«Die Schöne und das Biest» im Kleintheater

Bruuwalder Spiellüt einmal mehr in Höchstform.



«Die Schöne und das Biest» im Kleintheater

Burgunderrot überzogene Sessel, weiss gedeckte Tischchen, gedämpftes Licht – nichts liess ahnen, wie umfangreich und zeitaufwendig die Vorbereitungen für die grandiose Darbietung der Bruuwalder Spiellüt während der Weihnachtstage 2017 gewesen sein mussten. Und dies nicht nur die überzeugende schauspielerische Leitung der Laiendarsteller betreffend, sondern ebenso die Atmosphäre, die das Team rund um Ursi Kessler in der ansonsten so nüchternen Tödihalle geschaffen hatte.

Was als zwar ambitioniertes, aber nichtsdestotrotz kleines und wagemutiges Unterfangen vor vielen Jahren zu Weihnachten in der rustikalen Umgebung der Holzbau-Produktionshalle begann, hat die begabte Regisseurin in den vergangenen Jahren in den grosszügigen Räumlichkeiten der Braunwalder Tödihalle zu ungeahnten Erfolgen geführt. Die heuer erstmals an vier Vorstellungen erzählte Geschichte von der «Schönen und dem Biest», breiteren Kreisen aus dem gleichnamigen Film bekannt, war ein Genuss und der erneute Beweis, dass unter kundiger Leitung und mit hoch engagierten Schauspielern und unzähligen (wie unbezahlten) Helfern hinter den Kulissen Grosses vollbracht werden kann. Und wenn wir von «ausverkauft» reden: Traditionellerweise wurde für den Besuch der Aufführungen kein Eintrittsgeld verlangt, sondern um eine freiwillige Gabe für die Kollekte gebeten.

«Ich wollte jene ansprechen, die bewusst das Theatererlebnis suchen, die eben uns zuschauen wollen – nicht ein Zufallspublikum, das gerade nichts Besseres zu tun hat an diesem Abend», begründet Ursi Kessler den mutigen Entscheid, nur Besucher mit Voranmeldung zu berücksichtigen. Die ohne Ausnahme besetzten Stühle an jeder der Aufführungen zwischen Weihnachten und Neujahr geben ihr recht.

Gross und Klein in perfektem Zusammenspiel

Wie in ihren sommerlichen Wandervorführungen verlieh die Kombination von gestandenen Schauspielern und jugendlichen bis sehr jungen Mitwirkenden auch dieser Darbietung der Spiellüt ihren ganz speziellen, bezaubernden Charakter. Ueli Oester bestätigte sein Können auch in der Rolle des Herrn von Unruh, den die Hochmut seines Prinzen in eine (unruhige) Standuhr verwandelt hatte, und das wahrhaft furchterregende Biest verkörperte Monika Müller jederzeit ebenso glaubhaft wie ihre Tochter Jenny Müller die schöne und kluge Belle gab, welche das Ungeheur mit ihrer Liebe wieder zum Prinzen werden liess. Ein hinreissend agierender Tobias Apolloni sekundierte Lukas Rickenbach in dessen Doppelrolle als Lebemann Gaston und eleganter Prinz, während Gabriela Heer als Lumière nicht nur mit ihrem französischen Akzent überzeugte. Die überwältigend schönen und weitgehend selbstgeschneiderten Kostüme und Verkleidungen – Sinja Kessler als zur Teekanne verzauberte Madame Pottine und Sarina Schuler als Tassentöchterchen Tassila überzeugten in Form und Funktion und Deborah Apolloni rief in ihrer Rolle als zum Hocker verhextes Hündchen so viel Mitleid hervor, wie sie als elegante Dorfschönheit Begeisterung weckte – trugen massgeblich zur Verzauberung des Publikums bei und zeugen vom hohen Einsatz der nicht im Rampenlicht stehenden Mitarbeiterinnen, die bis zur letzten Minute mit Nadel und Faden bei Fuss standen.

Bezaubernde Stimmen

Das Pünktchen auf das i aber setzte zweifellos die musikalische Umrahmung durch Danielle Hefti (Klavier und Gesang) und Rebecca Murer (Gesang), die das Märchen mit professionellem Können und viel Hingabe mit aus dem Film bekannten Weisen begleiteten.

Der von der Holzbau AG Braunwald offerierte Apéro bot den begeisterten Besuchern in der Pause Gelegenheit zum Gespräch und zum Auffrischen alter wie zum Knüpfen neuer Bekanntschaften. Das zur Tradition gewordene Weihnachtstheater der Bruuwalder Spiellüt ist eben nicht nur ein kultureller, sondern auch ein gesellschaftlicher Höhepunkt der Feiertage hoch über dem Alltag.