Vier Landessprachen, zahlreiche Dialekte, Kulturen, Landschaften und Klimazonen: Die Schweiz ist geprägt von Vielfalt. Doch was hält unsere Gesellschaft zusammen? Und welche Rolle spielt die SRG/SRF dabei? Diese Fragen versuchten zwei «Profis» im lockeren Austausch zu klären und die Meinungen der Anwesenden abzuholen.
Urs Leuthard arbeitet seit 2002 als Journalist bei SRF. Von 2002 bis 2008 stand er als Redaktionsleiter und Moderator der politischen Diskussionssendung «Arena» des Schweizer Fernsehens im Einsatz. Von 2008 bis 2011 moderierte er nicht nur die Politik- und Wirtschaftssendung Rundschau, sondern von 2002 bis 2011 auch die Sessions-Sendung «Classe Politique». Seit 2002 moderiert er die Abstimmungssonntage. Von 2012 bis 2018 war er Redaktionsleiter der Tagesschau. 2020 übernahm er die Leitung der TV-Bundeshausredaktion SRF in Bern mit einem Team von 8 bis 10 Mitarbeitenden.
Der 36-jährige Marc Melcher, Leiter Regionalredaktion Ostschweiz und Graubünden, arbeitet seit 2015 als Redaktor des «Regionaljournals Ostschweiz und Graubünden» – eines von 17 Regionalstudios in der Schweiz – im Studio Chur und übernahm 2024 zusätzlich die Teamleitung. Von 2018 bis Anfang 2025 war er parallel als freier Reporter für SRF Sport tätig. Mit seinem Team stärkt er die wichtige regionale Berichterstattung auf allen drei Vektoren Radio, TV und Online.
Eventserie als Teil des SRG-Dialogs «Zusammenhalt»
Die SRG hat vom Bund den Auftrag, den Dialog mit der Bevölkerung zu führen. Deshalb organisiert sie regelmässig thematische Dialogformate wie etwa zum Thema Kultur (2023/24) oder zu den Erwartungen junger Menschen (2022/23). Bei einer Umfrage zum Thema Zusammenhalt sehen 72% die SRG als wichtige Akteurin gegen gesellschaftliche Spaltung.
Der angestossene Dialog ermöglicht es, einerseits Erwartungen des SRG-Publikums besser zu verstehen, andererseits aber auch Einblick in die journalistische Arbeitsweise zu geben. Nicht in grossen Sälen, sondern im kleinen Rahmen in irgendeiner Dorfbeiz wird dieser Dialog vor Ort weitergeführt und der Puls somit hautnah gespürt.
Via lockere Vorstellungsrunde mitten im Thema
Beide Moderatoren legten ihre Präferenzen betr. Berichterstattung klar fest und erklärten, was bei der Flut an Informationen für eine entsprechende Ausstrahlung wichtig ist (Relevanz, Aktualität, Interesse), wie Einladungen nicht nach Schema F angenommen oder Entscheidungen im Team beschlossen werden. Ein weiterer Aspekt auch das Ansprechen des Gegenübers: in der Sendung per Sie, im Wandelgang des Bundeshauses oder beim Bier dann aber wieder beim Du. Auch beim Regionaljournal, welches ebenfalls viele Einladungen zu Anlässen erhält, wird eine Teilnahme im Team entschieden.
Leuthard betonte, dass das Fernsehen eine neutrale Haltung einnehmen muss, auch wenn die politische Meinung des Journalisten sich nicht immer deckt. Die Nähe zu Politikern (Doris Leuthard war die Cousine von Urs Leuthard), Abgrenzung der eigenen Meinung (ist einfacher als man denkt), erste App am Morgen? Abstimmungsbarometer? Schwierige Themen wie Krieg, Terror, Naturereignisse (werden aus professioneller Distanz bearbeitet, damit das Ganze nicht belastend wird). Und so entwickelte sich ein reger Austausch.
Aber auch SRF/SRG wollten von den Anwesenden über verschieden Themen ein Feedback: Tragen journalistische Medien zur Spaltung der Gesellschaft bei oder bringen sie Menschen zusammen? Wie werden ausgestrahlte Nachrichten von SRF in der Bevölkerung aufgenommen (neg., pos., richtig)? Ist der Zusammenhalt in der Schweizer Bevölkerung wirklich gefährdet? Nicht überall waren die Meinungen dazu gleich, sodass auch hier kein Monolog, sondern eine rege Diskussion stattfand und das eigentliche Ziel des Abends, die Stimmung in der Bevölkerung zu spüren und, sich auszutauschen, erreicht wurde.
