Die Glarner Literatur ist auf gutem Wege

Der Verein kulturzyt und Baeschlin Bücher präsentierten am vergangenen Samstag in der Mensa der Kantonsschule in Glarus bereits zum dritten Mal neue Nachwuchsautorinnen und -autoren aus dem Kanton Glarus. Unter dem Titel „Glarus schreibt“ nutzten die anwesenden Schreibtalente die einmalige Chance, ihre bis anhin unveröffentlichten Texte einem breiten Publikum zu präsentieren.



Andri Zubler war ein ausgezeichneter, fachkundiger Moderator
Andri Zubler war ein ausgezeichneter, fachkundiger Moderator

Lesungen sind für einen Autor überaus wichtig – nicht nur finanziell, denn viele Autorinnen und Autoren verdienen mit ihren Auftritten manchmal mehr als mit dem Verkauf ihrer Bücher. Lesungen sind vor allen Dingen eine Möglichkeit, mit seinen Leserinnen und Lesern persönlich in Kontakt zu kommen. Genau diese Chance nutzten am vergangenen Samstag Glarner Schreibtalente aller Altersklassen, indem sie ihre neuesten Texte in der Mensa der Kantonsschule in Glarus einem interessierten Fachpublikum präsentieren konnten. Der im Jahre 2014 vom Verein kulturzyt und Baeschlin Bücher ins Leben gerufene Schreibwettbewerb „Glarus schreibt“ erfreut sich grosser Beliebtheit und erlebte am vergangenen Samstag bereits seine 3. Auflage.

Reichhaltige literarische Palette

Bereits im Vorfeld des Schreibwettbewerbs „Glarus schreibt“ hatte eine Jury festgestellt, dass die eingereichten Texte vielfältig und äusserst spannend sind. Da standen Gruseliges und Märchenhaftes, Fantasie, Tier- und Liebesgeschichten, Gedichte und Erörterungen nebeneinander. Andri Zubler vom Baeschlin Verlag betätigte sich als gewiefter, smarter Moderator. Mit einer stimmungsvollen Come-together-Party mit buntem Snack-Buffet, Musik und Büchertisch wurde eine zweistündige Pause meisterhaft überbrückt, während das Trio Fly und Sämi Acosta gleichzeitig für den musikalischen Part zuständig waren.

Ein Ausflug in die Fantasiewelt der Kinder

Im Anschluss an die Lesungen machte das Publikum von der Möglichkeit Gebrauch, ihren Lieblingsautor oder -autorin, respektive ihren Lieblingstext selbst auszuzeichnen. Die Texte der Kinder und Jugendlichen lagen auf einem erstaunlich hohen Level. Die Lyrikerin und Schreibpädagogin Jaël Lohri, Buchautor und Schauspieler Daniel Metzger sowie die Lehrerin Esther Koroma rezitierten und beurteilten die Texte der Finalisten. Höhepunkt des nachmittäglichen Schreibwettbewerbs war die Bekanntgabe der Sieger in der Kategorie A. Sie gewannen einen Schreibworkshop auf Schloss Lenzburg mit Jaël Lohri. Die Sieger heissen Noam Zambelli, Anna Rössler, Elina Zimmermann, Nora Sigel und Yarice Hefti.

Poesie lag in der Gunst des Publikums

Die Textinhalte der Kategorie B und C „Erwachsene“ waren sehr anspruchsvolle Literatur. Bei den Erwachsenen wurden Jessica Gerosa, Sybil Rezgueni, Werner Scherf und Mathilde Wyss gleichwertig ausgezeichnet. Gesamthaft betrachtet waren die Texte sowohl der Kinder und Jugendlichen, als auch der Erwachsenen vielfältig, anregend, unterhaltsam und überzeugend, stilistisch geprägt durch ausgezeichnetes, lupenreines Hochdeutsch. Als Jury bei den Erwachsenen amteten Daniel Mezger, Verena Beerli-Kaufmann und Gaby Ferndriger. Die Sieger erhielten Schreibworkshops bei Schreiber & Schneider in Bad Zurzach. Als Publikumsliebling entpuppte sich der im Kanton Glarus bekannte Dichter Werner Scherf. Mit seinem Gedicht „Jazz“ holte er am meisten Punkte beim Publikums-Wettbewerb. Fazit des Schreibwettbewerbs 2019 „Glarus schreibt“: Wir brauchen uns um den Literaturnachwuchs im Glarnerland keine Sorgen zu machen.

Gedicht von Werner Scherf

JAZZ

Mit fröhlicher Kraft

die schlechte Laune beiseiteschiebend

durchbrechen

spätestens nach acht Takten

die ersten Töne

meinen schützenden Panzer.

Das Gehirn kommt in Schwung

Resonanz mit dem Bass

die Zellwände vibrieren

das Schlagzeug zuckt in die Füsse.

Der Rhythmus zwingt mich mit

duldet nichts neben sich –

ich bin bis zum Rand gefüllt

mit Musik

von Urkraft strotzend

Tanz mitten im Feuer.

 

O ihr armseligen Dichter,

jahrelang wartend in staubigen Ecken

der Bibliotheken,

demütig auf einen gnädigen Blick

des Häufleins

spintisierender Leser

zu schüchternen Verslein

in dürrer Druckerschwärze.

 

Platz da! Hinweg mit euch!

Jetzt kommt der Jazz!

Zuckendes, blutendes Leben!

 

So wartet doch!

Ich gebe nur schnell

meinen Bleistift an der Garderobe ab

und greif zur Posaune!