Die Pioniere des Glarnerlands in einem Buch

Ein schlichtes ansprechendes Erscheinungsbild, eine handliche Grösse, ein lesefreundlicher Umfang und jede Menge Stoff aus der Glarner Wirtschaftsgeschichte mit drei exemplarischen Textilunternehmerfamilien. So kommt das Buch «SPINNEN WEBEN DRUCKEN – Pioniere des Glarnerlands» des Vereins für wirtschaftshistorische Studien daher. Initiator des Projekts war der verstorbene Hans Jakob Streiff.



Leiter Standortentwicklung des Kantons Glarus. Der Präsident des Vereins für wirtschaftshistorische Studien
Leiter Standortentwicklung des Kantons Glarus. Der Präsident des Vereins für wirtschaftshistorische Studien

Der Ort der Buchvernissage hat gleichermassen Symbolcharakter für die Industriegeschichte und die wirtschaftliche Zukunft des Kantons Glarus. Die Carlsberg Supply Company AG steht als moderner Dienstleistungsbetrieb im Bereich Beschaffung und Vertrieb für die Richtung, in die sich der Wirtschaftsstandort Glarus entwickeln will. Und die Räumlichkeiten auf dem Jenny-Areal in Ziegelbrücke zeugen von der jahrhundertealten Glarner Industriekultur. Nach der Begrüssung der Glarner Volkwirtschaftsdirektorin, Regierungsrätin Marianne Lienhard, und des Präsidenten des Vereins für wirtschaftshistorische Studien, Dr. Kurt Moser, haben die Autorin Andréa Kaufmann und der Herausgeber Dr. Bernhard Ruetz das Buch vorgestellt.

Textilunternehmer schreiben Wirtschaftsgeschichte


Das Buch bringt es auf den Punkt: Glarus ist ein traditioneller Industriekanton. Auch heute ist er mit einem Anteil von über 40 Prozent nach wie vor der am stärksten industrialisierte Kanton. Von Natur aus alles andere als verwöhnt, haben es die Glarnerinnen und Glarner durch Fleiss, Unternehmergeist und Ausdauer schon früh zu ansehnlichem Wohlstand gebracht. Den Aufschwung im 19. Jahrhundert brachten die Textilbetriebe. Andréa Kaufmann porträtiert stellvertretend für weitere Unternehmen die Leistungen von drei Firmen. Das Abschlusskapitel widmet die Historikerin der wirtschaftlichen Gegenwart und beleuchtet Beispiele aus den Bereichen Maschinenbau und Kunststoff, Lebensmittel und Wasserkraft. >> www.pioniere.ch

Textilkanton erfindet sich neu

Im Kanton Glarus sind heute über 2000 Betriebe ansässig. Die Industrie beschäftigt 18 000 Menschen. Meldungen über Werkschliessungen und Arbeitsplatzabbau sind Zeichen für den aktuellen Transformationsprozess. Was bei Fällen wie Electrolux oder Tridonic gerne vergessen geht: Die Glarner Industrie weist zahlreiche Leuchttürme auf. Dazu gehört die Confiseur Läderach AG mit rund 400 Mitarbeitenden. Sie hat Filialen in der Schweiz, Deutschland, Kuwait, Japan, Korea und Taiwan, eröffnete vor Kurzem das «Schoggi Erlebnis» in Bilten und plant den Werkausbau in Ennenda. Auch das Traditionsunternehmen horgenglarus plant seine Zukunft im Kanton und zügelt seine Produktion in den nächsten Jahren innerhalb des Hauptorts. Zu den Glarner Wirtschaftsperlen gehört auch die Kunststoff Schwanden mit rund 400 Mitarbeitenden in Glarus Süd. Sie stellt nicht nur den begehrten Mercedes-Stern her, sie ist auch führend in der zukunftsträchtigen Hochpräzisionstechnologie. Innovations prozesse bei neuen und ansässigen Unternehmen begleitet die kantonale Kontaktstelle für Wirtschaft mit einem KMU-Innovationscoach, der auch den Wissens- und Technologietransfer sicherstellt.

Drei exemplarische Glarner Textilunternehmerfamilien

Legler & Co. aus Diesbach (Glarus Süd) etablierte sich als einer der wichtigsten Industriebetriebe der Region und expandierte später nach Norditalien. Dort produzierte Legler bedruckte Stoffe für die europäische Haute Couture und stellte 1970 auf die Herstellung von Jeansstoffen um. Die Firma Jenny aus Ennenda (Gemeinde Glarus, heute Daniel Jenny & Co.) war einst die grösste Arbeitgeberin im Kanton und lieferte ihre Erzeugnisse nach Skandinavien, Übersee und in die Türkei. Als «Vertikalunternehmen» stellte der Betrieb die Produkte vom Garn über die Tücher bis zur Veredelung selber her. Die Firma Jenny aus Ziegelbrücke/Niederurnen (Glarus Nord) führt mittlerweile die sechste Generation weiter. Das einst wohl grösste voll integrierte Unternehmen im Glarnerland besass Niederlassungen in Liechtenstein und im Piemont.

Industriespionage im Glarnerland


Auch der Glarner Tourismus setzt auf die Industrie. Das Produktmanagement Glarnerland bietet diesen Winter bereits die vierte Industriespionage-Serie seit 2013 an. Das wetterfeste Winterprogramm im Glarnerland setzt auf Authentizität und verknüpft seit bald zwei Jahren Tourismus und Industrie auf einzigartige Weise. Von Mitte Januar bis Ende März 2015 öffnen insgesamt elf Betriebe an 48 Führungen ihre Tore für Besucherinnen und Besucher. Die Daten der einzelnen Betriebsbesichtigungen und weitere Informationen sind in einem Flyer und unter www.glarnerland.ch zu finden. Anmeldungen nimmt die Touristinfo Glarnerland entgegen unter +41 (0)55 610 21 25.