Die Erneuerung der knapp 30 Jahre alten Daueraustellung zur Geschichte des Kantons Glarus sei für die Museumsleiterin Susanne Grieder schon lange ein grosser Wunsch gewesen, verriet sie kurz vor der Eröffnung der neuen Ausstellung. «Dabei stiess ich in vielen Bereichen auf sehr offene Ohren.» Auch der Präsident der Museumskommission, Kurt Müller, betonte die Wichtigkeit einer Präsentation der Geschichte des Kantons im Freulerpalast. «Als historisches und kulturhistorisches Museum haben wir eine Verpflichtung und eine Verantwortung, unsere Geschichte glaubwürdig und verständlich darzustellen. Unsere Geschichte ist aber auch eine wichtige Angelegenheit für den ganzen Kanton.»
Die neue Ausstellung zeigt aber auch, dass Geschichte und deren Wahrnehmung Entwicklungen unterworfen sind. «Die alte Ausstellung war für die damalige Zeit sehr gut und erfolgreich. Die Erwartungen und Möglichkeiten haben sich aber deutlich geändert.»
Die neue Ausstellung setzt den Mittelpunkt auf die politischen Strukturen und greift dieses Thema nicht chronologisch, sondern thematisch in vier Räumen auf.
Von damals zu heute
Bei den Schlagworten politische Struktur und Glarnerland leitet sich unweigerlich die Landsgemeinde ab. Spätestens seit dem 15. Jahrhundert ist sie die massgebliche politische Instanz. 1837 erhielt sie ihre heutige basisdemokratische Form. Sie schuf Gesetze, die über die Kantonsgrenzen hinaus wegweisend waren und wirkt auf die Bevölkerung bis heute identitätsstiftend. Die äusseren Grenzen des Glarnerlandes haben sich im Laufe der Zeit nur geringfügig geändert, die innere Einteilung in Gemeinden hingegen schon. Mit einer weitreichenden Gemeindefusion – ebenfalls ein Landsgemeindeentscheid – im Jahr 2011 gab sich der Kanton eine neue innere Struktur und versucht damit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung zu begegnen. Die Ausstellung reicht nicht nur hier bis in die heutige Zeit.
Glarus und die Schweiz
Es gab im Laufe der Geschichte des Kantons Glarus immer wieder Ereignisse, die über die Kantonsgrenzen hinaus für Schlagzeilen sorgten: Kriegerische Ereignisse wie die Schlacht von Näfels oder der Zug Suworows über die Berge; aber auch Unglücke wie der Brand von Glarus, der die Solidarität und Hilfe der Menschen aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland erforderten. Grossprojekte waren nur in Zusammenarbeit mit anderen Kantonen und der Eidgenossenschaft realisierbar; kantonale Gesetze wurden für die eidgenössische Gesetzgebung wegweisend. Die Ausstellung ist somit nicht nur eine Selbstdarstellung des Kantons, sondern versucht, unser Land als Teil der Schweiz zu zeigen.
«Unser» Fridolin
Der Kanton Glarus hat mit dem heiligen Fridolin als einziger Kanton einen Menschen in seinem Wappen und nicht nur hier ist das Glarnerland stolz auf seinen Landespatron, wie ein weiterer Raum der Ausstellung feststellt. Den ersten Aufzeichnungen über das Leben von Fridolin ist zu entnehmen, dass er um 500 als irischer Glaubensbote über das heutige Frankreich nach Bad Säckingen (D) kam und dort ein Kloster gründete. Durch die enge Beziehung zwischen dem Kloster Bad Säckingen und dem Land Glarus ab dem 14. Jahrhundert kam es, dass der Heilige auch Landespatron von Glarus wurde. Seither ziert er das Kantonswappen, offizielle Siegel, Banner und Dokumente, aber auch unzählige profanere Gegenstände als Symbol des Glarnerlandes. Die vereinigten Fridoline machen dem Besucher den hohen Stellenwert unseres Landespatrons eindrücklich bewusst.
Unter Einsatz neuster Medien
Die Geschichte des Kantons Glarus wird mit anschaulichen Objekten, darunter das Landesschwert und Zepter, Dokumenten und Animationen in vier Abteilungen neu präsentiert. Die jüngsten Gäste erfahren die wechselvolle Landesgeschichte an 22 Stationen auf spielerische Weise. Interessierte Besucher können auf interaktiven Stationen eine grosse spannende Datenmenge selber abrufen, zum Beispiel ihren Geschlechternamen unter die Lupe nehmen oder über den amtierenden Landammann im Jahre X mehr erfahren. Die zahlreichen Ton- und Filmstationen vermitteln mit Sicherheit ein Gefühl der Heimatverbundenheit, Wehmut und Stolz.
Ausstellung in den Stallungen
Neben der komplett neuen Dauerausstellung konnte Kurt Müller auch eine Sonderausstellung präsentieren. Der in Näfels geborene Fotograf Peter Müller Peter lebt seit vielen Jahren in Spanien und hat sich unter anderem auf die Fotografie von Pferden spezialisiert. In seinen Bilder kombiniert Müller Peter die oftmals reinrassigen Spanischen Pferde mit bekannten Meisterwerken der bildenden Kunst. «Bilder, die ausgezeichnet in unsere Stallungen passen.» Ab dem 14. Juli werden die Kunstwerke von Müller Peter nicht nur in den Stallungen, sondern auch in der Sonderausstellung im Freulerpalast in Näfels zu sehen sein.
