Die Seeforelle – mächtig, prächtig und eine alte Glarnerin

Die mächtige Seeforelle ist auf Laichwanderung. Den See hat sie verlassen und kämpft sich nun leise und versteckt Meter für Meter gegen die Bachströmung durchs Glarnerland. In Glarus tritt die grosse Lachsverwandte nun ins Rampenlicht. Denn das Naturzentrum Glarnerland gewährt derzeit Einblicke in das spannende Leben der Schwimmkünstlerin.



Die Seeforelle pendelt zwischen (Walen-)See und Bach. (Foto: Barbara Zweifel-Schielly/Naturzentrum Glarnerland)
Die Seeforelle pendelt zwischen (Walen-)See und Bach. (Foto: Barbara Zweifel-Schielly/Naturzentrum Glarnerland)

Über einen Meter gross kann die silberglänzende Seeforelle werden. Manch einer wähnt sich bei deren Beobachtung Angesicht zu Angesicht mit einem Lachs. So gehört sie denn auch, wie die bei uns häufige Bachforelle, zur Familie der Lachsartigen. Eine kleine Flosse im hinteren Rückenbereich, die sogenannte Fettflosse, zeigt diese Verwandtschaft auf. Genetisch unterscheidet sich die imposante Seeforelle nicht von der kleineren Bachforelle. Wegen ihrem grösseren Aussehen und ihrer anderen Lebensweise gilt sie aber als andere Standortform. Sie ist im Gegensatz zur Bachforelle ein richtiger Wandergesell.

Mal im See, mal im Bach

Nach den ersten Lebensjahren im Fliessgewässer und jeweils ausserhalb der Fortpflanzungszeit leben die Seeforellen im See. Sie fressen dort Kleintiere, zum Teil aber auch Fische. Zwischen September und Dezember wandern die kräftigen Schwimmerinnen dann aber in die Zuflüsse des Sees, um zu laichen. Für die Eiablage benötigen sie geeignete kiesige Stellen im Bach. Dort legt das Weibchen mehrere Tausend Eier ab, die vom Seeforellenmännchen befruchtet werden. Die aus den Eiern schlüpfenden Fischchen bleiben ein bis drei Jahre im Bach, wo sie geboren wurden. Dann machen sie sich auf in die weite Welt Richtung See.

Historisch bis ins Tierfehd

Seeforellen leben bei uns natürlicherweise im Walensee, in der Wanderzeit kann man sie in der Linth bis Netstal, im Rütelibach und zum Teil in der Rauti antreffen. Früher war das anders. Historische Überlieferungen zeigen, dass die geschmeidigen Fische ursprünglich bis ins Tierfehd schwammen. Auch der heute in der Schweiz ausgestorbene Lachs war dazumal im hintersten Glarnerland zu Gast. Heute ist der Weg dahin zu hindernisreich. Denn der Mensch hat die Gewässerlandschaft zu Ungunsten der Seeforelle verändert.

Vom Hürdenlaufen zum Treppensteigen

Die Seeforellen als Wanderfische kämpfen heutzutage mit künstlichen Wanderhindernissen. Im Glarnerland können die kraftvollen Forellen wegen den zahlreichen Stauwehre der Kraftwerke die Strecke bis nach Glarus Süd nicht mehr bewältigen. Weitere Probleme sind ein zu tiefer Wasserstand bei grösseren Wasserentnahmen, stark wechselnde Wasserführungen (Schwall-Sunk), Kanalisierungen, fehlende Vernetzung mit Seitenbächen, zu wenig geeignete kiesige Stellen sowie Rechen, Turbinen, u.ä., die bei der Rückwanderung oft zu Todesfallen werden. Es finden nun Bemühungen statt, die Glarner Fliessgewässer wieder seeforellen- und fischfreundlicher zu machen. So wurden und werden beispielsweise Fischtreppen bei mehreren Stauwehren gebaut, wie unter anderem im Mühlefuhr Ennenda.

Seeforelle besucht Naturzentrum

Bis Ende Januar 2011 gewährt das Naturzentrum Glarnerland in Zusammenarbeit mit der Kantonalen Abteilung Jagd und Fischerei spannende Einblicke in die Welt der Seeforelle. Auf kurzen Infotexten erfahren Sie Wissenswertes über die bedrohte Glarnerin. Ein Präparat der imposanten Forelle zeigt, dass eben nicht nur in der Ferne grosse Fische zu Hause sind. Und in einem zehnminütigen Film erleben Sie den Laichfischfang und die Seeforellenzucht im Glarnerland. Weitere Attraktionen sind die Fischentwicklung hinter Glas, Wassererlebnisse, Schuppengeschichten und Spielspass mit Seeforelle und Co.

Für weitere Informationen:
Infostelle Naturzentrum Glarnerland, im Bahnhofsgebäude Glarus
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 14.00 bis 17.30 Uhr, Samstag von 10.00 bis 12.00 Uhr. Eintritt frei.
E-Mail: <link>[email protected], Telefon: 055 622 21 82
www.naturzentrumglarnerland.ch