Die Pension Hartmann – mit der Seniorenbühne Zürich

Die Mitglieder der im Jahre 1975 gegründeten Seniorenbühne Zürich, allesamt motivierte Laien-Schauspielerinnen und -schauspieler, finden sich jeden Sommer zusammen, um ein Stück einzuüben, mit dem sie sich auf Tournee begeben. Zu Gast war das Ensemble auf Einladung der Pro Senectute und mit bereitwilliger Unterstützung verschiedener Sponsoren im Saal des Fridolinsheims Glarus. Gespielt wurde vor «ausverkauften Rängen». Die Anwesenden waren spürbar begeistert.



Seniorenbühne Zürich im Saal des Fridolinsheims Glarus mit der Aufführung "Pension Hartamn" ( Bilder: p.meier)
Seniorenbühne Zürich im Saal des Fridolinsheims Glarus mit der Aufführung "Pension Hartamn" ( Bilder: p.meier)

Diese Pension hatte es wegen der verschiedenen Gäste in sich. Hörbar gemacht wurde dies bereits mit der einleitenden Melodie, einem textlich leicht geänderten, den Bedürfnissen des Stücks angepassten Inhalt. «Ich wollt `ich wär ein Fisch …» hiess es im Original. Aus dem Fisch wurden Huhn und Hahn, davon erzählend, was sie nebst Gegacker auch noch zu tun gedenken.

In der Pension Hartmann wohnten gar verschiedene Leute, die einen leicht überdreht wirkend, andere zerstreut und riesig vergesslich, einige total fit, wieder andre in reizende Liebesaffären verstrickt. Dann gab es jene, die voll berufstätig waren und beinahe den ersten Arbeitstag verpasst hätten. Eine weitere, leicht strubbelige Dame hielt sich einen Vogel, dem sie gar viel zu erzählen hatte. Und dann gab es noch die Sangesfreudige und jenen Herrn Hasler, den einzigen Mann, der – zeitlich befristet – einzog und als Stellvertreter einer Schulklasse amtete. Es blieben dann noch der Oberst Kunz, liebenswürdig zerstreut, die zeitlichen Abläufe des vergnüglichen Geschehens präzise ankündigend und die Nonne namens Schwester Nora, ordentlicherweise für schwer erziehbare Jugendliche im Einsatz und ihre Schwester Mina Hartmann, Hausbesitzerin und verantwortliche Leiterin der Pension.
Das ergab acht sehr motivierte und stilsicher agierende Personen auf der Bühne, die Regisseurin Rita Kälin und viele Helferinnen und Helfer im Hintergrund.

Nach der Begrüssung durch Valerie Brand, Pro Senectute Glarus und einigen Erläuterungen ab Bühne ging es mit den drei Akten los, kurzweilig, mit munteren Gesprächen, kleinen Verdächtigungen, altersgerechten Vermutungen, Kommentaren beim Auftauchen oder Verschwinden der Mitspielenden, Abwarten und oft quirligem Agieren.

Nach und nach kreuzten die Bewohnerinnen der Pension am Frühstückstisch auf. Es wurde dies und das erzählt, ein klein wenig übers falsche Jogurt gemotzt, wegen der munteren Sängerin oder der sportlichen Dame ein Kommentar abgegeben. Es war eine Gemeinschaft mit total verschiedenen Personen, alles Damen, die genau wussten, was sie wollten. Mina Hartmann hatte ihre liebe Mühe, einen geordneten Ablauf des Frühstücks hinzukriegen. Und genau in diesem Moment tauchte noch Hugo Hasler, der Lehrer auf, sich für einen Aufenthalt auf Zeit interessierend. Für Frau Hartmann war das leicht verwirrlich, unerwartet. Sie machte dem neuen Gast dezidiert klar, was Gültigkeit hat und was nicht geduldet sei. Zu Letzterem gehörten Damenbesuche auf dem Zimmer.

Irgendwann endete das Frühstück, Sabine Sommer, eine weitere Mieterin, tauchte mit einem total schicken Hut auf. Frau Matter widmete sich wieder dem Gesang. Die Yogalehrerin Fränzi Frech wedelte rum, Käthi Amsler mimte die liebenswürdige, verwirrte Mieterin, Frau Egger begab sich an ihren Arbeitsplatz und genau in diesem Moment reiste Frau Hartmann weg, volle drei Wochen lang, um sich vom nachvollziehbar grossen Stress zu erholen. Niemand aus der Pension hatte damit gerechnet, dass Frau Hartmanns Schwester, die Nonne Nora, nun zum Rechten sehen werde. Alle waren so richtig gemütlich am Festen, es wurde Wein aufgetischt, man duzte sich urplötzlich. Es war so richtig heiter, beschwingt und riesig gemütlich. Schwester Nora, plötzlich im Frühstückszimmer aufkreuzend, sah das ganz, aber wirklich ganz anders. Gehorchen in diesem Alter fällt erwiesenermassen niemandem leicht.
Die Gefühlswelt änderte abrupt. Alles sollte nun gemäss Vorgaben der Schwester Nora ablaufen. Aus war es mit Wein und Gemütlichkeit. Die muntere Schar ahnte, dass das nicht gut kommt. Es war einem gütigen Schicksal zu verdanken, dass Schwester Nora wieder weg musste in ihre «alte Heimat» und dass Mina Hartmann total erholt und zu neuen Taten bereit, auftauchte. Die Begrüssung war riesig herzlich. Es tauchte noch der Oberst Kunz, neuer Pensionär und bereits mit Frau Hartmann liiert, auf. Es wurde für den verstorbenen Vogel so herzige Nachkommen geschenkt. Es war ein erfüllendes, szenengerechtes Happyend. Der lange Beifall war mehr als verdient.