Die olympischen Winterspiele – (M)ein Albtraum

Seit Tagen verfolgen mich die kommenden Winterspiele von Turin. Ich komme an keiner Zeitung, keiner Fernseh- oder Radiosendung vorbei, ohne dass mir irgendjemand diese Winterspiele schmackhaft machen will.


Ich werde mit Programmen, Informationen über Leistungen, persönliche Daten der Atlethen oder Prognosen geradezu bombardiert. Heute weiss ich über einige Spitzensportler mehr als über unseren Nationalhelden Willhelm Tell. Dieser hätte sich notabene sicher ganz gut gechlagen. Mit seiner Treffsicherheit wäre er bestimmt zu den Favoriten beim Biathlon zu zählen. Also einer der wenigen Medaillenhoffnungen der Schweiz. Diese Hoffnungen will ich aber keineswegs mindern aber zuviel Optimismus kann auch schädlich sein.

Nach de Coubertin sind ja nicht die Medaillen das wichtigste. Wie heisst es doch so schön und phrasenhaft: „Nicht siegen, dabei sein ist wichtig“ Ha!! Die Medaillen haben heute einen enormen Stellen- und auch (Ver)marktungswert. Permanent werden während den Spielen Medaillenspiegel erstellt und lauthals verkündet. Wir Schweizer sind da doch ein wenig becheidener. Hat das vielleicht damit zu tun, dass wir auch nicht unbedingt in der vorderen Hälfte in diesem Medaillenspiegel plaziert sind? Aber trotzdem dürfen wir uns berechtigte Hoffnungen auf einige Medaillen machen. Von uns sprechen wir, wenn wir eben eine solche Medaille gewonnen haben. Sonst sprechen wir eher despektierlich von ihnen. Aber eben diesen gehört meine Sympathie. Nehmen wir die Alpinen SkiläuferInnen. Wenn sie die Rennläufer aus Österreich schlagen können, dann haben sie sicher eine gute Chance auf eine dieser Auszeichnungen. Es führt einfach kein Weg an unseren Nachbarn vorbei. Trotzdem, die olympischen Spiele haben zum Glück eigene Gesetze und nicht immer gewinnt der nach Papierform gesetzte Favorit. Also bestehen doch noch Hoffnungen. Aber die olympischen Spiele bestehen ja nicht nur aus den Alpinen Wettbewerben, obwohl wir sicher am ehesten auf diese Disziplinen foccusiert sind.

Wir, sie spüren die Nuance, ich spreche von wir, da ich fest daran glaube, dass z.B. die Curlingdamen – verstärkt durch unsere Valeria Spälty – eine Medaille „holen“. Auch die Bobfahrer – wir haben leider im Glarnerland noch keine Bobbahn, obwohl eben ein Glarner vor Jahren eine Goldmedaille im Bobfahren „geholt hat“ – sind medaillenverdächtig. Übrigens ich spreche von Ekkehard Fasser.

Die Snowboarder zählen ebenfalls zu diesen Medaillenhoffnungen, so auch die Skispringer mit unserem „Harry Potter“, oder die Erwachsenenen, welche mit einem Schlitten – genannt Skeleton – zu Tale rasen.

Nun beginnt am 10. Februar die tägliche Tortour. Immer wenn eine SportlerIn aus der Schweiz am Start steht beginnt mein Herz, eigentlich ungewollt, rasend zu schlagen. Meine Nerven liegen blank, teilweise zappe ich auf einen andern Sender um mich ein wenig zu beruhigen. Die Neugier bringt mich aber immer wieder zurück zum Wettkampf. Und meine Nervosität steigert sich ins unermessliche.

Ich Frage mich jeden Tag während diesen Alptraumspielen; warum tue ich mir das an. Bin ich tatsächlich ein so grosser Patriot oder einfach nur blöde.