Die Sehnsucht nach Wandern und Literatur

Durch Glarus zu schlendern, da und dort zu verweilen – das ist bewährter, zumeist gewohnter Alltag. Spannend und wechselvoll wird es, wenn man derartige Spaziergänge unter kundiger Leitung und der Entgegennahme des einen oder anderen Tipps unternimmt.

Kürzlich war das – bei wunderbar herbstlichem Wetter – ab Bahnhof Glarus für ungefähr 70g Personen unter Führung von Christa und Emil Zopfi der Fall.

 



erläutert Hauptinhalte.
erläutert Hauptinhalte.

Nach einer knappen Stunde erreichten dann alle die Kulturbuchhandlung Wortreich im Abläsch, nahmen auf einem der bereitgestellten Stühle Platz und wurden wenig später – nach der herzlichen Begrüssung durch Christa Pellicciotta – in eine Welt entführt, die weit über die Grenzen des kleinen, feinen Hauptortes hinausreichten; in eine Welt mit klug ausgewählten Wanderungen samt begleitenden, sorgsam ausgewählten Fotos und Links zu Literaten aus verschiedensten Epochen. Christa und Emil Zopfi haben im präsentierten Buch «Sehnsucht nach den grünen Höhen» nicht einfach reizvolle, attraktive Routen zwischen Pfannenstiel, Schnebelhorn, Churfirsten, Klöntal, Rapperswil, Mürtschen, Walensee und Tödi «abgewandert». Ihrem spürbar sorgsamen Erforschen, Verweilen und Hinterfragen ist hohe Anerkennung zu zollen. Sie, die während mehr als 20 Jahren in Obstalden und seit nunmehr viereinhalb Jahren in Zürich wohnen, erweisen sich als Naturliebhaber, die vielem mit spürbarem Respekt und einer schon fast ansteckenden Neugierde begegnen. Sie vermögen genussvoll zu verweilen, sich forschend in ein Archiv zu begeben, Ortskundige zu befragen, Fakten kenntnisreich zusammenzutragen, und irgendwelche Wegstrecken als bunten Blumenstrauss mit seltenen Arten zu präsentieren. Ihre Neugierde überträgt sich auf den Leser des Buches. Der merkt bald einmal, dass er wohl viel, sehr viel Zeit aufwenden muss, wenn er sich mit allem aus der Schreibstube von Christa und Emil Zopfi eingehend befassen will. Das Bewältigen der Wegstrecken – es handelt sich um 17 Routen – ist bezüglich zeitlichem Aufwand absolut machbar. Widmet man sich aber den verschiedenen Literaturhinweisen, wird es mit den Tagesetappen schwierig. Vor allem dann, wenn man das eine oder andere Buch jener rund 50 Autorinnen und Autoren erwirbt, die sich mit der betreffenden Gegend gar nachhaltig befasst und vieles kunstvoll niedergeschrieben haben.

Christa und Emil Zopfi schreiben in ihrem Hinführen nicht einfach Start- und Zielort auf; sie verpacken das schon mal in eine Botschaft, die nicht selten Spannung verspricht. So heisst es beispielsweise «Pfannenstiel – Albin Zollingers Liebesberg» oder «Auf Leben und Tod am Walensee», «Amden – das Gottesreich auf Erden», «Dichterpfad im Schatten des Glärnisch», «Anna Göldi – eine unendliche Geschichte», «Im Blumengarten der Eiswüste» oder «Schiefer – schwarzes Gold und Leichentuch». Zu jeder Wanderung gehören – eine erwartete Selbstverständlichkeit – der Kartenausschnitt, Angaben zur Dauer der Wanderung, Höhendifferenzen, Distanz, geeignete Jahreszeit für den Aufbruch in fast neue, nicht so ferne Welten, dann auch Sehenswertes entlang der beschriebenen Wege und die fast zahllosen Hinweise zu den verschiedenen Autoren. Mit diesen literarischen Wanderungen ist ein ganz besonderes Buch entstanden, das im «Wortreich» zuerst von Thomas Weidmann, dem CEO des Rotpunkt-Verlags, ganz knapp vorgestellt wurde. Christa und Emil Zopfi äusserten sich detaillierter, in willkommen konzentrierter Form. Dennnoch – die Zeit rannte davon. Der «geneigte Leser» erahnte, dass ein Tag nie ausreichen würde, um eine der lockenden Wanderungen zu bewältigen. Christa und Emil Zopfi haben Geschenkpakete bereitgestellt, die man lustvoll auspackt; beispielsweise nicht hurtig vom schwyzerischen Pfäffikon auf dem Seesteg nach Rapperswil eilt, sondern sich Kulturellem, Literarischem so widmet, wie es die Zopfis wohl auch getan haben. Orte, Regionen erscheinen in neuen Dimensionen, fordern den einen heraus. Man will noch mehr erfahren – beispielsweise über die Ölbohrungen in Tuggen, über Kurt Guggenheim, Jakob Senn, den «grünen Heinrich von Steg». Man taucht zuweilen in Volkskundliches ein, wünscht sich, dass man noch ganz lange pensioniert bleibt, um gar vieles lesen, in sich aufnehmen zu können.

Das Buch bleibt zu Hause, es ist so gewichtig, steht vielleicht bald einmal neben andern Büchern und protzt mit seinen so zahlreichen Seiten, seinem beachtlichen Gewicht und dem immensen Inhalt – ist aber gerne bereit, sich zu öffnen.