Die Kunst, aus Archivmaterial neues Leben zu erwecken

Im Glarner Kulturlokal Güterschuppen ist der Nachlass des Oberst Jakob Jenny (1872–1949) als besonderes Kunstprojekt ausgestellt. Jenny war Radrennfahrer, Militär und Händler.



Die «Gepäckausgabe» im Güterschuppen zeigt, wie ein paar Tagebücher lustvoll die Brücke zwischen einst und heute schlagen können • (Foto: zvg)
Die «Gepäckausgabe» im Güterschuppen zeigt, wie ein paar Tagebücher lustvoll die Brücke zwischen einst und heute schlagen können • (Foto: zvg)

Ab Samstag, 6. August 2022, lädt im Güterschuppen Glarus die «Gepäckausgabe» dazu ein, 16 im Landesarchiv aufbewahrte «Tagebücher des Oberst Jakob Jenny (1872–1949)» als Kunstprojekt kennenzulernen. Über Jakob Jenny sind nur dessen Lebensdaten gesichert. Aber er ist der Urgrossvater einer der Ausstellungsmacherinnen, der Künstlerin Pat Noser. Zusammen mit Monsignore Dies und Anja Oeschger hat sie sich von den Tagebüchern im Landesarchiv sowie von Zusatzmaterialien aus dem eigenen Familienarchiv zu einer künstlerischen Umsetzung zur Person inspirieren lassen.

J. J. und seine fünf Amalien 

«Der Blick in die Vergangenheit ist wie Reisen. Plötzlich hast du diese Übersicht. Du verstehst dich und deine Zeit», Pat Noser.

Der Nachlass von Jakob «Jacques» Jenny ist in Form von Briefen, Fotos und Texten in die Schweiz zurückgekehrt. Jenny war Radrennfahrer, Oberst im Ersten Weltkrieg und Kolonialwarenhändler. Und er schrieb Tagebuch, bis zu seinem Tod im Jahr 1947. Minutiös berichtet er dort über seine Reisen, etwa von Wanderungen auf den Tödi oder über seine Madagaskarreise im Jahr 1897. Was heute auffällt: Sportliche Aktivitäten und Anlässe führte Jenny in seinen Tagebüchern detailgetreu aus, während er über seine Familie, Frau, Schwester, Töchter, Mutter und Grossmütter, kaum ein Wort verliert. J. Jenny hielt denn auch konsequent nur das Leben der Männerwelt fest. Und eine erstaunliche Lebenspointe: Fünf der nächsten Frauen um ihn herum hörten auf den Vornamen Amalia.

Gepäckausgabe im Güterschuppen Glarus

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 12–18 Uhr; Samstag und Sonntag 11–17 Uhr
Der Schlüssel kann im Kunsthaus Glarus, gleich nebenan, abgeholt werden.