Seine äusserst interessanten Ausführungen, beginnend im Jahr 1548 bis zur Gegenwart, hat uns eine Türe in eine unbekannte Welt des Kohlebergbaus geöffnet. 1917 gründete Max Zschokke die Bergwerksgesellschaft Gottshalden. 1943 waren 80 km Stollen auf einem Quadratkilometer unter der Ortschaft Horgen rausgebuddelt. Während dem 2. Weltkrieg wurden in Käpfnach 54 000 Tonnen Braunkohle gefördert. 1874–1934 wurde zudem noch Kalkmergel zur Zementherstellung abgebaut. 1947 wurde das Unternehmen endgültig stillgelegt.
In einem 1943 gedrehten Film (schwarz/weiss) erhalten wir durch unseren Reiseleiter ein eindrückliches Bild über das Leben und die Arbeitsverhältnisse der Bergmänner. In den 40–50 cm hohen Stollen im Schummerlicht einer Karbidlampe am Boden liegend schlugen sie die 60 Mio. Jahre alte Kohle mit Pickeln aus den Felsen. Unglaubliche Bilder! Die Schwerarbeiter unter Tag wurden mit einem rund dreimal höheren Verdienst als andere, ähnliche Berufe entlöhnt.
Nach dem Kino bestiegen wir mit dem Helm auf dem Kopf unsere Stollenbahn. Eine 1,4 km lange Reise, mehrere Hundert Meter unter der der Oberfläche. An einigen Zwischenhalten hat Werner Klaus viel über das Arbeitsleben der Bergmänner erzählt. Man konnte meinen, dass er damals eine Lehre als «Kohlenpickler» absolviert hätte. So etwa in der Mitte unserer Bahnfahrt wurde uns von zwei netten Bergwerks-Hostessen ein Stollentrunk mit Snacks serviert. 330 Meter im Berg und 33 Meter unter der Oberfläche.
Am 3. Dezember 1982 wurde der Bergwerkverein Käpfnach gegründet. 35 ehrenamtliche Mitglieder haben weitgehend in Fronarbeit ein gewaltiges Denkmal der Industriegeschichte in der Gegend von Horgen geschaffen. Die Führung von Werner Klaus durch das Bergwerk Käpfnach, hat uns alle ausserordentlich beeindruckt. Die 474-jährige Geschichte der Kohle in Horgen wird auch in der Gegenwart oftmals zum Tagesgespräch. Allerdings in einem anderen Umfeld.
