Die Näfelser Fahrt 2022 war vom Wetterglück begünstigt

Die Näfelser Fahrt 2022 war nach den eher düsteren Prognosen vom Wetterglück begünstigt. Erst in den Nachmittagsstunden setzte Regen und Sturmwind ein. In dieser waren die meisten der Fahrtbesucher vermutlich entweder schon Zuhause oder in verschiedene Gaststätten verteilt. Die diesjährige Fahrtfeier stand ganz im Zeichen der kriegerischen Ereignisse in der Ukraine. Das kam sowohl in der Fahrtansprache von Landammann Marianne Lienhard in Schneisingen als auch auf dem historischen Fahrtplatz in der Predigt vom Evangelisch-reformierten Dekan Peter Hofmann zum Ausdruck.



Die Näfelser Fahrt 2022 war vom Wetterglück begünstigt

Was haben wir lange warten müssen, nach zweijährigem Unterbruch wegen der Coronapandemie endlich wieder einmal gemeinsam von Glarus nach Näfels zu laufen, um so die Verbundenheit zur Näfelser Fahrt zu bekunden. Um es vorwegzunehmen: es waren ausnehmend viele Leute, die an der diesjährigen Fahrt teilnahmen, darunter auffallend viele Jugendliche und Kinder, Familien mit Kind und Kegel. Mit gutem Schuhwerk, Regenschutz – stürmisches Wetter mit Regen hatte unser Glarner Wetterprophet von SRF Felix Blumer vorausgesagt – und Rucksack «bewaffnet» ging es über Wege und Stege in Richtung Näfels. «Endlich wieder einmal Näfelser Fahrt – ich finde das megacool – ich bin richtig geflasht», erklärte eine mir bekannte junge Dame beinahe euphorisch. Mit viel Vorfreude habe sie sich schon frühmorgens auf die Näfelser Fahrt vorbereitet, erklärte sie abschliessend dem unerbittlichen Fragesteller.

Ehrung für tödlich verunglückte Minenwerfer Soldaten

Pünktlich um 07.15 Uhr setzte sich die Näfelser Fahrt beim Zeughaus in Glarus in Bewegung, angeführt von den Trommlern des Tambouren Verein Näfels in ihren schmucken Beresina-Uniformen, gefolgt von der Harmoniemusik Glarus und flankiert von Soldaten der Durchdienerschule 18. Auf dem Weg nach Näfels machte die Fahrt wie üblich einen Zwischenhalt in Netstal beim Unterbühl, um am Gedenkstein der vier tödlich verunglückten Minenwerfer-Soldaten der Stabskompanie 85, die bei einer kombinierten Schiessübung am Montagabend, des 15. Dezember 1941, nach einem Rohrkrepierer ihr Leben im Dienst für das Vaterland opferten, zu gedenken. Dabei legte die Ehrenformation einen Kranz mit rot-weisser Schlaufe nieder. Zu diesem bewegenden, feierlichen Akt intonierte die Harmoniemusik aus Glarus das Lied vom «Guten Kamerad». Dabei dürfte dem einen oder anderen Fahrtsteilnehmer eine Träne über die Wangen gelaufen sein. Nach der feierlichen Zeremonie beim Unterbühl bewegte sich die Fahrt respektive deren Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Fusse des Wiggis entlang nach Schneisingen, dem Ort, wo am Donnerstag, 9. April 1388, eine zehnfache Übermacht von Habsburgern einem kleinen Horst von rund 600 Eidgenossen aus den Kantonen Glarus, Uri und Schwyz gegenüberstanden. An dieser Stelle erlaube ich mir einen Vergleich mit dem brutalen Krieg in der Ukraine. Auch hier steht der zahlen- und waffenmässig weit überlegener Aggressor Russland den in krasser Unterzahl kämpfenden Soldaten der ukrainischen Armee gegenüber. Hier auf dem einstmaligen Schlachtfeld in Schneisingen beginnt die eigentliche Fahrtsfeier, in diesem Jahr mit einer Ansprache von Landammann Marianne Lienhard. Den Wortlaut dieser Ansprache findet man auf www.glarus24.ch.

Fahrtsbrief, Fahrtspredigt und Hochamt

Gespannt war man auf den neuen Vorleser des mittelalterlichen Fahrtbriefs Peter Staub, der den legendären Josef Schwitter abgelöst hat. Schwitter hat dieses ehrenvolle Amt während 20 Jahren sozusagen als Berufung hervorragend ausgeübt und der Näfelser Fahrt seinen ureigenen Stempel aufgedrückt. Um es vorwegzunehmen: Nachfolger Peter Staub hat es an der gestrigen Fahrt ebenfalls ausgezeichnet gemacht und dabei bewiesen, dass er ein würdiger Nachfolger von Sepp Schwitter ist. Was einige vielleicht nicht wissen: Es war bereits Staubs zweiter Einsatz als Fahrtsbrief-Vorleser, denn schon im letzten Jahr konnte er sich in der St. Hilarius-Kirche, dem Austragungsort der letztjährigen Fahrt, profilieren. Der Fahrtsbrief schildert den Hergang der Schlacht am 9. April 1388. In diesem Brief, in Altdeutsch geschrieben, werden alle in der Schlacht Gefallenen namentlich jeweils erwähnt. Die diesjährige Fahrts-Predigt 2022 hielt der Evangelisch-reformierte Dekan und Pfarrer von Schwanden Peter Hofmann. Der ganze Wortlaut der Fahrtspredigt findet man ebenfalls auf www.galrus24.ch.

Fahrtsfeier an historischen Orten

Nach den Feierlichkeiten weg vom Fahrtsplatz ziehen die Züge, angeführt vom Glarner Tambouren-Verein, der Harmoniemusik Glarus und der Ehrenformation der Infanterie-Durchdiener-Schule 18 zum Schlachtdenkmal, wo die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrt 2022 als würdigen Abschluss die Schweizer Landeshymne sangen. Nach dem Gang zum elften Gedenkstein endete der Bittgang und die offizielle Feier gemeinsam mit dem feierlichen Hochamt in der Pfarrkirche St Hilarius in Näfels, während auf den Näfelser Strassen längst lebhaftes Markttreiben herrschte.