Die Hand – ein wertvolles Gut

Unsere Hände sind komplexe Gebilde, die wir ständig einsetzen. Wie wertvoll sie sind, merken wir erst, wenn wir sie nicht gebrauchen können. Gesundheit ist eben nicht selbstverständlich.



Wir gebrauchen unsere Hände den ganzen Tag
Wir gebrauchen unsere Hände den ganzen Tag

«Bei der Entwicklung der menschlichen Hand hat sich die Evolution übertroffen. Sie schuf ein multifunktionales Greif- und Tastwerkzeug, fähig zu kraftvollen bis hochpräzisen Bewegungen.» So steht es im Internet. 27 Knochen und 36 Gelenke bilden das komplexe Gerüst. 25 Prozent des motorischen Zentrums in der Grosshirnrinde steuern ausschliesslich die Bewegungen der Hände.

Wir aber sind uns dessen kaum oder nur selten bewusst. Wir setzen unsere Hände vom Aufwachen bis zum Einschlafen ständig ein, ohne zu überlegen. Wir halten und führen schwere Gegenstände ebenso wie feine Instrumente. Wir schütteln einander die Hände zur Begrüssung, essen, schreiben, waschen uns, greifen, drücken, drehen, ziehen, zupfen, kneifen usw. Ganz automatisch.

Wie wertvoll unsere Hände sind, merken wir erst, wenn wir sie nicht oder nur eingeschränkt gebrauchen können. Wie mein Mann zurzeit. Er hat sich bei einem Unfall beide (!) Handgelenke gebrochen. Dank der sofortigen Operation hat er keinen Gips, sondern zwei Manschetten und kann so die Finger etwas bewegen. Dies erlaubt ihm, gewisse Tätigkeiten nun wieder selber auszuführen und von Tag zu Tag etwas mehr Selbstständigkeit zu erlangen. Aber es gibt Sachen, die er nicht bewerkstelligen kann, wo er auf Hilfe angewiesen ist.

Der Unfall hat uns wieder einmal gezeigt, dass eben nicht alles selbstverständlich ist. Gesundheit sowieso nicht. Wir sind dankbar, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist – mein Mann hatte wirklich Glück im Unglück. Gottseidank. Im Spital meinte er: «Meine Hände werden wieder gut. Aber hier liegen viele Menschen, die wissen, dass es bei ihnen nicht mehr gut wird.» Wie Recht er doch hat.

Im November setzen wir uns mit unserer Endlichkeit auseinander, schmücken die Gräber unserer Angehörigen, denken fest an sie. Vielleicht litten sie an einer unheilbaren Krankheit und wären froh gewesen, «nur» beide Handgelenke gebrochen zu haben. Was zwar mühsam ist, aber eben nicht lebensbedrohend.

Denken wir daran, wenn wir am Morgen gesund aufstehen dürfen. Seien wir dankbar. Und kümmern wir uns um diejenigen, welche es nicht so gut haben wie wir. Gerade der November bietet uns mit seinem frühen Eindunkeln Raum dazu. Er gibt uns Zeit für Besinnung und Gedenken, für Momente der Stille und der Demut. Nutzen wir sie und schöpfen wir so Kraft aus diesem für viele düsteren Monat. Bald schon kommt mit dem Advent das Licht zurück.