Die Natur schert sich nicht um unsere Gesundheitssorgen

Auf mein Bitten hin, hat mir mein ehemaliger Schulkollege und pensionierter Meeres-Biologe Heiri Kaspar – trotz langjähriger Abwesenheit immer noch mit Herzblut Netstaler – mit Stand vom 31. August 2020 die topaktuellsten Zahlen und Angaben zur Corona-Situation in Neuseeland per E-Mail übermittelt.



Wintertag im Juli. Die Natur schert sich nicht um unsere Gesundheitssorgen. (Bilder: Heiri Kaspar, Nelson Neuseeland)
Wintertag im Juli. Die Natur schert sich nicht um unsere Gesundheitssorgen. (Bilder: Heiri Kaspar, Nelson Neuseeland)

In einem ersten Situationsbericht habe ich den Heiri oder in Englisch Henry der Leserschaft eingehend vorgestellt. Heiri Kaspar wohnt heute mit seiner Familie auf der Südinsel Neu Seelands, genauer gesagt in der Stadt Nelson. Nelson ist eine Stadt an der Tasman Bay. Sie ist bekannt für Geschäfte mit lokal produziertem Kunsthandwerk sowie für zahlreiche Kunstgalerien. Ausserdem ist Nelson ein beliebter Ausgangspunkt für Ausflüge zu nahegelegenen Höhlen, Weingütern und dem Abel-Tasman-Nationalpark. Die Geschichte, der im Jahr 1841 von englischen Siedlern gegründeten Stadt, wird im Founders Heritage Park erzählt, einem Freilichtmuseum mit einer eigenen Bahn. Doch zurück zu Heiri Kaspar, meinem Informanten aus Neuseeland.

Am 22. Mai hatte Neuseeland den letzten Fall der ersten Welle. Für den Grossteil der Bevölkerung wurde das Leben im Land wieder fast normal. Wie viele andere, genossen meine Frau und ich eine Reise durch die Südinsel. Alle freuten sich am ‘Normal’, aber natürlich auch an der Schönheit der Natur. Ja, die Natur schert sich nicht um unsere Gesundheitssorgen. Während der Winter-Schulferien (5. – 19. Juli) kam der Tourismus trotz schlechten Schneeverhältnissen echt in Schwung. Man konnte Campervans für einen Bruchteil der letztjährigen Preise mieten.

Für 102 Tage hatte Neuseeland keinen Covid-Fall in der Bevölkerung. Leute, die vom Ausland kamen, wurden für 14 Tage isoliert oder in Quarantäne gehalten. Unter diesen Ankömmlingen gab es pro Tag einige Fälle. Wir wurden damit täglich daran erinnert, dass das Virus jederzeit wieder in der Bevölkerung auftauchen kann. Das geschah am 11. August in Auckland. Kurz darauf wurde Auckland (1,5 Millionen Menschen) auf «Alert Level 3» gehoben, das heisst. etwa ein Viertel von Neuseelands Wirtschaft wurde wieder stillgelegt. Ab 31. August ist das ganze Land wieder auf «Alert Level 2»: Abstand halten, Versammlungen beschränkt auf 100 Leute, testen sobald man Symptome hat, Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, Contact Tracing (fast 2 Million Mobilbesitzer haben die App heruntergeladen, in vielen Geschäften kann man sich auch auf Listen eintragen).

Statistik am 31. August (auf 5 Millionen Einwohner): Seit Beginn im März gab es insgesamt 1738 Fälle, davon sind 22 gestorben. Im Moment haben wir 131 aktive Fälle. Heute gab es 9 neue Fälle (5 in der Bevölkerung und 4 in Isolation/Quarantäne). Am 21. August hatte NZ 5 neue Fälle und Donald Trump sprach von einem mächtigen Ausbruch in NZ. Am selben Tag meldeten die USA 46 500 neue Fälle …

Die Demonstrationen gegen den «Freiheitsentzug» sind klein. Die Freundlichkeit, Geduld und Bereitschaft zum Mitmachen der Bevölkerung sind wohl etwas schwächer als am Anfang der Krise vor einem halben Jahr. Man arrangiert das Leben mehr oder weniger den Regeln entsprechend. Das geht gut für mich als sorgenloser Pensionär, aber wie verhält sich der illegale Immigrant mit Covid- Symptomen? Wir wollen einen neuen Gefrierschrank kaufen, aber die Auswahl ist im Moment recht beschränkt und die Verkäufer wissen nicht, wann der Nachschub vom Ausland eintreffen wird. Ich bin wieder mal auf die Jagd gegangen und habe einen schönen Ziegenbock geschossen. Dass gibt feinen Pfeffer!

Die Wahlen für das Parlament und die nächste Regierung waren für den 19. September angesagt, sind nun aber wegen der neuen Covid-«Welle» auf den 17. Oktober verschoben worden. Das gibt der National Party (Mitte rechts) etwas mehr Zeit, die Regierung unter der Führung der Labour Party (Mitte links) zu kritisieren, und zwar wegen ihrem Versagen in der Kontrolle von Covid an der Grenze und in Isolations-/Quarantäne Hotels. Zweige der Wirtschaft sind natürlich auch nicht glücklich mit der erneuten Stilllegung von vielen Betrieben. Gemäss Meinungsumfragen hat die Labour Party jedoch noch kaum an Unterstützung verloren. Soweit die neuesten Informationen aus Neuseeland.

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei Heiri Kaspar herzlich bedanken. Im Namen aller Leserinnen und Leser wünschen wir ihm alles Gute und beste Gesundheit oder im Glarner Dialekt: «Heiri, heb dr Sorg und bliieb gsund!»