Die Nummer 85 kommt wieder zu Ehren

Nur fünf Jahre nach der Auflösung des damals 127 Jahre alten Glarner Gebirgs-Füsilier-Bataillons 85 im Jahre 2003 trägt wieder eine Gebirgs-Infanterie-Einheit die Nummer 85: das Gebirgs-Infanterie-Bataillon 85. Es hat am Dienstagnachmittag im Zeughaus Glarus mit der Fahnenübergabe an seinen Kommandanten seine Geburtsstunde erlebt.



Der Kommandant des Gebirgs-Infanterie-Bataillons 85
Der Kommandant des Gebirgs-Infanterie-Bataillons 85

Die Nachricht ist nicht überraschend. Schon Anfang Jahr waren die Offiziere des neuen Bataillons im Zeughaus Glarus zusammengekommen, um den Dienst vorzubereiten.

Teil der Brigade 12

Die Schaffung eines neuen Bataillons erfolgte im Rahmen des so genannten Entwicklungsschritts 08/11 unserer Armee, welche einige Umstrukturierungen im Armeeaufbau mit der Schaffung neuer Einheiten und der Aufhebung anderer Truppenkörper bringt. Die Gebirgs-Infanterie-Brigade 12 wird u.a. um drei neue Bataillone verstärkt, so dass es nahe lag, einem dieser Bataille einen glarnerischen „Anstrich“ zu geben.

„Götti“ Glarus

Zwar gibt es gegenüber früher keine kantonalen Truppen mehr, aber unser Kanton übernimmt gewissermassen die Götti-Funktion, personifiziert in Regierungsrat Dr. Andrea Bettiga, Chef des Departements Sicherheit und Justiz und damit auch Militärdirektor. Die Glarner Militärbetriebe mit dem „altehrwürdigen“ Zeughaus, wie es sein Chef Oberst im Generalstab Fritz Stüssi schier liebevoll bezeichnete, ist Stützpunkt des in unserer Region beheimateten Bataillons, das im Oktober seinen ersten Dienst im Raum Glarus-Linthebene-Ricken mit den Standorten Näfels, Glarus, Mollis, Oberurnen sowie Eschenbach und Gommiswald/Kaltbrunn leisten wird. Und wir nehmen vorweg, dass am 8. Oktober auf den Zaunplatz in Glarus die Fahnenübernahme stattfindet, die als „Taufe“ der neuen Einheit bezeichnet wird; am 22. Oktober wird die Fahne beim Näfelser Schlachtdenkmal zurückgegeben, nachdem das Bataillon eine mehrtätige Einsatzübung unter den Namen Sola (nach der gleichnamigen Sooler Burg) durchgeführt haben wird.

Tausend Mann

Der Sollbestand des neuen 85 beträgt rund 1000 Mann, eingeteilt in sechs Kompagnien, die alle mit „Geb Inf“ (für Gebirgsinfanterie) beginnen: Stabskompagnie, Logistikkompagnie und die Kompagnien 1 bis 4. Die Ausrüstung umfasst neben den klassischen Infanteriewaffen Radschützenpanzer Pirhana, Aufklärungsfahrzeuge des Typs Eagle, ferner Transportfahrzeuge und Lastwagen.

Hauptaufgaben des Bataillons sind Existenzsicherungsoperationen und Einsätze im Rahmen von Raumsicherungsoperationen, in zweiter Linie solche der Verteidigung.

Den 85er Geist weitertragen

Zur „Starfeier“ waren die Kommandanten des „alten“ 85 eingeladen worden. Als Gäste erwähnen wir besonders Divisionär Fred Heer, stellvertretender Kommandant Heer, die Gemeindeoberhäupter von Glarus und Näfels und Major Jürg Feldmann, Präsident der Glarner Offiziersgesellschaft.

Nach der Begrüssung durch Oberst Fitz Stüssi gab Regierungsrat Dr. Andrea Bettiga, selber ein ehemaliger 85er, seiner Freude über die Wiedererweckung der Nummer 85 Ausdruck. Er betonte die gute Verankerung der Armee bei unserer Bevölkerung und erinnerte an den oft zitierten Ausspruch „Tradition ist nicht Erhaltung de Asche, sondern Erhaltung der Glut“, und zu dieser Glut müssten wir Sorge tragen. Die „Göttirolle“ freute ihn sichtlich.

Fahnenübergabe

Auch für Brigadier Fritz Lier, Kommandant der 12. Brigade, war es ein Freudentag. Er unterstrich die Verwurzelung des alten 85 in der Bevölkerung; aus Wurzeln aber schöpfe man Kraft. Der bezeichnete die Fahne als Identifikationssymbol; das habe man während der eben abgelaufenen Fussball-Europameisterschaft besonders stark gespürt. Die Angehörigen des neuen Truppenkörpers werden aus ihm sicherlich ein gutes Bataillon machen.

Lier übergab dann die Fahne an den Bataillonskommandanten, den
gleichentags zum Oberstleutnant im Generalstab beförderten Markus Mattig, wohnhaft im zürcherischen Obfelden und von Beruf Linienpilot der Swiss. Er freute sich über den guten Empfang im Glarnerland und versprach, die alten 85er Tradition Ehre zu machen und stellte den für Oktober geplanten Dienst mit seinem „jungen, dynamischen Team“ vor.

Der Gebirgsdienst

Kurzweilig und informativ waren die Ausführungen von Oberst David Beeler aus Interlaken über den Gebirgsdienst in unserer Armee in Vergangenheit und Gegenwart. Die Gebirgsausbildung mit Zentrum Andermatt sei nie Selbstzweck gewesen. Seit 1995 gibt es spezielle Rekrutenschulen für Gebirgsspezialisten. Viele Bilder unterstrichen den gewaltigen Fortschritt in dieser Ausbildung, natürlich auch materialmässig. Beeler berichtete auch über das private alpine Rettungswesen und betonte das Zusammenwirken mit der Armee in der Organisation „alpinrettungschweiz“.

Divisionär Fred Heer überbrachte die Grüsse des Kommandanten Heer, Korpskommandant Dominique Andrey und forderte seinerseits auf, die Glut (statt die Asche) zu bewahren, freute sich natürlich über die „Auferstehung“ der Nummer 85 und forderte schiesslich auf, verantwortungs-, kosten-, aber auch sicherheitsbewusst zu handeln.