geht das. Und noch viel mehr geht im Glarnerland während der Fasnachts-Zeit.