Die Senioren in Bad Säckingen

Der Glarner Seniorenverband bietet einmal pro Monat eine Veranstaltung an. Der Einladung zu einem Tag im grenznahen Bad Säckingen leisteten 90 Mitglieder Folge. An diesem Tag stimmte alles zusammen. Beginnend mit den sorgsam lenkenden Chauffeuren der Carunternehmungen Tödi-Reisen und Niederer, dem meistens nicht allzu heissen Wetter, den anschliessenden, spannenden Führungen mit gar kundig und liebenswürdig erläuternden Gastgebern aus Säckingen, der Aufwartung des standesgerecht fast echten Trompeters der gemütlichen Stadt am Rhein.



Die Senioren in Bad Säckingen

Das zeitlich kurz bemessene Lädälä am Nachmittag, das Verweilen im sorgsam gepflegten Schlosspark und die vielen munteren Gespräche unter den Teilnehmenden oder mit weiteren Personen schlossen an. Der Näfelser Fridolin Hauser (Osterhazy), Vorstandsmitglied des Seniorenverbandes, hatte sein «Heimspiel» umsichtig und mit spürbarer Beschwingtheit vorbereitet.

Los ging es am eher frühen Morgen. Pünktlich wurden alle abgeholt. Reibungslos war die Fahrt samt Kaffeehalt in Brunegg. Schon erhielt man erste willkommene Informationen zu Säckingen, einer Stadt, die mit unserem Kanton, schwergewichtig mit Näfels, seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden ist. Dass wir Glarner ursprünglich Säckinger waren, wussten nur wenige. Sage und Realität vermischten sich zuweilen – aber das macht die Spannung eines Geschehens nun mal aus!

Die Sage von Ursus, Landolf und Fridolin, ein Erbstreit, das Erheben des Ursus aus dem Grab, nachdem ihn Fridolin gerufen hatte, der gemeinsame Gang zum 80 Kilometer entfernten Gerichtsort und das gute Ende führten dazu, dass der gottesfürchtige Fridolin dafür sorgte, dass das Land dem Kloster Säckingen zugeschlagen wurde. Damit ist auch erklärt, weshalb Fridolin auf dem glarnerischen Wappen prangt. Mit dem Eintreiben des Zehnten waren die habsburgischen Vögte beauftragt. Die Konflikte endeten bekanntlich mit der Schlacht bei Näfels. Die Verbundenheit mit der Äbtissin von Säckingen blieb. Heute noch pilgern Glarnerinnen und Glarner an die Stadt am Hochrhein. Einst lag sie auf einer Insel. Das endete mit dem Zuschütten eines Rheinarms. 1988 gründete Näfels mit Säckingen eine Partnerschaft, die aktuell an Glarus Nord übergegangen ist. Alljährlich besucht eine glarnerische Delegation das Fridolinsfest in Säckingen. Gegenrecht besteht mit dem Besuch der Leute aus Säckingen anlässlich der jeweiligen Näfelser Fahrt.

In der Ankündigung zu diesem Tagesausflug war von der hübschen Stadt am Rhein mit Fridolinsmünster, der längsten Holzbrücke Europas über den Rhein, natürlich dem legendären Trompeter, seinem Schloss samt prächtigem Park und anderem die Rede.

Umfangreiches Material – Infos über Europas längste Holzbrücke, das St. Fridolinsmünster, den Trompeter von Säckingen samt Liedern des Katers Hiddigeigei und das Werden der Stadt – gelangte im Car zur Verteilung, so konnte man sich schon mal einstimmen.

Am Beginn der Holzbrücke stand Karl Braun bereit. Er wusste einfach alles und führte kenntnisreich, mit feinem Humor und seinem klugen Beschränken auf Wesentliches über die Brücke Richtung Münster. Einst verbanden zwei Brücken den Ort mit den beiden Ufern. Mehrmals wurde die Holzbrücke weggeschwemmt (Hochwasser, Eisgang). Das Bauwerk war oft gefährdet. Stets bildeten Brücken- und Rheinzoll bedeutende Einnahmequellen. Die heutige Brücke steht auf sieben Steinpfeilern. Teile davon wurden in verschiedenen Kriegen mehrfach zerstört. So mussten nach dem Bau des Rheinkraftwerks und der Vertiefung des Flussbetts die alten Pfeiler neu fundiert und verstärkt werden, dies zwischen 1960 und 1963. Die genau 206,51 m lange Brücke verbindet das schweizerische Stein mit Säckingen, sie ist zwischen 3,40 bis 5,00 m breit, diente einst den Pilgerströmen und ist heute den Fussgängern und Velofahrenden vorbehalten. Verbaut wurden Eichen- und Fichtenholz. Es ist die echt längste derartige Brücke in ganz Europa. Deren erste Erwähnung fällt ins Jahr 1270.

Das St. Fridolinsmünster – damit wurde wieder näher an Glarnerisches gerückt – ist mit seinen barocken Zwiebeltürmen ein weitherum sichtbares Baudenkmal. Die Kirche wurde 1272 bei einem Stadtbrand vernichtet. Die gotischen Türme wurden mehrmals erhöht. Auffallend sind die schlanken, langen Chorfenster. Die Zwiebeltürme entstanden zwischen 1725 und 1727. Beeindruckend ist der Hochalter. Auf dem Hauptgemälde des Tessiner Künstlers Francesco Antonio Giorgioli ist Maria mit dem Kinde zu sehen. Der heilige Hilarius reicht dem Heiligen Fridolin den Abtsstab. Die Krypta gilt als älteste noch erhaltene Bausubstanz aus dem 10./11. Jahrhundert. Der Steinsarg mit den Gebeinen des Heiligen Fridolin war gegenüber dem Altar aufgestellt. Zu dessen Ehren wurde ein passender Reliquienschrein erstellt. Vollendet wurde er 1764. Die imposante Orgel stammt aus dem Jahre 1933, sie umfasst drei Manuale mit 57 Registern und ist in Anlehnung an eine frühere barocke Ausführung gebaut worden. Die Fridolinsprozession findet immer am 6. März statt.

Um den Trompeter von Säckingen spannen sich leidenschaftliche Geschichten, voller Liebe, Musik, Scheffelscher Dichtkunst, Kater Hiddigeigei und immenser Popularität. Noch heute tritt der Trompeter auf – wann immer gewünscht. Auch die glarnerischen Senioren empfingen ihn mit gar grossem, herzlichem Beifall, nachdem sie vom stellvertretenden Bürgermeister Wolfgang Lücker; Winfried Ays, Präsident des Freundeskreises Näfels/Glarus, und Werner Rauscher, ehemals Präsident des Kirchgemeinderates Säckingen und Mann der ersten Stunde, anlässlich der Gründung der Partnerschaft gar herzlich und mit kurzen Wortmeldungen begrüsst worden waren.

Bald waren alle mit verschiedenfarbigen Ballons ausgerüstet, die auf Kommando in den blauen Sommerhimmel stiegen – und wenig später ging es wieder zurück ins Glarnerland.