Die Mauer ist weg

9. November 1989. Ein historisches Datum. Wer kann sich nicht daran erinnern? Die Fernsehbilder gingen in Windeseile um die Welt.



Die Mauer ist weg

Auch ich sass damals vor dem Fernsehen und verfolgte etwas ungläubig die Geschehnisse. Tausende von Menschen mit Tränen in den Augen überquerten die Grenze. Eine Grenze, die noch Tage zuvor unüberwindbar schien.

Jetzt, 25 Jahre danach, bin ich mitten im Geschehen. Da ich unweit des Brandenburger Tores wohne, habe ich die ganzen Feierlichkeiten hautnah mitbekommen. Und feiern können die Berliner. Schon Wochen zuvor begannen die Vorbereitungen. Ob im Fernsehen, im Radio oder in den Zeitungen. Überall wurden alte Geschichten von Zeitzeugen gebracht. Fast jeder, der damals dabei war, hat seine ganz persönliche Erinnerung.

Bilder von Menschen, die sich weinend in die Arme fallen. Familien, die sich nach jahrelanger Trennung wieder begegnen. Freunde, die sich wieder finden. Auch wenn man persönlich nicht betroffen ist, kommen Emotionen hoch.

Für uns Schweizer ist es schlicht und einfach nicht vorstellbar, in einem Land eingesperrt zu sein. Doch für die DDR-Bürger war dies 28 Jahre lang die Realität. Und plötzlich, über Nacht, öffnet sich die Grenze. Die chronologischen Ereignisse dieses Tages sind zwar etwas chaotisch. Denn keiner der verantwortlichen Funktionäre wusste, was nun zu tun sei. Auch Günter Schabowski, der Medienverantwortliche der DDR Führung, wusste nur halb Bescheid. Die berühmte Pressekonferenz, in der er verkündete, dass nun alle DDR-Bürger ohne spezielle Auflagen reisen können, löste das Chaos aus.

25 Jahre später erinnern sich noch sehr viele an diese Stunden. Und so wurden diese Tage in Berlin auch gefeiert.

Entlang der ehemaligen Mauer wurde eine Lichterkette aus Ballons aufgebaut, die am Sonntagabend nach 19.00 Uhr in den Himmel stiegen. Als Symbol des Mauerfalls und der Freiheit. Hundertausende von Menschen waren am Brandenburger Tor. Hundertausende entlang der Lichterkette. Es gab fast kein Durchkommen mehr. Viel Musik, viele Gespräche, viele Bilder. Eine ganz besondere Stimmung herrschte an diesen Tagen in Berlin.

Es waren keine euphorischen Tage, es war keine Mega-Party wie zu Silvester. Es war eine fröhliche, friedliche und auch etwas besinnliche Feier.

Schön, dass ich dabei sein durfte. Eine Erinnerung an Berlin, die ich nie vergessen werde.

In diesem Sinne
Martin Carl Mächler