Die kommenden Dollar- und Euromillionen (Eine Weihnachtsgeschichte??)

Dank PC-Kommunikation sind ein gar gesegnete Schlusstage des laufenden Jahres angekündigt. Die Millionenflut droht mich als geneigter – aber ungläubiger – Leser und potenzieller Empfänger und Verwalter dieser Geldmenge zu erdrücken. Würde ich mich mit den riesig grosszügigen Ankündigern aus verschiedenen Ecken dieser Welt in Verbindung setzen, käme es zu ungeahntem Glück in dieser unbedeutenden Gemeinde östlich des kleinen und feinen Hauptortes.

 



(Bild: zvg)
(Bild: zvg)

Fall Abraham

Nur schon der Name hat biblische Dimensionen. Er outet sich als Banker aus London, Grossbritannien. Er kontaktiert mich mit Bezug auf einen wörtlich «Lebensverändernden Geschäftsvorschlag», bei dem er und ich – wieder wörtlich «Seven Tausend fünfhundert Millionen Great British Pounds Sterling» gewinnen. Zu kontaktieren wäre der rührige Banker unter seiner privaten Mail-Adresse.

Fall Frau Helen Chirs von der Elfenbeinküste

Sie beginnt mit «Liebstes Gottes», ist aus Kuweit und war mit Williams Chirs verheiratet, der neun Jahre für die Botschaft von Kuweit in der Elfenbeinküste tätig war. Sie waren elf Jahre lang verheiratet, die Ehe blieb kinderlos. Herr Chirs verstarb im Jahre 2007 nach kurzer Krankheit, die nur vier Tage gedauert habe. Die Witwe stellt sich als wiedergeborene Christin dar, die nicht mehr heiraten wollte. Ihr Mann habe 2 700 000 Euro hinterlegt (in Worten – wertvermindert – zwei Millionen siebentausend Euro). Die grossmütige Frau Chirs will dieses Geld einer Person oder einer Kirche spenden, damit das für Waisenhäuser und Witwen genutzt werden kann. «Selig sei die Hand, die gibt» – so stehe es in der Bibel – und mit Gott seien alle Dinge möglich. Wenn man sich nun an Frau Chirs wendet – total vertrauensvoll, überschwänglich und festlich gestimmt, leichtgläubig bis an den Rand des Meers – erhält man sofort weitere Informationen. Ist das nicht eine verrückte Sache?

Fall Fräulein Fatoumata Kamara

«Schönen Tag. Ich bete, dass meine Entscheidung Sie zu kontaktieren, eine echte Genehmigung erhalten wird. Durch Ihre Unterstützung und Partnerschaft möchte ich eine Investition in Ihrem Land aufbauen. Ich bin eine Waise, weil ich keine Eltern habe.»

Und dann kommt das absolute, ultimative Hammerangebot: «Ich habe 10,5 Millionen US-Dollar, die ich von meinem verstorbenen Vater geerbt habe. Ich erde Ihnen zwanzig Prozent des Geldes für Ihre Hilfe anbieten.» Und da es ja Weihnachten ist, schliesst diese Botschaft mit: «Möge Gott Sie für Ihre sofortige Aufmerksamkeit segnen.» In welchem Erdteil und unter welchen wahrlich Leichtgläubigen Fräulein Fatoumata Kamara wohnt, erfährt man natürlich erst nach der entsprechenden Kontaktnahme.

Was da in der Weihnachtszeit abgeht, ist so unglaublich, dass man am besten gar keinen Gebrauch von all diesen Versprechungen macht. Die Weihnachtsengel, die derartige Botschaften verkünden, haben auf ihren Köpfchen unübersehbare Doppelhörnchen.