Die Kochshows ab Flimmerkiste

Der Kreativität der Zauberkünstler am Herd und der Programmschaffenden sind fast keine Grenzen gesetzt. Ackert man sich als «Zapp-Gwünder» durch die Fülle aller Kanäle – dies zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten – ist nach gebührendem Ausharren bei einer der gehaltvoll zelebrierten kulinarischen Vorbereitungsarbeiten, Servier- und Genusszeiten mehr oder weniger neidloses Staunen keine Seltenheit.



Die Kochshows ab Flimmerkiste

Da kochen ergraute Häupter mit riesigem Eifer und gewiss enormen Fertigkeiten – schliesslich wurden sie zur Teilnahme am «Kochen für und von Senioren» auserwählt. Dann zeigen auch Kids, kaum den Windeln entwachsen, ihre Fähigkeiten. Das ist ja zuweilen gewaltig süss, was da hingeklatscht und zusammenkomponiert wird. Eine Jury begutachtet, probiert und kommentiert, verteilt Punkte, was wiederum zum Aushändigen von Anerkennungspreisen führt. Dann gibt es Shows, an denen Meisterköche gegeneinander antreten, das ist dann oberste Liga der Kochkellenprofis. Es gibt Sendungen, in deren Verlauf der eine Ehepartner aus dem Off Anleitungen gibt und der oder die Bedauernswerte im Vordergrund wie verrückt schnetzelt, das so erreichte Produkt in die Pfanne gibt, Kräutlein und anderes dreinmischt, auf die Uhr schaut, ob die anberaumte Zeit denn auch ausreiche. Es kochen Mutter und Tochter, Vater und Sohn. Der Titelgebung sind kaum Grenzen gesetzt. Das heisst beispielsweise: «Mini Beiz, dini Beiz», «Menue surprise» oder eher bescheiden «I can cook». In «Chopped junior» treten kleine Meisterköche und Kinderköche gegeneinander an. An Körperbewusste richtet sich «Besser essen, Leben leicht gemacht». Das «Zwei Brüder mit Geschmack» von Eichhörnchenterrine und Möwen auf dem Kochteller reden, lässt aufhorchen. «Skurrile Kost – eine kulinarische Reise», was gibt es da? Üppiger wird es im «Essen vom Fliessband», gesitteter in «Couples com dine with me» oder «Scènes de menages» zu- und hergehen. Fern jeder Kulinarik sind – wortgebunden mit Essen verbunden –: «Jugendgericht», «Fatales Vertrauen», «Das Strafgericht» oder «Dings vom Dach».

Es könnte ja auch mal ein Kampfkochen zwischen erbitterten Nachbarn oder ein Kunstkochen angeboten werden.

Meine Vorschläge:

- Alle Pfannen sind schwer und gleich gross
- Es darf nur bei offenem Feuer gekocht werden
- Zutaten sind vorgeschrieben und limitiert
- Alles stammt aus dem Mittelalter
- Rezepte müssen zuerst mithilfe eines Wörterbuchs übersetzt werden
- Ein Spiegelei darf nur bei tadellosem Spagat erzeugt werden
- Eine Omelette darf nur während eines Saltos in der Pfanne gekehrt werden
- Gespeist wird nur im einseitig gedrückten Handstand
- Wer verspeist das Dessert beim Rollschuhlaufen am schnellsten?
- Wer leckt den Suppenteller am schönsten aus?
- Der Kochherd muss möglichst raffiniert angeschlichen werden

In solchen Fällen wären die Einschaltquoten unter Umständen so gewaltig, dass sich auf stark befahrenen Verkehrswegen für kurze Zeit eine grosse Ruhe ergäbe.

Kochshows werden – das ist so sicher wie das berühmte Amen in der Kirche – mit ungebremster schöpferischer Kraft weiterhin angeboten bleiben.