Die Stereofotografie erlebt nach 50 Jahren eine Renaissance

Bereits um 1900 und um 1950 erlebte die Stereofotografie einen Boom. 50 Jahre später sind 3D-Fotos plötzlich wieder en vogue. Das von Fotografen, Journalist, Lehrer und Designer Jarryd Lowder herausgegebene, vom Christoph-Merian-Verlag verlegte Buch «Stereographic Switzerland» stellt diese faszinierende Technik des 19. Jahrhunderts mit etwa 200 Aufnahmen aus der Schweiz vor. «Stereographic Switzerland» ist ein grafisches Kunstwerk und bietet der Leserschaft einen plastischen Blick in die Vergangenheit in eine Schweiz, die es so nicht mehr gibt.



«Holmes»-Stereoskop"
«Holmes»-Stereoskop"

Schon vor weit über hundert Jahren gab es Stereo-Kameras, die mit zwei Objektiven ausgerüstet waren. Eine faszinierende Technik aus den Anfängen der Fotografie. Die Stereofotografie ist ein um 1850 ein erfundenes Verfahren zur Erzeugung dreidimensionaler Bilder. Deren Betrachtung durch einen eigenen Apparat ermöglichte es dem damaligen Publikum, die abgebildeten Gegenstände in atemberaubender Plastizität wahrzunehmen. Als beliebte Tourismusdestination bot die Schweiz einen beliebten Fundus an Motiven für stereofotografische Aufnahmen. Mächtige Gletscher, imposante Bergpanoramen, bäuerliche Szenen und mondäne Orte der Schweiz fanden ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Stereofotografie ihren Weg rund um den Globus. Besonders Firmen aus dem angloamerikanischen Raum produzierten Stereobilder mit Darstellungen von Schweizer Landschaften und Sehenswürdigkeiten für einen grösseren Markt.

Plastischer Blick in die Vergangenheit

Das soeben auf dem Markt erschienene Buch «Stereographic Switzerland» von Jarryd Lowder gibt einen vertieften Einblick in die einzigartige Stereobilder-Sammlung des Schweiz. Im Zentrum des grafisch hervorragend gestalteten Buchs, dass man mit Fug und Recht als Kunstwerk bezeichnen darf, und nebenbei gesagt eigentlich in keinem Bücherregal von Berufs- und Hobbyfotografen fehlen sollte, steht die Stereobilder-Sammlung des Schweiz-Amerikaners Donald G. Tritt. Diese sehenswerte Sammlung befindet sich heute im Schweizerischen Nationalmuseum. Auf 184 Seiten zeigt Loweders Buch neue, aussergewöhnliche und noch nie gezeigte historische Bilddokumente aus einer Zeit zwischen 1860 und 1920. Interessant, aufschlussreich und sehr detailliert referierte der Autor über die faszinierende Stereofotografie-Technik des 19. Jahrhunderts, nostalgisch rückblickend auf eine Schweiz, die es so längst nicht mehr gibt. Die beeindruckenden Fotografien im «Stereographic Switzerland» werden von den Autoren Jarryd Lowder und Aron Estermann mit umfassenden Hintergrundinformationen zur stereoskopischen Industrie in Europa und Amerika ergänzt. Eine im Buchdeckel auf der Innenseite beigelegte Stereobrille ermöglicht der Leserschaft, die rund 100 Stereobilder in 3D zu betrachten. Ein Erlebnis sondergleichen! Das tolle Buch ist ab sofort in der Buchhandlung Baeschlin an der Hauptstrasse 32 in Glarus oder auf dem Schweizer Büchermarkt erhältlich.

Die Autoren von STEREOGRAPHICS SWITZERLAND

Jarryd Lowder (geboren 1968, Iowa City, USA), Hauptautor des Buches, interessierte sich schon als Kind für die Stereoskopie und sammelte leidenschaftlich Stereobilder von Manhattan zur Zeit der Jahrhundertwende. An der SVA NYC (School of Visual Arts) unterrichtete er 15 Jahre lang in den Fachbereichen Videoproduktion, Audiobearbeitung und digitale Musikkomposition: Er arbeitete freiberuflich für verschiedene Künstler und stellte seine eigenen Arbeiten in den USA, in der Schweiz, und in vielen Ländern Europas und in Asien aus. Seit 2014 lebt er in Glarus in der Schweiz als Fotograf, Journalist, Lehrer und Designer.

Aaron Estermann (geboren 1990, Luzern) studierte Geschichte und Medienwissenschaft an der Universität Basel sowie Visuelle Kommunikation und Bildforschung an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Nach einem Praktikum im Fotomuseum Winterthur arbeitete er als Grafiker und Filmassistent und betreut seit 2018 beim Schweizerischen Nationalmuseum die historischen Pressebildarchive sowie das Studienzentrum. 2020/21 kuratierte und leitete er die Ausstellung «Stereomania. Die Schweiz in 3D» (Landesmuseum Zürich).