„Die Operation des Jahrhunderts“

Die Gelenkprothetik, mit welcher die Ärzte die so schmerzhafte Arthrose (besonders etwa in der Hüfte) bekämpfen, um das die Gelenke wieder beweglich und schmerzfrei zu machen, hat in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung erlebt, sodass die Operationen zuverlässiger geworden und mit weniger Schmerzen verbunden ist.



Dr. Kern (links) und Dr. Ochsenbein. (Bilder Jann Etter) Dr. med. FMH Ludwig Hauswirth beschrieb die moderne Gelenkprothetik.
Dr. Kern (links) und Dr. Ochsenbein. (Bilder Jann Etter) Dr. med. FMH Ludwig Hauswirth beschrieb die moderne Gelenkprothetik.

Die Gelenkprothetik dürfe als „die Operation des Jahrhunderts“ bezeichnet werden, erklärte Dr. med. FMH Ludwig Hauswirth, Facharzt für Orthopädische Chirurgie, Näfels, der auch am Kantonsspital Operationen vornimmt, in seinem Vortrag über „Moderne Gelenkprothetik“ an der sehr gut besuchten Generalversammlung der Rheumaliga Glarus vom letzten Freitagabend im „Glarnerhof“ Glarus.

Der Pionier der modernen Prothetik

Hauswirth würdigte die Leistung des Briten Sir John Charnley (1911-1982), des Pioniers der modernen Prothetik. Nachdem schon im 19. Jahrhundert kranke Gelenke durch Prothesen ersetzt worden waren, allerdings mit einer grossen Rückschlagsquote), erkannte Charnley, dass neben dem Gelenk auch die Gelenkpfanne ersetzt werden muss, wofür er Acrylzement verwendete. Um die Infektionsrate zu senken, erfand er die Reinlufttechnik, womit das Infektionsrisiko auf unter ein Prozent sank. Die von Charnley eingesetzten Prothesen hatten auch eine längere Lebensdauer - bis zu 30 Prozent nach 31 Jahren.

Allerdings unterlagen die Prothesen oft der „Erosion“ (z.B. durch Abrieb und Knochenabbau), sodass nach neuen Materialen gesucht wurde. An Stelle von Metall oder Kunststoff wird heute vor allem Keramik verwendet.

Verbesserte Operationsmethoden

Neben der erfolgreichen Suche nach neuen Materialien wurde auch die Operationstechnik verbessert. Statt von hinten oder von der Seite wird das neuen Hüftgelenk heute von vorn eingesetzt, wobei im Zeichen der neuen „Schlüsselloch-Chirurgie“, die auch für viele andere Operationen angewandt wird, nur noch ein kleiner Schnitt gemacht wird, der auch bloss noch eine kleine Narbe hinterlässt, was ja auch kosmetisch erfreulicher ist. Mit einem kleinen Schnitt vermeidet man auch die Schwächung von Muskeln und oder die Verletzung von Nerven.

Das neue Verfahren beschleunigt die Rehabilitation und verkürzt die Aufenthaltsdauer im Spital ganz wesentlich. Da die Muskeln geschont werden, ist die Hüfte auch schneller wieder belastbar.

Dr. Hauswirth stellte auch die Knieprothetik vor, betonend, dass das Knie besonders hohen Belastungen ausgesetzt ist. Auch in diesem Bereich sind grosse Fortschritte erzielt worden beim Einsatz von Ganz- oder Teilprothesen.

Schliesslich erklärt Dr. Hauswirth, dass die Operation heute viele früher, also in jüngeren Jahren, gemacht werden kann, weil die Prothesen eben viel länger halten.

Eine Patientin von Dr. Hauswirth dankte in humorvollen Worten für die erfolgreiche Hüftoperation und überreichte ihm Geschenke.

Neuer Präsident der Rheumaliga

Im Anschluss an den Vortrag, der, so war unser bestimmter Eindruck, die allfälligen Ängste vor einer Hüftoperation genommen hat, fand die von Dr. med. FMH Roger Kern, Ennenda, geleitete Generalversammlung der Rheumaliga statt.

Der Jahresbericht hielt u.a. fest, die Rheumaliga Schweiz ihre Tätigkeit in Zusammenarbeit mit den kantonalen Ligen verstärken will. Im Rahmen eines Pilotprojektes haben die Glarner einen Kurs für Patientenschulung durchgeführt. Die Rheumaliga zählt derzeit 449 Mitglieder. Kern ergänzte, dass nun im Schwimmbad Gründli in Glarus ein Treppenlift eingebaut worden ist, den verschiedene Organisationen finanziert haben. Positiv eingestellt ist die Liga zum Vorhaben der Regierung, eine Fachstelle für Gesundheitsförderung und Prävention einzurichten.

Kern dankte der unermüdlichen Geschäftsführerin Margrit Kubli, würdigte das 20-jährige Wirken von Eva Rhyner als Kursleiterin und von Dr. med. Jakob Brunner, der aus dem Vorstand zurücktrat.

Schliesslich verabschiedete sich Dr. Kern, der 2001 das Präsidium von Dr. med. FMH Fritz Kesselring übernommen hatte, selber und liess den Rheumatologen Dr. med. FMH René Ochsenbein, Näfels, zu seinem Nachfolger wählen.