Die «Linth-Gottheiten» zur Römerzeit

Als Begleitveranstaltung zur Wanderausstellung «Die Römer am Walen- und Zürichsee» findet in der Landesbibliothek Glarus ein Vortrag über die «Linth-Gottheiten» Merkur, Jupiter und Venus statt.



Einblick (umrandet) ins Innere mit Kultfigur (Rekonstruktion): So könnte der Sakralbau in Hüttenböschen (Mollis) ausgesehen haben. In Kempraten gefunden: Fragment eines Steinaltars mit den Buchstaben «I O M» = Jupiter Optimo Maximo = Jupiter dem Besten und Grössten. (Zeichnung von S. Bieri)
Einblick (umrandet) ins Innere mit Kultfigur (Rekonstruktion): So könnte der Sakralbau in Hüttenböschen (Mollis) ausgesehen haben. In Kempraten gefunden: Fragment eines Steinaltars mit den Buchstaben «I O M» = Jupiter Optimo Maximo = Jupiter dem Besten und Grössten. (Zeichnung von S. Bieri)

Die Römer haben im Linthgebiet meist in der Nähe von Gewässern zahlreiche Spuren hinterlassen. Die hiesige Gegend war zu jener Zeit von ansässigen Kelten und zugezogenen Romanen bewohnt. Ihnen stand eine Infrastruktur mit Strassen, Brücken und Häfen zur Verfügung. Wachtürme bezeugten die militärische Bedeutung der Region. Sakralbauten bildeten den Rahmen religiöser Handlungen.

Opfermahl zu Ehren einer Gottheit


In Hüttenböschen (Mollis) – unweit des heutigen Bahnhofs Weesen – stand ein gallo-römischer Tempel. Bei den Ausgrabungen 1961/1962 wurden Knochen von Pferd, Hirsch, Elch, Bär, Reh und Adler gefunden. Es fand sich jedoch keine Spur von den für die Gallier wie auch für die Römer typischen Haustieren Rind, Schwein und Ziege. So ist davon auszugehen, dass es sich bei den gefundenen Knochen um Reste von Opfermahlen handelt.

Kultfigur Merkur

Welcher Gottheit der Tempel am Walensee geweiht war, ist nicht bekannt. Sicher scheint, dass Merkur ein Objekt des Kultes im Linthgebiet war. Eine solche Figur (heute verschollen) wurde 1795 im Sernf bei Schwanden gefunden. Eine weitere Statuette dieser Art wurde 1875 in Ziegelbrücke bei der ehemaligen Maagmündung entdeckt. Sie ist heute im Museum des Landes Glarus (Freulerpalast Näfels) ausgestellt. Dieser Merkur misst 18,5 cm, besteht aus Bronze (Vollguss) und ist als römischer Gott der Händler, der Reisenden, aber auch der Diebe an den Erkennungszeichen Flügelhelm und Geldbeutel (in der rechten Hand) zu identifizieren.

Venus und Jupiter


Weitere «Linth-Gottheiten» sind aus Kempraten am Zürichsee, dem römischen Hauptort des Linthgebiets, bekannt. Dort wurde den Göttinnen Venus und Magna Mater (Grosse Mutter) gehuldigt. In dieser Siedlung (Vicus) – in der Grössenordnung durchaus vergleichbar mit Zürich (Turicum) und Winterthur (Vitudurum) – muss es einen Tempel für den römischen Hauptgott Jupiter gegeben haben. Das bestätigt ein Fragment eines Steinaltars mit den Buchstaben «I O M» (Jupiter Optimo Maximo = Jupiter dem Besten und Grössten).

Die Wanderausstellung «Als Gott Merkur in die Linth baden ging: Die Römer am Walen- und Zürichsee» ist bis am 17. Mai zu Gast in der Landesbibliothek, wo am 15. Mai der Vortrag über die «Linth-Gottheiten» von Stefan Paradowski, Agentur für Kunst- und Regionalgeschichte, stattfindet. Nach Glarus macht die Text-Bilder-Schau Halt in Wangen, Rapperswil und Schänis.

«Linth-Gottheiten» Merkur, Jupiter und Venus: Vortrag Mittwoch, 15. Mai 2013, 20.00 Uhr, Landesbibliothek Glarus.