Die interkulturelle Kompetenz – Vortrag, Diskussion und Musik

Glarus weltoffen lud zum dritten Anlass in der Reihe Flüchtlingsströme – Ausschaffungen –Kulturelle Unterschiede und Asyl in Glarus in den Glärnischbligg, den Treff der Kirchgemeinde Ennenda, ein. Die Begegnungsreihe ist als ökumenische Erwachsenenbildung ausgekündigt und wird von den beiden Landeskirchen unseres Kantons, der Kirchgemeinde Ennenda, Pro Natura Glarus, WWF Glarus, Verein Welt-Laden Glarus mitgetragen und von Migros Kulturprozent unterstützt.



willkommener Art. (Bilder: p.meier)
willkommener Art. (Bilder: p.meier)

Es ist in der heutigen Zeit in zunehmend stärkerer Weise notwendig, dass Sensibilisieren und Diskutieren einsetzen, dem üblen Diffamieren und kollektiven Verurteilen mit guten Argumenten begegnet wird. Nur so ist möglichst gerechtes Handeln der aufnehmenden Gemeinschaften realistisch.

Den Vortrag mit dem Titel «Interkulturelle Kompetenz – ein Kompass im Dschungel kultureller Unterschiede» gestaltete Dan Wiener, Kommunikationsspezialist und Künstler aus. Viele Voten nahm er entgegen. Es wurde ebenso offen wie engagiert diskutiert. Zum Gedankenaustausch kam Musik dazu. Martin Lehmann und Massa Koné improvisierten mit Dan Wiener in ungemein erfrischender, willkommener Art. Sie zeigten auf, wie verbindend Musik sein kann, wie Klänge das Innere der Menschen so wohltuend zu berühren vermögen, fern jeglicher Angst und Sorgen.

Dan Wiener verkörpert eine irgendwie beneidenswerte Vielfalt an Talenten, er gastiert berufsgebunden an gar vielen Orten als Fachperson für richtiges Kommunizieren; er ist Schauspieler, Geschichtenschreiber, Erzähler, Sänger, begleitete sich grad selber auf der mitgebrachten Gitarre, stimmte sich auf andere dann ein, wenn gemeinsames Musizieren angesagt war. Er ist wortgewandt, versteht das kritische Betrachten und Beurteilen, vermag geduldig zuzuhören, argumentiert geschickt. Seine Aufwartung war so etwas wie ein Geschenk.

Am Lied über Gnus zeigte Wiener mit einprägsamer Leichtigkeit auf, wie sehr man nur unter seinesgleichen leben will, Missliebiges wegjagt, seine Ruhe und Behäbigkeit bewahren will. Treten in einem derartigen Modus Störungen auf, wird es hektisch, heftig, Aggressionen entstehen, und schon ist der Streit da. Eigentlich hätte es ja genug Platz, aber eben nur für Gnus und ausschliesslich mit Gnus.

Wiener spannte diese Gedanken weiter, wechselte zu Menschlichem, Mitmenschlichem und Fremdem. Jede Kultur, so eine seiner Kernaussagen samt anschliessender Erläuterung, ist relativ. Kultur soll und darf nicht zur Einseitigkeit verkümmern. Er äusserte sich zur Rolle und Verantwortung des Gastes und des Gastgebers. Er sprach über deren Erleben, Erwartungen und Erfahrungen. So wird Kultur situationsabhängig. Mit Integration hat das ganz viel zu tun. Wiener äusserte sich zur Kultur des Kommunizierens, zu Befindlichkeiten in diesem Kontext.

Welche Irrtümer bei Integrationsprozessen aufkommen, wie man ihnen begegnen kann, war ein weiterer Teil der interessierenden Ausführungen. Stets nahm Wiener Bemerkungen aus dem Publikum auf, hielt sie schriftlich fest, gab Antworten. Es ist eine moralische Pflicht, sich mit Integration permanent auseinanderzusetzen, eigene Befindlichkeiten zu hinterfragen, Lebenserfahrung, Interessen, gewachsen und bewährte Traditionen, Bildung und anderes in das persönliche Leben und Erleben einfliessen zu lassen. So wird es möglich, Kultur mitzugestalten, in der einen oder anderen geeigneten Form.

Mit musikalischen Improvisationen klang ein Begegnen aus, das viel Kurzweil und Heiterkeit, aber auch Besinnliches, Überdenkenswertes zum Inhalt hatte.

Martin Stützle hatte eingeführt, Claudia Kock wies zum Abschluss auf den letzten Anlass hin. Am 25. April sind – wiederum im Chilcheträff Ennenda – Einblicke ins Glarner Asylwesen angeboten.