Die Stromversorgung – ein ernstzunehmendes Thema

Die Schweiz läuft auf strukturelle Stromengpässe zu – wie sieht es bei uns im Glarnerland für die Zukunft aus?



Regierungsrat Pankraz Freitag vor dem Projekt "Linthal 2015" (Bild: j.huber)
Regierungsrat Pankraz Freitag vor dem Projekt "Linthal 2015" (Bild: j.huber)

Dieses aktuelle Thema war Grund für glarus24.ch Regierungsrat Pankraz Freitag zur Situation bezüglich Stromversorgung im Glarnerland zu befragen. In diesem Zusammenhang interessiert naürlich auch, wieweit das Projekt Linthal 2015 Einfluss auf diese Situation nehmen kann.

glarus24.ch zitiert Eingangs Walter Steinmann, Direktor des Bundesamtes für Energie aus einem Interview mit der Mittellandzeitung vom 15. Februar 2006: „Die Selbstversorgung mit Schweizer Strom geht zurück. Zu Beginn des Jahres ist sogar Strom, aus Italien in die Schweiz geflossen. Die Versorgungssicherheit wird für die Schweiz ab 2020 ein Problem. Bereits ab 2010 brauchen wir die langfristigen Verträge für den Strombezug aus Frankreich über das ganze Jahr, um den schweizerischen Strombedarf zu decken. Die Versorgungssicherheit wird für die Schweiz ein Thema.“

Strom im Glarnerland

Diese Aussge bestätigt auch Pankraz Freitag. In Zukunft wird immer mehr Strom benötigt, aber die Stromproduktion, sprich neue Kraftwerke in der Schweiz werden nicht oder nicht in genügender Menge gebaut. Dies führt unweigerlich dazu, dass wir Strom aus dem Ausland einkaufen müssen. Es ist auch anzunehmen, dass bei Spitzenbedarfszeiten, wir bereits vor dem Jahre 2020 in diese Notlage gelangen. Das Thema Strom kann nicht isoliert betrachtet werden. Im Glarnerland, mit den drei grossen Kraftwerken Linth-Limmern, SN in Schwanden und dem Kraftwerk am Löntsch kann mehr als der dreifache Bedarf an Strom für uns produziert werden. Da sich diese Kraftwerke in Privatbesitz befinden, hat der Kanton keinen Einfluss, wohin dieser Strom dann schlussendlich fliesst. Es darf nicht vergessen werden, Strom muss dann produziert werden, wenn Strom auch benötigt wird. Also nicht auf Vorrat. Strom kennt auch keine Grenzen. Somit kann der Durchfluss dieser Energie über die Hochspannungsleitungen nicht an der Kantons- oder auch an der Schweizergrenze mit einem Schalter gestoppt werden. Diese Energie fliesst ungebremst dahin wo sie schlussendlich benötigt wird. Oder auch dahin wo der beste Preis realisiert werden kann. So gesagt haben wir, obwohl wir genügend Strom produzieren, auf keinen Fall die Gewähr, bei einer zukünftigen Stromverknappung stets über genügend Strom zu verfügen. Man sollte aber auch nicht den Teufel an die Wand malen.

Stromverknappung in der Schweiz

Die Stromverknappung ist eine „schleichende“ Erscheinung. Sie erfolgt nicht explosiv und wurde dadurch in der Vergangenheit stark unterschätzt und auch zu spät wahrgenommen. In den Köpfen der meisten Schweizer besteht immer noch die Meinung „wir haben ja genügend Strom, wir können sogar Strom ins Ausland liefern:“ Dieser paradiesische Zustand war einmal, dies aber vor vielen Jahren. Heute ist es umgekehrt, wir sind auf Stromlieferungen aus dem Ausland angewiesen. Auch hat sich der Stromverbrauch bei den Konsumenten verändert. Im Winter war der Stromverbrauch gegenüber dem Sommer um vieles höher. Heute ist der Unterschied deutlich geringer. Dazu beigetragen haben sicher die vielen Klimageräte, aber auch die stets steigende Zahl an PC’s etc. Es sind Besterbungen im Gange so schnell wie möglich Stromlieferverträge mit Frankreich und andern Ländern abzuschliessen. Sollte aber zum Beispiel in Frankreich eine Stromverknappung auftreten ist es fraglich, ob sich wohl die Franzosen an diesen Vertrag halten werden. Dass eigene Hemd ist bekanntlich jedem noch am Nächsten.

