Die Macht der Frauen

Als Pfarradministrator Kurt Vogt im Frühling entschied, nicht mehr in Näfels zu bleiben, erinnerte dieser Schock stark an ein englisches Königsdrama, das auch zum Verlust der Dekanatsehre an den südlichen Nachbarn Netstal führte, da dessen Pfarrer Ljubo Leko als Vizedekan jetzt bis Ende 2020 die Rechte und Pflichten des Dekans wahrnimmt. Inzwischen hat Näfels mit Stanislav Weglarzy bereits wieder einen Pfarradministrator, doch ist damit aus dem Näfelser Weh bereits ein lockeres «Hey Nonny, Nonny» (Alles in Butter) geworden, wie sich Shakespeare in «Viel Lärm um Nichts» gegenüber den Frauen ausdrückt? Wenn man Frau Gallati, Frau Pfeiffer, Frau Landolt und Frau Hauser zuhört, weiss man es noch nicht so genau.



Ex-Kirchenrat Daniel Landolt (Hocke) im Gespräch mit seinem Nachfolger Urs Schweikert. (Bild: FJ)
Ex-Kirchenrat Daniel Landolt (Hocke) im Gespräch mit seinem Nachfolger Urs Schweikert. (Bild: FJ)

Jedenfalls hatte es auch die zweite Kirchgemeindeversammlung 2021 – eine ausserordentliche noch dazu – in sich. Ausgelöst hatten diese Versammlung der angekündigte Rücktritt von Daniel Landolt und der gepaarte Rücktritt von Martin Böni jun. und Beatrice Weitnauer anlässlich des Zerwürfnisses nach der Versammlung vom 28. Mai. Damals hatte Katalin Hauser-Vadas gefordert, es sei der Kirchenrat von sieben auf fünf Mitglieder zu reduzieren, bevor man zu einer Ersatzwahl für Daniel Landolt schreite. Gesagt, getan: Präsidentin Daniela Gallati und der Kirchenrat brachten das Geschäft in die Dorfturnhalle, mit dem kleinen Abschwächer als Gegenantrag: Es seien mindestens fünf Mitglieder zu wählen.

Am Freitagabend, 5. November, stellte dann zuerst Winfried Weimert den Antrag, die Wahlen auf den Frühling zu verschieben und neu geheim zu gestalten. Beatrice Weitnauer stellte den Antrag, die Wahlen per sofort geheim – also schriftlich – zu gestalten. Mit dem Gegenantrag von Fredo Landolt, in der Versammlung zu verhandeln, war der Ordnungsantrag Weimert vom Tisch. Danach durfte Daniela Gallati den neuen Pfarradministrator begrüssen und mitteilen, die Mikrofonanlage – sie war der Zankapfel im Mai – sei inzwischen installiert, die Sanierung des Kirchturms schreite wie geplant voran und Montserrat Rico arbeite neu für die Kirche als Katechetin in der ausserschulischen Jugendarbeit. Gallati dankte Patricia Jakober zum 10-Jahre-Jubiläum als Katechetin und kündete per 2022 einen Vertrag zwischen der Kirchgemeinde Näfels und der Stiftung Marienkirche an. Also alles in Butter?

Das Personalhandbuch

Nein! Denn Paula Pfeifer hatte an den KKK – das ist nicht etwa der Ku-Klux-Klan, sondern der Kantonale Katholische Kirchenrat – eine Bitte um Klärung und Überprüfung gesendet, da sie vermute, der Kirchenrat habe mit dem Erlass des Handbuchs seine Kompetenzen überschritten. Diese Bitte um Klärung wurde – dort angekommen – gleich in eine Aufsichtsanzeige umgewandelt, auf die aber noch keine Antwort da ist.

Die Reduktion

Während Präsidentin Daniela Gallati bei der Reduktion des Kirchenrats auf fünf Mitglieder ein Mindestens einfügen wollte, da die Arbeit mal mehr und mal weniger sei, hielt Katalin Hauser an ihrem ursprünglichen Antrag fest: «Der Aufwand ist mit fünf Personen machbar», sagte sie, und sie gab ihrem Unbehagen über die Machtfülle des Kirchenrates mit dem Satz Ausdruck: «Früher sagte der Pfarrer, was Jesus meint. Heute sagt der Kirchenrat, was Sache ist.» Auch Gerhard Flogerzi beantragte, den Gegenantrag des Kirchenrats abzulehnen – das Mindestens sei Wischiwaschi –, was mit 30:16 Stimmen auch geschah.

Die offene Wahl

Auch der Ordnungsantrag Weitnauer – wir erinnern uns – unterlag, mit 30 zu 22 Stimmen ging es zur Ersatzwahl für Daniel Landolt. Mit grossem Mehr wurde der Nicht-Näfelser Urs Schweikert als neuer Kirchenrat gewählt. Also alles in Butter?

Die Fragen lassen anderes vermuten – die Anstellung des Organisten, die Zusammensetzung der Pfarrwahlkommission, die Einsicht des Pfarrers in die Arbeitsverträge und – von Silvia Landolt angemahnt – das Stimmrecht des Pfarrers bei den Kirchgemeindeversammlungen, die Arbeit geht dem verkleinerten Rat nicht aus. Der KKK treffe sich noch im November wegen des Ausländerstimmrechts in Kirchgemeinden mit den Reformierten, so der kantonale Kirchenrat Balz Hauser, auch der Regierungsrat wolle das Anliegen angehen. Es geht voran, in einer Kirche, die doch schon mehr als 2000 Jahre auf dem Buckel hat. Denn wie heisst es so schön in «Best Exotic Marigold Hotel»? «Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es auch nicht das Ende.» Also, wenn Sie das jetzt gelangweilt hat, so haben Sie wenigstens zwei Tipps für echt gelungene Komödien.