Die malerischen Klänge in der Kanti-Aula Glarus

Es war schon ein ganz besonderer Anlass, dem man kürzlich in der Aula unserer Kantonsschule beiwohnen durfte. Es hatten sich für einmal nicht hochkarätige Profis zur Interpretation eines Werks zusammengefunden, damit denn alle von Erfüllendem, Meisterhaftem, unendlich Schönem und Perfektem schwärmen konnten. Es waren zahlreiche Jugendliche, die sich an die Wiedergabe einer kurzen Komposition gewagt hatten, wissend, dass nicht alles so gelingen kann, wie man sich es so sehnlich wünscht.



Die malerischen Klänge in der Kanti-Aula Glarus

Es waren andere, die diese Klaviermusik in Bilder umgesetzt hatten. Und zum Gelingen hatten die Musikschul-Lehrkräfte Wilma und Daniel Zbinden und die an der Kanti unterrichtende Martina Jakober Wesentliches beigetragen. Sie führten alle an jene Schwelle, deren Überschreiten Begegnung mit einem interessierten, stark Anteilnehmenden und sachkundigen Publikum bedeutet.

Das braucht viel Mut, den man anerkennen muss. Es bedeutete für alle Teilnehmenden ganz viel aussergewöhnlichen Aufwand bezüglich Werkwahl, unermüdlichem Einüben, kritischem Auseinandersetzen mit dem Einstudierten, Bewältigen von unerwarteten Aussetzern, Wahl der adäquaten Tempi; Befassen mit Ausdrucksreichtum, durch das jeweilige Stück vorgegebenen Stimmungen, mit Lautmalerischem und der persönlichen Befindlichkeit. Und war dann alles durchlebt, kam die Interpretation, die Kür – der Gang auf die Bühne, das Hinsetzen auf den Klavierstuhl, das Ordnen der sich machmal widerspenstig gebärdenden Notenblätter, das kurze Einstimmen vor dem auswendig Vorgetragenen und das Spiel, das so viel Mut erforderte. Einige meisterten ihren Part enorm routiniert, beinahe makellos, mit viel gestalterischer Reife, spürbarer Hingabe. Andere hatten zu kämpfen, mussten den einen oder anderen Aussetzer bewältigen, sich frisch einstimmen, nochmals ansetzen. Und alle schafften es, wussten sich vom bemerkenswert ruhig mitvollziehenden Publikum sympathisch getragen, unterstützt. Stets war der Beifall nach den drei Blöcken spürbar herzlich, stark.

Daniel Zbinden begrüsste, gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass Musikschule und Kanti ein Projekt gemeinsam angepackt hatten – wie sich über die Aufführungs- und Verweildauer hinweg zeigte – mit viel Erfolg nach grossem Aufwand. Dass sich Klavierschülerinnen und -schüler mit verschiedenen Ausbildungs- und Reifegraden bereit erklärt hatten, vor grossem Publikum aufzutreten, dass Jugendliche der fünften Schwerpunktfachklasse der Kantonsschule Glarus Musik in Bilder umsetzten, war willkommen aussergewöhnlich. Dieses Auseinandersetzen hatte mit Kompositionen von Mendelssohn, Franz Liszt, Edvard Grieg, Tschaikowski, Jean Sibelius und Werken aus der Pop- und Filmwelt zu tun. Gegliedert war das in die mit «Zauber der Natur», «Von See und Wald» und «Welt der Blumen» betitelten musikalischen Blöcke. Zum ersten Block meinte Alexandra Bärtsch unter anderem, dass Musik und Malerei durchaus starke Parallelen haben. Spannung, Kraft, Dissonanzen, Verhaltenes, verschiedenste Gefühle spielen in beiden Bereichen eine grosse, tragende Rolle. Nicht selten widerspiegeln die Bildinhalte wechselvolle musikalische Aussagen. Und Mirjam Schiltknecht zeigte vor dem zweiten Begegnungsteil auf, wie sich Bildinhalte mit Tönen, Tonfolgen, Harmonien und Tempi verbinden, wie Ausdrucksstärke zu wachsen vermag, wie intensiv und mit jeweils hoher Individualität die Hinhörenden Musik in Bilder umsetzen. Und Danielle Hefti sprach die farbenfrohe, bunte, lichte Welt der Farben an. Ihr Credo war kurz und überzeugend: «Wo Blumen blühen, lächelt die Welt».

Der abschliessende Dank war herzlich und verdient. So viele hatten zu diesem gehaltvollen Begegnen beigetragen. Beim Geniessen der kulinarischen Köstlichkeiten, dem intensiven Betrachten der im Untergeschoss präsentierten Bilder und munterem, angeregtem Gespräch, blieben viele beisammen.