Zukunft für Pumpenspeicherwerke

Weiter führt Walter Steinmann in dem Interview aus, dass die Schweiz über Stauseen und Spitzenenergie verfügt. Dadurch können wir den Strom liefern, wenn dieser besonders knapp ist. Das wird in der Zukunft vielleicht noch wichtiger. Darum werden auch die Pumpenspeicherwerke immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dies bestätigt Pankraz Freitag gerne, spricht doch diese Aussage für das Projekt „Linthal 2015“. Mit dem Ausbau der Pumpenspeicherwerke kann viel dazu beigetragen werden, dass die Versorgung in der Schweiz bei Spitzenbedarf weitgehend sichergestellt ist. Die Pumpenspeicherwerke spielen vor allem in den Phasen des Spitzenenergriebedarfs eine sehr wichtige Rolle. Deshalb planen ja die grossen Konzerne, wie die Axpo mit „Linthal 2015“ oder die ATEL im Wallis, neue Pumpenspeicherwerke. Sie sind bereit enorme Summen in diese Projekte der Zukunft zu investieren. Es handelt sich dabei um langfristige Investitionen. Je früher mit der Realisierung begonnen werden kann, je schneller fliesst Geld zurück. Solche Internationale Konzerne müssen gewinnorientiert denken.

Die Chancen für das Projekt „Linthal 2015“

Pankraz Freitag sieht die Chance, dass das Projekt 2015 durch die Axpo realisiert wird als sehr hoch. Hier spielt aber der Zeitfaktor eine wichtige, wenn nicht die entscheidenende Rolle. Die Axpo steht im Wettbewerb mit anderen Unternehmungen und Projekten, National und International. Längerfristige Verzögerungen, zum Beispiel durch Einsprachen oder auch durch technische Probleme, könnten dazu führen, dass sich die Axpo die Sache noch einmal überlegt. Es geht um eine auch für die Axpo enorm grosse Investitionssumme. Und Zeit ist Geld, Verzögerungen kosten Geld und können bis an die Schmerzgrenze eines Konzerns gehen. Bereits heute ist ein Kampf um die benötigten Fachkräfte entbrannt. Die ausgebildeten Spezialisten für solche Spezialbauten – und von denen gibt es nicht allzuviele – waren über Jahre aus dem Geschäft. Es wurden in der Vergangenheit ja keine solche Projekte realisiert. Nun sind eben diese Fachleute sehr umworben und werden bereits heute von den Konzernen unter Vertrag genommen. Die KLL respektive die NOK hat schon heute solche Fachleute auf Zusehen eingestellt. Das Projekt Linthal 2015 ist nach Meinung von Pankraz Freitag auf einem guten Weg. Morgen werden von der NOK die Pläne überbracht. Der Umfang dieser Akten ist sehr gross und sie haben nicht in einem normalen PW Platz. Nun werden diese Pläne geprüft und später als Gesuch beim Bund eingereicht. Dabei betont Freitag nochmals: Das Projekt ist sehr gut muss aber sehr schnell und mit äusserster Priorität behandelt werden.

Vielen Dank für dieses sehr interessante und äusserst informative Gespräch. glarus24.ch hofft, dass das für den Kanton Glarus so wichtige Projekt „Linthal 2015“ möglichst bald realiserit und mit dem Bau rechzeitig oder sogar frühzeitig begonnen werden kann. Damit hätte dieseses Projekt, im Wettbewerb mit anderen, ähnlichen Projekten, „die Nase vorn“.