Die geheime Welt der Flechten im Welterbe Sardona

Den GeoGuides Sardona wurden kürzlich im Rahmen einer Weiterbildung die Zusammenhänge zwischen den Flechten und den Gesteinen im UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona nähergebracht. Die kaum beachteten Lebensformen eröffnen beim genaueren Hinsehen einen Blick in eine beeindruckende neue Welt. Kein Wunder, treffen sich demnächst die Flechtenexperten der Schweiz in der Tektonikarena Sardona zu ihren diesjährigen Studientagen.



Interessierte GeoGuides Sardona vor der Flechtenexkursion auf Aeugsten (GL) (Bilder: zvg)
Interessierte GeoGuides Sardona vor der Flechtenexkursion auf Aeugsten (GL) (Bilder: zvg)

Weiterbildung für die GeoGuides Sardona

Kürzlich wurden im Rahmen einer Weiterbildung die GeoGuides Sardona in die faszinierende Welt der Flechten eingeführt. Der Flechtenkenner Dr. Jakob Marti aus Glarus sensibilisierte die interessierte Gruppe für die selten beachteten Lebensformen, welche in einer erstaunlichen Vielfalt fast auf der ganzen Welt vorkommen. In der Tektonikarena Sardona konnte der Flechtenspezialist Marti vor allem betreffend der Boden- und Gesteinsflechten aus dem Vollen schöpfen. Alle GeoGuides wurden für künftige Führungen und Exkursionen mit einem kleinen «Flechtenkoffer» mit den 12 häufigsten Gebirgsflechtenarten dokumentiert.

Zusammenhang mit Gesteinen

Als Einstiegshilfe in die bisher unbekannten Flechten diente den GeoGuides die vertrautere Pflanzenwelt. Die Guides untersuchten den Zusammenhang zwischen den an einem bestimmten Standort vorkommenden Pflanzen und den Bodenbedingungen. Ganz ähnlich ist es bei den Flechten: Einzelne Arten kommen nur auf sauren Gesteinen vor, andere dagegen vorwiegend auf Kalk. Die äusserst hohe Vielfalt an verschiedenen Gesteinen in der Tektonikarena Sardona sorgt daher auch bei den Flechten für eine hohe Biodiversität. Von den 1300 Flechtenarten, die in der Schweiz auf dem Gestein und dem Boden leben, wird ein beträchtlicher Teil auch in der Tektonikarena vorkommen. Darunter befinden sich einige, die auf der roten Liste der gefährdeten Arten verzeichnet sind.

Zeit bestimmen und Füchse töten

Eine Flechte ist eine Lebensgemeinschaft zwischen einem Pilz und einer oder mehreren Algen. Während im hohen Norden diverse Flechten als Rentiernahrung herhalten müssen, werden hierzulande Flechten für die Zeitbestimmung z.B. nach einer Gletscherabschmelzung genutzt. Einige der Flechten sind essbar. Man sollte sich der Sache jedoch sicher sein: andere Arten sind giftig und wurden früher für das Töten von Füchsen verwendet. Gewisse Flechten sind derart schwierig zu bestimmen, dass sie dafür in ein ausländisches Labor geschickt werden müssen.

Moos- und Flechtenprofis treffen sich in der Tektonikarena Sardona

Vom 5. bis 8. September 2019 finden in Flims in der Tektonikarena Sardona die Bryolich-Studientage der Schweizerischen Vereinigung für Bryologie und Lichenologie statt. Bisher sind 91 Moosarten aus dem Gebiet um Flims erfasst, darunter auch einige gefährdete Arten. Die Studientage werden mithelfen, das Wissen rund um die Moose und Flechten in der Tektonikarena Sardona zu erweitern und zu vertiefen.