Nach dem Motto «Die Axt im Hause erspart den Zimmermann» wurde der Auftrag dem einheimischen Ernst Fischli, seines Zeichens ehemaliger Kaminfegermeister, vergeben. Fischlis künstlerische Ader blieb nämlich auch der Stiftung Pro Netstal nicht verborgen. Seine Passion ist die Nadelmalerei. Aber auch das Bemalen und Beschriften von Treicheln sowie die Bauernmalerei sind eine Leidenschaft von Fischli. Seine Kunstwerke zeugen von viel Leidenschaft für seine Hobbys. So war es eigentlich naheliegend, dass die anspruchsvolle Arbeit einer Wappen-Sanierung Ernst Fischli zugesprochen wurde. Motiviert und mit viel Herzblut hatte sich dieser in den letzten Wochen der anspruchsvollen Aufgabe angenommen. Das Resultat seiner tadellosen und sauberen Arbeit kann an der südlichen Fassade des Rathauses besichtigt werden. Der mit 92 Jahren immer noch agile, stets fröhliche und aufgestellte ehemalige Kaminfeger hat den Auftrag für eine Renovierung der Wappen mit Bravour und zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers ausgeführt und sind wir ehrlich: Der beste Wappenmaler hätte es nicht besser machen können! Seit dem letzten Mittwochvormittag hängen die drei Wappen mit den Netstaler Familiennamen Stähli, Hösli und Michel wiederum am angestammten Ort und erfreuen nicht nur den Besitzer der Liegenschaft, sondern die ganze Bevölkerung von Netstal. Aus dem ehemaligen Restaurant «Altes» Rathaus ist dank der Linth Living AG und der Bau Top AG aus Luchsingen ein toller Wohnbau und ein wahres Bijou geworden.
Dorfführungen führen am «Alten Rathaus» vorbei
Bei den durch die Stiftung Pro Netstal organisierten Führungen durch das Dorf Netstal führt der Weg auch beim ehemaligen Restaurant «Altes Rathaus» vorbei. Das geschichtsträchtige, markante Gebäude an der Kreuzbühlstrasse ganz in der Nähe der Katholischen Kirche diente im 18. Jahrhundert dem Katholische Rate des Standes Glarus als Sitzungsort. Nachdem der vorgängige Sitzungsort, das Restaurant Raben, durch dessen Besitzer Ratsherr Balthasar Joseph Gallati im Jahre 1742 an Baumeister Johann Balthasar Stähli verkauft wurde, gestattete dieser dem Lande, sein neu erbautes Haus in ein Rathaus umzubauen. Die Arbeiten für diesen Umbau dauerten von 1744 bis 1746. Der Rathauswirt erhielt jeweils für die Sitzungen eine Entschädigung, musste aber das Haus und das Dach in Stand halten, während das Innere von der Regierung unterhalten wurde. 1781 verkaufte Fridolin Joseph Stähli das Rathaus dem Lande Glarus, blieb aber weiterhin Wirt darin. Zuoberst im Haus befand sich ein kleines Gefängnis. Der Wirt musste gegen Bezahlung die Häftlinge verköstigen. 1798 kündigte die Helvetische Regierung den Vertrag mit Stähli. Die Mediationsakte (1803) stellte die alte Ordnung wieder her, doch Stähli wollte den Rat nicht mehr bei sich aufnehmen. Daher verlegte der Katholische Rat seine Sitzungen nach Näfels. Der Name des Gasthauses blieb aber erhalten. 2017 wurde das «Alte Rathaus», wie bereits erwähnt, einer umfangreichen und hervorragend gelungenen Renovation unterzogen. Der Gastbetrieb wurde eingestellt. Seither dient das «Alte Rathaus» als Wohnraum.