Die Geschichte eines Glarner Auswanderers

Die Aufzeichnungen des Biltner Auswanderers Heinrich Lienhard sind in einer neuen Transkription herausgekommen. Das fast 800 Seiten umfassende Buch wurde am Sonntag an einer Vernissage im Freulerpalast in Näfels vorgestellt.



Katharina Tanner aus Basel las einige Kapitel aus Lienhards Buch vor. (Bilder: A. Lombardi) Preis aus Amerika: Alt Generalkonsul Fred Jenny überreicht Christa Landert den Paroz Price 2010 der Swiss American Historical Society. Ein Beitrag zur Auswanderergeschichte ermöglicht: Erwin Künzle vom Limmatverlag
Katharina Tanner aus Basel las einige Kapitel aus Lienhards Buch vor. (Bilder: A. Lombardi) Preis aus Amerika: Alt Generalkonsul Fred Jenny überreicht Christa Landert den Paroz Price 2010 der Swiss American Historical Society. Ein Beitrag zur Auswanderergeschichte ermöglicht: Erwin Künzle vom Limmatverlag

Die Manuskripte des Glarner Auswanderers Heinrich Lienhard aus Bilten sind bereits 1898 in einer ersten Buchausgabe erschienen. Wie Leo Schelbert, Professor an der University of Illionis, an der Buchvernissage vom vergangenen Sonntagvormittag im Freulerpalast ausführte, wurden damals Lienhards Texte zu stark umgeschrieben. 1941 erschien zudem ein zweites Buch über Lienhards Aufzeichnungen und zwar in englischer Sprache. Die Herausgeberin des jetzigen Werkes, Christa Landert, hat sich in in über 20-jähriger akribischer Arbeit daran gemacht, Lienhards Manuskripte aus jener Zeit neu zu transkriptieren. Ihr Anliegen war es, die Aufzeichnungen in ein lesbares Deutsch zu formen, ohne das Original zu stark zu verändern.

Beitrag zur Auswanderergeschichte

«Diese Transkription kann nicht übertroffen werden», erklärte Schelbert. Die Herausgeberin liess es sich nicht nehmen, persönlich jene Orte in Amerika zu besuchen, die Lienhard in seinen Aufzeichnungen beschrieben hat. Sie hat bei der Umsetzung der Texte auch die Hilfe von verschiedenen Fachleuten gesucht. Mit einigen Beispielen dokumentierte Schelbert, wie es oft nicht einfach war, aus heutiger Sicht zu erahnen, was Lienhard genau erlebt und geschrieben hat. «Das umfangreiche Werk ist ein Teil der Geschichte der schweizerischen Auswanderung», erklärte Schelbert weiter. Es sei aber auch ein bedeutender Beitrag zum Umgang der Weissen, nämlich der Eindringlinge, in das Land mit den Ureinwohnern, den Indianern.

Ein Preis aus Amerika

Dank Erwin Künzle vom Limmatverlag konnte schliesslich ein Verlag gefunden werden, der bereit war, das Werk unter dem Titel «Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen» herauszugeben. Die aus Basel stammende Katharina Tanner las nun einige Kapitel aus dem umfangreichen Buch vor. Fasziniert hörten die Vernissagebesucher Lienhards Schilderungen vom California Trail Richtung Westen und der Begegnung mit einem grossen Indianerstamm oder vom ersten Goldfund in der Nähe vom Fort des Schweizers John A. Sutter. Die von Georg Müller moderierte Vernissage wurde musikalisch umrahmt mit typischer amerikanischer Volksmusik jener Zeit mit Jimmy Gmür und Michael Bösch. Zum Abschluss gab es noch eine Überraschung. Alt Generalkonsul Fred Jenny überreichte Christa Landert im Namen der Swiss American Historical Society den Paroz Price 2010. Dieser Preis wird von der Gesellschaft alljährlich an verdiente Persönlichkeiten verliehen.